Wie Vitamine nutzen und schaden
Autor: Irmtraud Fenn-Nebel
LKR Bad Kissingen, Freitag, 03. April 2020
Vitaminpräparate werden in der Corona-Krise immer beliebter. Doch sind sie wirklich sinnvoll? Was Experten zu Nahrungsergänzungsmitteln raten - und wo mögliche Risiken lauern.
Vitamin B soll das Wohlbefinden steigern, Vitamin D ein Multitalent für die Gesundheit sein und Vitamin C ist gut gegen Erkältungen: Solche Werbesprüche animieren Verbraucher zum Kauf von Vitaminpräparaten. Doch die meisten Menschen in Deutschland sind gut mit Vitaminen versorgt, wie die Nationale Verzehrstudie zeigt.
Eugen Chrebtow, staatlich zertifizierter Ernährungsberater aus Bad Kissingen, hat zu Vitaminpräparaten eine klare Meinung: "Das Geld lässt sich besser investieren." Er erzählt, dass es Menschen gebe, die über hundert Euro monatlich für Vitamin-Tabletten bezahlen.
Nimmt man wasserlösliche Vitamine zu sich, werden diese nicht vom Körper gespeichert. "Man bezahlt dann für einen sehr teuren Urin", meint der Experte. Bei fettlöslichen Vitaminen, die der Körper speichert, könne eine Überdosierung schaden. Stattdessen reiche es, etwa einen Salat mit Gurke und Paprika zu essen. "Das ist eine Vitaminbombe", sagt der 33-Jährige.
Auch die Stiftung Warentest und die Verbraucherzentrale Bayern empfehlen einstimmig: "Lassen Sie sich nicht durch die Werbung verunsichern." Der Tagesbedarf an Vitaminen lasse sich durch eine ausgewogene und bunte Ernährung decken. Grundsätzlich helfe zudem tägliche Bewegung an frischer Luft, die auch die körpereigene Produktion von Vitamin D fördert.
Extraportion nicht nötig
Vitaminmangel und dadurch bedingte Krankheiten kommen den Experten zufolge in Deutschland äußerst selten vor. Es gebe keine Studien, die belegen würden, dass eine "Extraportion Vitamine" in Form von Nahrungsergänzungsmitteln die Folgen eines ungünstigen Ernährungsverhaltens ausgleichen und vor Krankheiten schützen kann. Eine unnatürlich hohe Gabe isolierter Vitamine ist den Verbraucherschützern zufolge meist nicht nötig und könne zu Gesundheitsschäden führen.
Eine Einschränkung macht Eugen Chrebtow nur beim Vitamin D. "Wer einen Vitamin-D-Mangel fürchtet, sollte sich beim Arzt testen lassen." Sei tatsächlich ein Mangel vorhanden, könne man das supplementieren.
Test: Zu hoch dosiert
Die Stiftung Warentest hat zuletzt 2017 Vitaminpräparate getestet. Gesetzliche Grenzen für die Vitamindosierung von Nahrungsergänzungsmitteln gibt es in Deutschland nicht. Deshalb verglichen die Tester die Tagesdosierungen auf den Packungen mit den sicheren Höchstmengen, die das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt.