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Wie löst sich ein Verein auf?


Autor: Ralf Ruppert

Bad Kissingen, Dienstag, 05. August 2014

Rechtspflegerin Christine Biertempfel ist für das Vereinsregister und damit auch für Löschungen zuständig.
Rechtspflegerin Christine Biertempfel ist für das Vereinsregister und damit auch für Löschungen zuständig. Foto: Ruppert


von unserem Redaktionsmitglied Ralf Ruppert

Bad Kissingen — 30 Jahre lang war Michael Geck Vorsitzender des Motorsportclubs (MSC) Wildflecken, jetzt organisiert er dessen Auflösung. "Das Rum-Eiern bringt nichts, wir haben einfach keinen Nachwuchs und keine Aktiven mehr", lautet seine nüchterne Begründung. 39 von zuletzt 88 Mitgliedern kamen zur finalen Versammlung, beschlossen einstimmig die Auflösung und beauftragten Geck mit der Abwicklung.

Karts beschädigt, Aktive fehlen

"Es werden eben keine Schumis mehr geboren", trauert Geck dem Boom durch Michael Schuhmacher vor allem bei der Kart-Abteilung nach. Zudem sei Motorsport ein teures Hobby. Der Niedergang war absehbar: Schon vor Jahren legte der MSC Wildflecken sein Pkw-Turnier mit dem des benachbarten MSC Bad Brückenau zusammen. Die einst beliebten Kart-Rennen fielen ganz aus, weil die Karts mutwillig zerstört worden waren. "Wir haben bereits im vergangenen Jahr keinen Beitrag mehr eingezogen, weil wir ja keine Aktivitäten mehr hatten."
Der MSC Wildflecken wurde 1957 gegründet und in den 1970er Jahren eingetragener Verein (e.V.). Vorteil: Ein e.V. ist eine juristische Person, die Vorsitzenden haften grundsätzlich nicht privat, außerdem kann der Verein Rechtsgeschäfte abwickeln, etwa Grundstückseigentümer werden. Nachteil: Die Auflösung ist komplizierter.
"Die Auflösung ist noch nicht das Erlöschen des Vereins", betont Diplom-Rechtspflegerin Christine Biertempfel vom Vereinsregister des Amtsgerichtes Schweinfurt. Dort wurden im Jahr 2007 die einzelnen Vereinsregister im Landgerichtsbezirk zusammengefasst. 2506 e.V. sind aktuell eingetragen, die Zahl für den Landkreis Bad Kissingen ist nicht einzeln erfasst.

Vereinssatzung entscheidend

Für die Auflösung müsse eigens eine Versammlung einberufen werden, in der die Auflösung und die Bestellung eines Liquidators ausdrücklich erwähnt werden. "Wichtig ist der Blick in die Satzung, das ist auch für uns entscheidend", sagt Biertempfel. Gesetzliche Vorgaben gebe es nur wenige: Eine Mindest-Teilnehmerzahl etwa sei nicht vorgeschrieben, laut Bürgerlichem Gesetzbuch müssten allerdings drei Viertel der Anwesenden zustimmen.
"Für uns ist nur wichtig, dass der Auflösungsbeschluss satzungsgemäß gefasst ist, die Gründe für die Auflösung sind für uns nicht relevant." Aus Gesprächen mit Vorsitzenden weiß sie jedoch, dass es nicht immer ein Mitglieder-Mangel sein muss: "Oft ist einfach auch der Vereinszweck erfüllt", etwa bei Interessensgemeinschaften und Bürgerinitiativen. Nach der Versammlung geht es weiter: Die Auflösung und die Liquidatoren sind ins Vereinsregister einzutragen, Aufgabe des Liquidators ist es, alle Forderungen und Verbindlichkeiten des Vereins abzuwickeln. Unter anderem muss er den so genannten Gläubigeraufruf starten: "Jeder muss die Möglichkeit haben, offene Forderungen anzumelden." Danach ist ein Sperrjahr vorgeschrieben, erst danach werde die eigentliche Löschung im Vereinsregister beantragt. Und: "Das muss alles über den Notar gehen", sagt Biertempfel.
"Unsere Unterlagen sind alle beim Notar", berichtet Michael Geck. Und: "Es wäre schlecht, die Kasse ins Minus zu fahren", schätzt Geck, dass er für das Verfahren gut 300 Euro benötigt. Die Eintragung der Auflösung und der Liquidatoren kostet - wie jede Änderung - 50 Euro. Die Löschung im Vereinsregister ist kostenfrei, während die Neu-Eintragung 75 Euro kostet. "Wir haben mehr Neu-Eintragungen als Löschungen", fasst Biertempfel die Statistik zusammen: 52 Vereine wurden 2013 neu ins Vereinsregister aufgenommen, 25 wieder gelöscht. Heuer sind es bislang 28 neue und elf gelöschte e.V.
"Die Auflösung ist dem Vorstand, speziell mir sehr schwer gefallen", verweist Michael Geck auf die emotionale Seite des juristischen Verfahrens. Umso mehr freut er sich, dass eine Erinnerung an den Verein bleibt: Pokale, Protokollbücher und Unterlagen gehen ans Wildfleckener Gemeindearchiv. "Das ist die beste Lösung."