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Wildflecken: Sportclub am Kreuzberg feiert 60. Geburtstag


Autor: Sebastian Schmitt

Oberwildflecken, Sonntag, 22. Juli 2018

Der SCK Oberwildflecken feiert mit vielen Ehrungen. Erika Oechsner ist neues Ehrenmitglied, Josef Marek und Ursula Wich erhalten das Goldene Ehrenzeichen.
Walter Gutmann würdigt die Verdienste des SCK Oberwildflecken. Foto: Sebastian Schmitt


Mit dem Rhöner Kreuzberglied startete der SCK Oberwildflecken schwungvoll in seine viertägige Feier zum 60. Geburtstag. Der Sportclub am Kreuzberg ist längst weitaus mehr als ein Sportverein. Er sorgt für einen echten Zusammenhalt im kleinsten Wildfleckener Ortsteil mit rund 400 Einwohnern. "In der damals schwierigen Zeit war die Sehnsucht nach einer funktionierenden Gesellschaft, die Sehnsucht nach Gemeinsamkeit ebenso vorhanden wie die Sorge um die wirtschaftliche Zukunft", sagte Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW) über die Entstehung des Sportclubs.

"Der Sportclub wollte von Anfang an den Ort mit kulturellen und geselligen Veranstaltungen beleben und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bewohner fördern. Geblieben sind bis heute die Ballsportart Fußball und die vielen Veranstaltungen. Die Mitglieder des SCK Oberwildflecken sind das Lebenselixier des kleinen Ortsteils. Ohne ihre Mithilfe gäbe es kein Waldfest, keinen Munazauber, keinen Kinderfasching, keinen Faschingsumzug, keine Maibaumaufstellung, keine Sportveranstaltungen und keine geselligen Abende im Sportheim. Ohne den SCK Oberwildflecken wäre die Gemeinde um vieles ärmer", sagte der Wildfleckener Rathauschef. Das soziale Miteinander über Kulturen, Nationalitäten und Generationen hinweg sei ein Markenzeichen des SCK Oberwildflecken. In einem Ort, in dem es schon immer ein stetiges Kommen und Gehen gab, trage der SCK zum friedlichen Zusammenleben bei. "Ich wünsche mir, dass sich auch in Zukunft Menschen für die Ziele des SCK begeistern lassen."



Alt-Bürgermeister und Ehrenbürger Walter Gutmann aus Wildflecken beschrieb die Entstehung des Ortsteils Oberwildflecken, der über Jahrzehnte eben durch den SCK mitgeprägt worden ist. "Oberwildflecken ohne den SCK ist nicht denkbar", sagte Gutmann. Der Ort selbst hat keine jahrhundertelange Geschichte. Die zunächst namenlose Siedlung entstand im Jahr 1940 als eine Munitionsanstalt, mit Wohngebäuden, Baracken, Hallen und Anschluss an die Sinntalbahn, im Heeresgutsbezirk Wildflecken. Erst im Jahr 1951 kam der Ort zur Gemeinde Neuwildflecken und 1970 durch Zusammenschluss der Gemeinden zu Wildflecken. Dass sich schnell ein neuer Sportclub gründete, war Ausdruck der ausgeprägten Eigenständigkeit der "Muna".

Viele Bewohner Oberwildfleckens verbindet eine Flüchtlingsgeschichte in der Familienhistorie, später kamen viele Aussiedler in den Ort. "Da hat man nicht nach Namen gefragt, auch wenn sie fremdländisch klangen. Der Verein ging immer mit offenen Armen auf die Fremden zu", erzählte Gutmann weiter. "Der Verein hatte außerdem die Fähigkeit, immer wieder aufzustehen."

Vereinsmitglied Glenn Jobs ging im Detail auf die Historie des SCK ein. Die Geburtsstunde des SCK schlug am 28. Mai 1958 im Kreuzberghof. Die Abgelegenheit des neuen Ortsteils hatte die Gründung eines eigenen Sportvereins vorangetrieben. Noch im gleichen Jahr bildete sich eine eigene Fußballmannschaft, die den SC Oberbach und Anhieb überraschend mit 2:0 bezwingen konnte. Zwei Jahre später kamen die Abteilungen Kegeln und Schießsport hinzu. Das erste Königsschießen in Oberwildflecken geht daher bis auf das Jahr 1960 zurück. Zum erste Mal wurde 1971 das legendäre Waldfest in Oberwildflecken auf die Beine gestellt. Eine Veranstaltung, die seitdem ohne einzige Pause alljährlich organisiert werden konnte.

In Sachen Frauenfußball war der SCK ein echter Pionier. Ab 1973 wurde der Damenfußball ins Rollen gebracht. Sportliche Erfolge der Fußballerinen blieben nicht aus. Der SCK machte sich in dieser seinerzeit noch recht jungen und außergewöhnlichen Sportart einen Namen weit über die Grenzen der Rhön hinaus. Doch im Jahr 1986 kam das Aus für den Frauenfußball, weil viele aktive Sportlerinnen eigene Familien gründeten.

Bis zum Bau eines eigenen Sportheimes sollten viele Jahre vergehen. 1982 wurde zunächst eine Holzhütte am Sportplatz errichtet, geduscht wurde damals noch in der Schule. Der Bau des Sportheimes begann 1987, ein Jahr später konnte die Einweihung gefeiert werden. Die Einrichtung eines Übergangswohnheimes ab dem Jahr 1989 veränderte das Gesicht Oberwildfleckens quasi über Nacht. Die Bevölkerungszahl verdoppelte sich urplötzlich. Auch der SCK bekam ständig neue Mitglieder. Doch längst ist der Ort über die Jahre hinweg wieder stark geschrumpft. Als das Ende der Ära Kreuzberghof eingeläutet wurde, wurden die Abteilungen Kegeln und Schützensport stillgelegt.

Die Fußballer sind aufgrund von Personalmangel nicht mehr eigenständig und werden in der kommenden Saison eine neue Spielgemeinschaft mit dem SV Römershag bilden. "Es gab Höhen und Tiefen in der sportlichen Geschichte des SCK", sagte Glenn Jobs. "Aber eines ist sicher: Der SCK heißt jeden willkommen."

Der heutige Vorsitzende Adrian Koczot beschrieb den Verein als eine echte Herzensangelegenheit. Oberwildflecken ist in keiner Weise mit anderen gewachsenen Rhöndörfern zu vergleichen. Der Sportclub am Kreuzberg und die Freiwillige Feuerwehr haben sich schon immer der Integration Fremder angenommen. Der kleine Ort ist fortwährendes Kommen und Gehen gewohnt. Früher wohnten in Oberwildflecken auch amerikanische Familien. Anschließend wurden Häuser teilweise als Übergangswohnheim der Regierung von Unterfranken genutzt. Zuerst waren es Familien aus Polen, danach aus Kasachstan, für die Oberwildflecken erste Anlaufstation war. Ins Vereinsleben wurden daher schon immer nicht nur "Einheimische", die selbst aus Flüchtlingsfamilien stammten, eingebunden, sondern immer wieder eben auch neue Aussiedler. Die Integrationsarbeit ergab sich dadurch über Jahre hinweg quasi von selbst.

Anlässlich des Kommersabends wurden zahlreiche Mitglieder für langjährige Treue zum Verein geehrt. Erika Oechsner, die zu den Gründungsmitgliedern des SCK zählt, wurde außerdem zum Ehrenmitglied ernannt. Für Ursula Wich und Josef Marek gab es das goldene Ehrenzeichen des Bayerischen Fußballverbandes (BFV). Der SCK selbst erhielt die silberne Raute des BFV.