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Wie die Musikschule Bad Kissingen nach Corona neu starten will


Autor: Sigismund von Dobschütz

Bad Kissingen, Mittwoch, 30. März 2022

Trotz der Erschwernisse der vergangenen Jahre sind die Schülerzahlen nicht zurückgegangen. Künftig will die Musikschule verstärkt auch ältere Menschen ermutigen, ein Instrument zu lernen.
Matthias Zull (51) leitet seit August 2020 die städtische Musikschule Bad Kissingen.


Mit einer Reihe von Konzerten feiert in diesem Jahr die 1997 eröffnete städtische Musikschule Bad Kissingen ihr 25-jähriges Bestehen. Auftakt war im März mit der 8. Nacht der Percussion des Musikschul-Ensembles Kiss-Percussiva. Am 2. April folgt ein Konzert der Musikschullehrer mit fortgeschrittenen Schülern. Der offizielle Festabend mit Ehrungen und viel Musik ist am 29. September im Max-Littmann-Saal. Verantwortlich für die Organisation des Jubiläumsjahres ist Matthias Zull (51), seit August 2020 Leiter dieser kulturellen Bildungseinrichtung.

Es war ein unglücklicher Start als neuer Leiter der Bad Kissinger Musikschule, als Matthias Zull, seit zwei Jahrzehnten schon als Stellvertreter in die Leitung der Bildungseinrichtung eng eingebunden, im Sommer 2020 nur wenige Monate nach Ausbruch der Corona-Pandemie mit allen damit verbundenen Unsicherheiten und einschränkenden Hygiene-Vorschriften den Dirigentenstab von seinem Vorgänger Bernd Hammer übernahm. Um in den folgenden Monaten den Musikunterricht für die fast 850 Schülerinnen und Schüler irgendwie beibehalten zu können, "haben wir alle Möglichkeiten im Rahmen des Erlaubten ausgereizt". Lehrer haben in Zeiten des Lockdowns ihre Schüler, so gut es eben ging, daheim mit Unterrichtsstoff versorgt. Schüler haben zuhause Videos von ihren Proben gemacht und über WhatsApp oder andere Online-Wege ihren Lehrern zugeschickt. Nach ersten Lockerungen der Hygiene-Maßnahmen arbeiteten die Lehrer mit ihren Schülern nur einzeln im Präsenzunterricht. Doch mit beiderseitigem Engagement und Verständnis überstanden alle auch diese schwierige Zeit.

Seit Beginn des Schuljahres läuft nun der Unterricht an der Musikschule wieder normal. "Es war für uns alle eine große Freude, als wir wieder zusammen musizieren durften", denkt Zull an den September zurück. "Schüler und Lehrer kamen mit strahlenden Gesichtern und voller Euphorie zum Unterricht. Das war ein prägendes Erlebnis für mich." Trotz dieser Schwierigkeiten gab es keinen Rückgang bei den Schülerzahlen. Zull: "Wir sind froh und dankbar, dass Eltern und Schüler uns die Treue gehalten haben." Ein Grund dürfte auch das starke Engagement der Lehrkräfte und die Qualität ihres Unterrichts sein, vermutet der Schulleiter.

Die ersten Wochen nach seiner Amtsübernahme nutzte Zull nicht nur zur Organisation des zeitweilig umgestellten Unterrichts, sondern auch zur Planung neuer Ideen und Strategien. "Ich möchte, dass das Jugendmusikkorps und unsere Musikschule als zwei selbstständige, nicht zwingend zusammenhängende Institutionen gesehen werden." Denn jeder darf die Musikschule besuchen, auch ohne Mitglied im Jugendmusikkorps werden zu müssen. Umgekehrt kann jeder Musiker im Musikkorps mitspielen, ohne an der Musikschule unterrichtet zu werden. "Die Musikschule ist als städtische Bildungseinrichtung für jedermann, egal ob jung oder alt, offen und eine Teilnahme am Unterricht ist freiwillig."

Deshalb ist diese Institution für ihren Leiter auch weit mehr als eine Schule: Nicht wenige der zwölf Lehrer und acht Lehrerinnen begleiten ihre Schüler vom Vorschulalter bis in die Berufsausbildung, manche sogar noch darüber hinaus. "Wir haben dadurch eine sehr enge Bindung an Schüler und Eltern, fast ein familiäres Verhältnis."

Als eine künftige Aufgabe sieht Matthias Zull die Öffnung der Musikschule für ältere Jahrgänge. "Wir waren schon immer ein Dienstleister für Jung und Alt und haben heute ein Dutzend älterer Schüler." Die älteste Schülerin ist sogar 84 Jahre. "Aber leider haben Senioren oft Hemmungen, im Alter noch ein Musikinstrument zu erlernen." Dabei gibt es unter seinen Lehrern manche, die speziell für den Unterricht mit Erwachsenen ausgebildet sind. Deshalb wird rechtzeitig zum kommenden Schuljahr ein entsprechendes Angebot für Veeh-Harfe sowie eine Bläserklasse für Erwachsene ausgearbeitet, wofür ab Mai geworben werden soll "Wir wollen unser Angebot für Senioren ausweiten als Bereicherung des sozialen Lebens in der Stadt." Zull hofft auf Interessierte, die sich endlich ihren Kindheitstraum erfüllen wollen. "Um ein Instrument zu erlernen, ist man nie zu alt und braucht auch keine Vorkenntnisse." Spaß am Musizieren und Geselligkeit stehen im Vordergrund, kein Leistungsdruck.

Mit einem weiteren Ziel des Schulleiters stimmt auch Birgit Eber, seit 2003 Vorsitzende des Fördervereins, völlig überein: Beide wünschen sich mehr Gelegenheiten für öffentliche Auftritte in der Stadt und in den Kursälen, bei denen sowohl talentierte Musikschüler als auch Lehrer ihr Können im Orchester, in kleinen Instrumentalgruppen oder als Solisten der Öffentlichkeit präsentieren können. Zull: "Wir haben tolle Lehrer, die auch tolle Musiker sind." Davon ist auch der Förderverein überzeugt und hilft der Musikschule gern. "Wir sind offen für Wünsche", bestätigt Eber. "Was Matthias Zull vorhat, findet unsere Zustimmung und absolute Unterstützung."