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Wie sicher sind wir im Landkreis?


Autor: Paul Ziegler

Bad Kissingen, Mittwoch, 18. November 2015

Die Polizei hat nach den Anschlägen von Paris und der Terrorgefahr von Hannover und der Absage des Länderspiels am Dienstag auch im Landkreis Bad Kissingen die Überwachung der Straßen verstärkt.
Mit verstärkten Verkehrskontrollen auch im Landkreis Bad Kissingen reagiert die Polizei auf die gestiegene Terrorgefahr. Das geschieht nicht aus Angst vor Anschlägen bei uns, sondern dient der Kontrolle des überörtlichen Verkehrs. Foto: Jörn Pollex/dpa


Spätestens seit der Absage des Länderspieles Deutschland - Holland in Hannover am Dienstagabend ist die Furcht vor Terror in unserem Land ein bisschen größer geworden. Dieser mögliche Terror ist wie ein latentes Hintergrundrauschen. Es ist da, aber nicht greifbar. Vielleicht unbegründet, aber ein "leises Flüstern" ist wahrnehmbar. Und damit ist das Sicherheitsbedürfnis der Menschen geweckt: Wie sicher sind wir Menschen im Landkreis Bad Kissingen und was tut die Polizei, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten?


Keine Angst vor Terror

Stefan Haschke, der Dienststellenleiter der Polizeiinspektion in Bad Kissingen, erklärt auf seine persönliche Meinung befragt, dass er als hiesiger Bürger keine Terrorangst hat. Terroristen, sagt er, wollen große Aufmerksamkeit, deshalb werden sie sich wohl nicht mit Aktionen auf dem flachen Land beschäftigen. "Wir rechnen hier nicht mit Anschlägen", sagt er, "was aber nicht bedeuten soll, dass man nicht aktiv ist".


Die Polizei ist stark vernetzt

"Aktiv" bedeutet für Haschke, dass die überörtlichen Verkehrswege zur Zeit besonders im Auge behalten werden. "Wir sind wachsam und aufmerksam", und damit kommt man natürlich auch dem Sicherheitsbedürfnis der Menschen entgegen. Die Polizei ist sehr stark vernetzt, stellt der Kissinger Dienststellenleiter fest, Informationen werden in ganz Bayern ständig ausgetauscht. Dazu gehört es, dass "gewisse Personen" überwacht werden. Näher spezifizieren wollte er diese nicht.
Zum Informationsaustausch gehören Erkenntnisse aus der Überwachung der Flüchtlingsströme. Alle Flüchtlinge sollten "lückenlos registriert und überprüft werden", sagt Haschke auf entsprechende Fragen. Er stellt aber eindeutig fest, dass die Polizei im Hinblick auf die Flüchtlings-Situation im Bereich der PI Bad Kissingen kaum in Anspruch genommen werde. "Ein paar Kleinigkeiten", bilanzierte er bisherige Einsätze, nichts Beunruhigendes. "Darüber sind wir sehr froh."


Das Risiko ist "überschaubar"

"Paris hat uns alle aufgerüttelt", stellt er fest, und er persönlich würde seine Lebensgewohnheiten deshalb nicht ändern. "Ich verhalte mich normal und ein Terror-Risiko halte ich für überschaubar."
Auch andere "offizielle Stellen" sehen für die Region keine akute Terrorgefahr. "Wir haben vielleicht eine erhöhte Alarmbereitschaft", so Thomas Hack, der Pressesprecher der Stadt Bad Kissingen, aber mehr nicht. Man stehe mit Polizei und Landkreisverwaltung im Kontakt, Sicherheitsaspekte sind Angelegenheit der Polizei, so Hack, darum müsse sich die Stadt nicht kümmern: "Es gibt keinen städtischen Handlungsbedarf und wir entwickeln auch keinen ängstlichen Aktionismus."


"Ich fühle mich sicher"

Ähnlich sieht Steffen Höffler, Pressesprecher des Landratsamtes Bad Kissingen, eine mögliche Sicherheitsdiskussion für den Landkreis: "Grundsätzlich angespannt, aber nicht besorgt". Wegen der Sicherheit der Bevölkerung Maßnahmen einleiten mussten wir nicht", sagte er auf Anfrage dieser Zeitung. Weder von der Regierung von Unterfranken noch aus dem Innenministerium seien diesbezüglich Hinweise oder Handlungsaufforderungen gekommen. "Ich fühle mich hier sicher", sagte er nach seiner eigenen Befindlichkeit zu diesem Thema befragt.


Zeichen gesunder Vorsicht

"Natürlich ist jeder ein wenig besorgt, der zur Zeit eine große Veranstaltung plant, aber das ist auch ein Zeichen von gesunder Vorsicht", sagt Alfons Hausmann, Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Hammelburg. Die Beamten gehen ihren "Standards" nach, stellte er fest, wozu in diesen Tagen ganz besonders die Beobachtung der Straßen zähle. Ähnlich sieht Herbert Markert, Chef der Bad Brückenauer Polizeidienststelle, die Situation im Landkreis. Man ist sensibler geworden und hat auf die Ereignisse in Paris und in Hannover reagiert. Dabei habe man auch die rechte Szene genauer in den Blick genommen.


Auf Streife nur mit Schutzweste

Markert bestätigte, dass die Polizei gerade die Autobahnen derzeit stärker in ihre Beobachtung genommen hat. Dafür gebe es bei der zuständigen Verkehrspolizei in Werneck eine eigene Fahndungsgruppe. Autofahrer sollten deshalb nicht erschrecken, wenn die Beamten etwas genauer hinschauen. Den Aufforderungen der Polizei solle man nachkommen, das diene der Sicherheit aller. Apropos Sicherheit: Für die sorgen die Polizeibeamten bei sich selbst auch. So geht in Bad Brückenau kein Beamter ohne Sicherheitsweste auf Streife. Das Grundrauschen einer möglichen Gefahr macht sensibel. Und das ist gut so.