Wie geht es weiter mit dem Garitzer Rauchclub - und mit seinem Vermögen?
Autor: Klaus Werner
Garitz, Sonntag, 20. November 2022
Nachdem in der Versammlung im September mangels Kandidaten nicht neu gewählt wird, scheitern die Mitglieder auch im zweiten Anlauf - wenn auch nur knapp.
Außerordentlich war nicht nur der Anlass, außerordentlich war auch der Verlauf der zweiten Mitgliederversammlung vom Rauchclub "Wittelsbach Garitz" 1891 in diesem Jahr. Zwei Punkte standen auf der Einladung: Neuwahlen und die Auflösung des Vereins. Obwohl die angespannte Situation des Vereins aufgrund dieser knappen Tagesordnung klar war, kamen nur knapp 30 Mitglieder des 269 Mitglieder zählenden Vereins zur Versammlung.
Bevor es ans Eingemachte ging, bezifferte Kassiererin Hannelore Schneider die ausgeglichenen Ausgaben und Einnahmen des Jahres 2022 in Höhe von rund 7700 Euro und bilanzierte einen Kassenstand im mittleren fünfstelligen Bereich. Die Kassenprüfung bestätigte die einwandfreie Führung der Bücher, so dass die Entlastung einstimmig erteilt wurde. Kommissarischer Vorstand Norbert Metz blickte zurück auf die Wahl im Jahr 2018, bei der er und seine Mitstreiter bereits ihren Rückzug angekündigt hatten, und den erfolglosen Versuch einer Neuwahl in diesem Jahr.
"Die Arbeit des Vereins läuft auf Sparflamme, und deshalb sind Aufgaben und zeitliches Engagement überschaubar", sagte Metz im Werbeblock um Kandidaten. Waren einst Sommerfeste und Ausflüge, gesellige Treffen und "Preisrauchen" die Angebote des Vereins an seine Mitglieder, so hätte zwar Corona hier einen Einbruch mit sich gebracht, "aber auch schon davor haben sich die geringere Mitgliederresonanz bei den Aktivitäten und die überalterte Mitgliederstruktur negativ ausgewirkt". Den Anregungen aus den Versammlung nach mehr Werbung um jüngere Mitglieder oder ein Wiederbeleben der Reiseaktivitäten erteilte der Vorstand eine Absage: "Es gibt hierfür kein Interesse", ist ihre Überzeugung. Ansonsten könnten es diejenigen versuchen, die dies vorschlagen und zum Beispiel sich für ein Amt zur Verfügung stellen. Da daraufhin keine Reaktionen kamen, skizzierte Norbert Metz den weiteren Verlauf: Beschluss über die Vereinsauflösung mit Dreiviertel-Mehrheit der anwesenden Mitglieder, Abwickeln aller Schritte innerhalb eines sogenannten "Liquidationsjahres" und letztlich Auflösen des Vereins.
Blick auf das Vereinsvermögen
Emotional wurde die Versammlung beim Punkt "Verwendung des Vereinsvermögens", denn laut Satzung soll es über die Stadt Bad Kissingen für "gemeinnützige Zwecke im Stadtteil Garitz" verwendet werden. Befürchtet wurde, dass man mit der Übergabe des nicht unerheblichen Vermögens an die Stadt keine Kontrolle mehr über die Verwendung habe. Das Vermögen solle vor allem den anderen Garitzer Vereinen zu Gute kommen, so die einhellige Meinung. Dabei standen vor allem die Jugendarbeit der Vereine und die beiden Kindergärten im Vordergrund "und nicht irgendwo in Garitz ein neuer Asphaltbelag", so der Tenor. Insgesamt hätte die Corona-Pandemie die Vereine stark getroffen und somit könnte man mit den Geldern einen Ausgleich schaffen. Kontrovers diskutiert wurde auch ein Vorschlag, den Mitgliedern, die teils über Jahrzehnte eingezahlt hätten, noch etwas zukommen zu lassen. Der mehrheitlich angenommene Antrag hierzu mündete in Vorschläge, die einerseits Gutscheine für die Mitglieder betrafen und andererseits eine Einladung zu einem Vereinstreffen mit kostenfreier Bewirtung. Wie man letztlich den Antrag umsetzen werde, blieb offen.
Nun steht ein neuer Termin im Raum
Gerade die gewünschte Vermögensverwendung führte zu einer hitzigen Diskussion und einer komplexen Entscheidungsfindung, in deren Folge sich zwei Mitglieder bereiterklärten, für die Positionen des Kassiers und des 2. Vorsitzenden zu kandidieren. Leider war auch dieser Vorstoß nicht zielführend, weil sich keine weitere Kandidaten für die offenen Vorstandsposten meldeten. Trotzdem war es der Wunsch der Mehrheit, den Tagesordnungspunkt "Auflösung des Vereins" nicht zu behandeln. Vielmehr wurde für den 13. Januar 2023 ein weiterer Termin vereinbart, an dem die angesprochenen Themen nach rechtlicher Beratung und Kontakte mit der Stadt vertieft werden sollen. Noch ist die Auflösung des Rauchclub "Wittelsbach Garitz" 1891 nicht vom Tisch, aber vielleicht ergibt sich eine Chance, den Verein und damit das satzungsgemäße Ziel zu erhalten: Wenn ein Mitglied verstirbt, erhalten die Hinterbliebenen einen unterstützenden Geldbetrag, der zwei Euro je Mitglied beträgt.