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Wie kommt die Milch in die Kuh?


Autor: Kathrin Kupka-Hahn

Aschach bei Bad Kissingen, Mittwoch, 28. Sept. 2016

Bauern und das Landwirtschaftsamt wollen am Weltschul- milchtag die Kinder auf Milch als wichtiges Lebensmittel aufmerksam machen.
Im Anschluss an die Erkundungstour dürfen die Kinder auch melken. Hier ist Magdalena dabei. Foto: Kathrin Kupka-Hahn


Mit Milch kennen sie sich aus. Die Jungen und Mädchen wissen, dass Kühe, Schafe und Ziegen sie geben, dass daraus Butter, Käse und Joghurt gemacht werden und dass sie gesund ist. Neu ist hingegen für viele, dass manche Milchprodukte wie etwa Schokomilch, Fruchtzwerge oder die Milchschnitte gar nicht so gesunde Lebensmittel sind, vielmehr als Naschereien gelten. "Schließlich ist da viel Zucker drin", erklärt Annegret Scheublein.

Sie ist Hauswirtschaftslehrerin an der Landwirtschaftsschule in Bischofsheim und anlässlich des Weltschulmilchtages am Dienstag auf dem Bauernhof der Familie Götz in Aschach unterwegs.

Dort verbringt sie den Vormittag mit zwölf Jungen und Mädchen im Vorschulalter aus dem Aschacher Kindergarten. Um die in den genannten Lebensmitteln enthaltenen Zuckermengen zu veranschaulichen, hat sie extra Zuckerwürfel mitgebracht. "Allein in der Milchschnitte sind drei Stück drin", erklärt sie den Kindern, die richtig große Augen machen. "Das ist nicht gut für die Zähne", weiß Hannes. "Ich esse so etwas gar nicht", sagt die fünfjährige Magdalena und greift beherzt zu der Platte auf dem Tisch. Darauf liegen extra vorbereitete Schnittchen aus Vollkornbrot mit Kräuterquark. Den meisten Kindern schmecken sie. "Wir essen auch im Kindergarten Quark und zwar mittags mit Kartoffeln", erzählt Kindergärtnerin Maria Holzheimer. Ebenso wird die Milch, die Annegret Scheublein den Kindern anbietet, mit Appetit getrunken.


Manche kennen den Betrieb

So gestärkt machen sich die Kleinen auf den Weg, den Bauernhof zu erkunden. Denn, wie die Kühe hier leben und was sie fressen, um Milch zu geben, das wissen nur ganz wenige, genaugenommen zwei. "Wir kommen immer mit unserem Opa hierher", erzählen die Zwillinge Hannes und Simon.

Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die anderen Kinder erst einmal scheuen, den Tieren zu nahe zu kommen oder zu streicheln. Magdalena ist schließlich die erste, die einem Kälbchen ihre Hand hinhält. Das hat zunächst Angst vor der Kinderschar, wird aber zusehends mutiger. Schließlich schleckt Elisa, wie das Kälbchen heißt, Magdalena die Hand ab. "Das ist ein komisches Gefühl wegen der rauen Zunge."


Die Scheu ist schnell verflogen

Dies wollen die anderen Kinder dann auch erleben. Somit ist bereits kurze Zeit später die Scheu vor den bis dahin unbekannten Tieren verflogen. Sie werden ausgiebig gestreichelt und auch aufmerksam beobachtet. "Guck mal, wie lang die Zunge ist", sagt Maike zu ihrer Freundin. Andere beobachten derweil, wie sich eine Kuh den Rücken an der Bürstenmaschine massieren lässt oder immer wieder kaut, als hätte sie Kaugummi im Mund.

Doch nur gucken und streicheln, ist für die Kinder mit der Zeit langweilig. Das wissen auch Simone und Norbert Götz. "Wisst Ihr denn, wie viel Futter eine Kuh am Tag braucht, um Milch zu geben", fragt der Landwirt bei den Kindern nach, die jedoch keine Antwort darauf haben. "Dann wollen wir jetzt das Futter für eine Kuh zusammenstellen", sagt er und legt mit ihnen los. Sie dürfen 15 Kilogramm Maishäcksel, 15 Kilogramm siliertes Gras und 1,5 Kilogramm Heu abwiegen und zu Haufen im Eingang des Stalls aufschichten. Doch fertig sind sie noch lange nicht. "Kühe fressen auch Müsli, damit sie Muckis bekommen", sagt Götz und zeigt den Kindern die Getreideflockenmischung. Schließlich wird das Futter noch mit Zuckerrübenschnitzeln und Mineralfutter abgerundet.


90 Liter Wasser für jede Kuh

Und da Kühe auch ordentlich Durst haben, muss zu dem Futterberg auch noch ausreichend Wasser hinzu. "90 Liter braucht eine Kuh", erklärt Götz und stellt den Kindern sechs orangefarbene Eimer mit einem Fassungsvermögen von je 15 Litern hin, die sie füllen. Voll Begeisterung sind die Kinder bei der Sache und fast schon ein wenig enttäuscht, dass das Vorhaben recht zügig erledigt ist.

Doch die Enttäuschung währt nicht lange. Denn zum Abschluss des Stallprogramms dürfen die Jungen und Mädchen melken. Aber nicht mit einer echten Kuh. "Das ist zu gefährlich", sagt Götz. Deshalb haben er und seine Frau extra ein Tier aus Pappmaché bereitgestellt.


"Es bleibt etwas hängen"

Kurze Zeit später ist wieder Ruhe auf dem Hof eingekehrt. Die Kinder sind wieder weg. Annegret Scheublein und Norbert Götz räumen auf. Auch wenn der Besuch von Kindergartengruppen oder Schulklassen den Alltag des Landwirts durcheinander bringt, nimmt er sich gerne die Zeit dafür. "Man merkt, dass was hängen bleibt", ist er überzeugt. Zudem sei es nicht mehr selbstverständlich, dass die Kinder zu Hause Wissen über Bauernhöfe, Milch und Milchprodukte vermittelt bekommen.