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Willi Diez baut die Sulzthaler Dorfmauer wieder auf


Autor: Doris Bauer

Sulzthal, Montag, 02. Sept. 2013

Wer ein Haus im Ortskern der Marktgemeinde besitzt, kann meistens auch gleich ein Stück Geschichte sein Eigen nennen.
Geschichte zum Schwitzen: Willi Diez bei der Arbeit Fotos: Doris Bauer


Der rund 900 Einwohner zählende Ort kann auf eine lange und bewegte Vergangenheit zurückblicken. So ist es nicht verwunderlich, dass Willi Diez, wenn er auf seinem Anwesen an der Hauptstraße arbeitet, gleichzeitig eine historisch bedeutsame Arbeit leistet.

Diez baut die eingefallene Dorfmauer wieder auf, die im Jahr 1581 um den damaligen Ort errichtet wurde.

"Im vergangenen Winter ist sie endgültig eingefallen, aber ich möchte sie gerne wieder aufbauen, da sie schließlich ein Stück lebendige und erhaltenswerte Geschichte ist", sagt der 55-Jährige. Er will auf seinem Grundstück ein etwa 100 Meter langes Teilstück - so gut es geht - wieder in den Originalzustand bringen.

Das ist nicht nur schweißtreibend, weil es mit viel Handarbeit verbunden ist, sondern kostet vor allem viel Zeit. Denn die Mauer ist gut drei Meter hoch und 70 Zentimeter breit. Diez erklärt: "Die Steine habe ich zunächst abgetragen und gesäubert. Die gleichen werden dann wieder für die Dorfmauer verwendet."

Könnten die Steine erzählen, hätten sie bestimmt so manche Geschichte parat. "Hier war Munition versteckt. Vermutlich aus dem zweiten Weltkrieg", berichtet Diez. Die hat der Sulzthaler gleich zum Entsorgen abgegeben.
Was vor über 400 Jahren mit Grubensand und Kalk zusammengefügt wurde, wird jetzt mit Mörtel wieder standfest gemacht. Dafür wird auch ein ungefähr ein Meter tiefes Fundament gelegt.

Die Grube muss ausgeschaufelt werden - meist per Hand. Danach werden die Muschelkalksteine möglichst passgenau wieder zusammengesetzt. Auch die Mauerkrone soll so aussehen, wie sie einst angelegt wurde. "Auf die Steine wurde ein kleiner Erdwall gesetzt, der dann mit faust- bis kopfgroßen Steinen lose abgedeckt wurde. Vielleicht wurde das deswegen so konstruiert, damit die Mauer nur schwer zu überwinden war", mutmaßt der Sulzthaler.

Der Erdwall der ursprünglichen Mauer wurde mit der Zeit immer grüner: Die vom Wind herangetragene Saat ging auf. Auch das Wetter hat ganze Arbeit geleistet und das Bauwerk auseinanderfallen lassen. So ist die Sulzthaler Dorfmauer an verschiedenen Stellen baufällig oder bereits ganz eingestürzt. Nicht so bei Diez, der von zahlreichen Helfern unterstützt wird.

An dem Mauerstück, das zur Straßenseite hin an das Wohnhaus angrenzt, hat er bereits die Fugen gesäubert. Wie frisch gemauert sieht das Bauwerk aus. "Die Steine habe ich so belassen, damit der Originalzustand möglichst lange erhalten bleibt." Auf die Frage, bis wann die restliche Mauer wieder steht, lacht Diez kurz: "Das wird wohl noch dauern. Vielleicht bis zum Winter." Wichtig ist, dass die Mauer wieder steht und der Nachwelt für viele Jahre erhalten bleibt.