Wie geht es im Altort Arnshausen weiter?
Autor: Ralf Ruppert
Arnshausen, Mittwoch, 22. März 2017
Im Stadtteil Arnshausen gibt es Streit darüber, was im Altort gemacht werden soll. Die Bürgerversammlung soll Klarheit bringen.
Matthias Wehner ist genau das, was in vielen Altorten fehlt: Vor 13 Jahren hat sich der 38-Jährige ein Haus in der Pfarrgasse in Arnshausen gekauft, baute es für sich und seine Familie um und engagiert sich seitdem in den örtlichen Vereinen. Viel Geld habe er investiert: "Ich bin noch am Abbezahlen für mein Haus." Deshalb will er jetzt nicht erneut zur Kasse gebeten werden: "Wasser und Kanal sehe ich ja noch ein, aber ich zahl keinen einzigen Pflasterstein mit", kommentiert er die Pläne für eine Dorferneuerung oder sonstige Gestaltung.
Die große Frage in Arnshausen ist, wer was will: Stadträtin Martina Greubel (CSU) behauptete im Stadtrat immer wieder, dass es eine eindeutige Mehrheit im Stadtteil für die Altort-Sanierung gibt. "Bei sämtlichen Veranstaltungen gab es nur eine Gegenstimme", verweist sie auf Versammlungen mit bis zu hundert Teilnehmern. Deshalb sei ja auch die Planung schon weit gediehen, mehrere zehntausend Euro seien bereits investiert worden. "Das wären jetzt nur noch ein paar tausend Euro", ist sich Greubel sicher.
Wunsch nach Dorf-Mittelpunkt
"Seit Jahrzehnten werden die Straßen in Arnshausen immer nur geflickt", spricht sich auch IG-Vorsitzender Willi Pfeiffer für eine Erneuerung aus. Der Kanal und andere Leitungen müssten erneuert und der Bereich rund um Kirche und altes Feuerwehrhaus sollen gestaltet werden: "Wir wollen wieder einen Dorf-Mittelpunkt, wo sich Kinder, Jugendliche und alle anderen treffen können." Im Moment seien die Feste weit verteilt: Der 1. Mai werde im Pfarrzentrum gefeiert, die Feuerwehr feiere am neuen Feuerwehrhaus. Willi Pfeiffer erhofft sich von einer Altort-Sanierung einen wichtigen Impuls für die Dorf-gemeinschaft. "Dadurch wird ja auch mein Haus viel mehr wert", nennt er als weiteren Aspekt. Jede Generation müsse eben etwas investieren, um den Kindern Werte zu hinterlassen. "Auch wir wissen, dass das Geld kostet", sagt Pfeiffer, der selbst im Altort wohnt.Damit trifft eine Kritik nicht zu, die andere Anwohner im Altort haben: "Die meisten in der Interessengemeinschaft wohnen ja in der Siedlung", sagt etwa Michael Hasselbacher - und verweist vor allem auf die beiden Arnshäuser Stadträte. Umgelegt würden die Kosten aber nur auf die Anlieger der Straßen und Gassen. "Die Interessensgemeinschaft hat sich für den Radweg gegründet, das sind überhaupt keine gewählten Vertreter", spricht er ihnen die Zuständigkeit ab.
"Es ist keiner da, der uns sagen kann, was auf den Einzelnen zukommt", sagt Walter Erhard. Der 74-Jährige wohnt in der Straße "Alter Dorfring". "Alles, was innerhalb des Dorfringes liegt, soll einbezogen werden", wundert er sich. Einig sind sich die meisten Anwohner, dass im Untergrund einiges passieren muss: "Bei mir kommt dreckiges Wasser an", berichtet etwa Matthias Wehner von der Stichleitung in die Pfarrgasse. Allerdings haben die Stadtwerke noch keine Planung vorgelegt.
Versammlung am 3. April
"Wir waren damals die letzten im Landkreis Bad Kissingen, die eine Wasserversorgung bekommen haben", erinnert sich Gottfried Borst. Der 80-Jährige war früher Feuerwehr-Kommandant und engagierte sich auch politisch. "Bei der Eingemeindung und bei der Flurbereinigung sind wir von Haus zu Haus gelaufen und haben die Leute befragt", berichtet er. Das würde er sich jetzt auch bei einer so umfangreichen Neugestaltung des Altortes wünschen. Aus seiner Sicht wäre das Ergebnis bei Anliegern eindeutig: "Ich denke, dass hier 70 bis 80 Prozent dagegen sind." Ihm selbst sei schon einmal bei einer Versammlung der Mund verboten worden, danach habe sich keiner mehr getraut, etwas gegen die Pläne zu sagen. Dabei gebe es große Widerstände vor allem gegen ein Pflastern der Lindenstraße."Jetzt wollen wir erst einmal sehen, was die Bürger wollen", kündigte Oberbürgermeister Kay Blankenburg gestern an, dass am 3. April eine Bürgerversammlung (siehe Info-Kasten) stattfindet, bei der das Thema angesprochen wird. "Die Meinung der Bürger hat großen Einfluss auf das weitere Vorgehen", verspricht Blankenburg.
Start Im August 2013 organisierte die Interessengemeinschaft Arnshausen (IGA) einen Dorf-Spaziergang, zu dem rund 100 Bürger kamen. Mit Oberbürgermeister Kay Blankenburg und mehreren Stadträten wurden Ideen zur Gestaltung der Lindenstraße, des Bereichs rund um die Kirche und zur Nutzung des ortsbildprägenden alten Feuerwehrhauses diskutiert.
Beratung Im September 2014 gab es eine erste Beratung im Bauausschuss: Damals sollten Pläne für den Bereich zwischen Dorflinde und Kirche sowie für das Umfeld des ehemaligen Judenbrunnens und des Feuerwehrhauses in Auftrag gegeben werden. Offen blieb, ob eine Dorferneuerung möglich ist oder auf das Gemeindeentwicklungskonzept gewartet werden soll.
Planung Ab dem Jahr 2015 wurde der komplette Altort überplant: Alles, was innerhalb des "Alten Dorfringes" liegt, sollte einbezogen werden, neben der Lindenstraße also auch Pfarrgasse, Lollbachgasse, Forellengasse, Ratsgasse und Quellengasse. Im Juli 2015 gab es deshalb eine Fahrt in umliegende Gemeinden, um sich über Dorferneuerungsprojekte zu informieren.
Stopp Im Januar 2017 wurde die Planung vorerst ausgesetzt, weil sich die Hoffnung auf Förderprogramme insbesondere für den Kostenanteil der Anwohner zerschlagen hat. Die Verwaltung kündigte an, das Projekt "je nach finanziellen und personellen Ressourcen" weiter zu planen.
Termin Die diesjährige Bürgerversammlung für den Stadtteil Arnshausen findet am Montag, 3. April, statt. Beginn ist um 19 Uhr in der Lollbachhalle.