Wie der Dorfladen in Gräfendorf funktioniert
Autor: Arkadius Guzy
Gräfendorf, Freitag, 11. Januar 2013
Wenn das letzte Geschäft auf dem Land geschlossen hat, wird oft der Ruf nach einem Dorfladen laut. In Gräfendorf gibt es einen solchen seit einem Jahr. Das Beispiel zeigt, was für den Erfolg notwendig ist.
"Unser Lädle" in Gräfendorf beweist seit einem Jahr, dass sich ein Dorfladen tragen kann. "Es ist nicht das Ziel, Gewinn zu machen. Mit den Einnahmen können wir unsere Fixkosten bezahlen", sagt Bürgermeister Alfred Frank. Den Gesellschaftern, den Gräfendorfer Bürgern, kann bei der Bilanzversammlung quasi eine schwarze Null präsentiert werden. Rund 180 Gemeindemitglieder beteiligten sich mit insgesamt rund 52 000 Euro an dem Dorfladen.
Er schließt eine Versorgungslücke zwischen Gemünden und Hammelburg. So zählen auch Leute aus der Gemeinde Wartmannsroth zu den Kunden, wie Marktleiterin Katrin Roloff erklärt. Die wöchentlichen Angebotszettel werden daher auch in Dittlofsroda und Waizenbach verteilt. "Wir sind nicht teurer als Edeka", sagt Roloff. Der Dorfladen könne beim Preis mithalten.
Roloff ist die einzige Vollbeschäftigte im siebenköpfigen Mitarbeiterteam des Dorfladens. Daneben gibt es drei Teilzeitbeschäftigte und drei Geringfügigbeschäftigte. Einmal in der Woche kommt seit September außerdem ein Realschüler für zwei Stunden in den Laden. Er unterstützt das Team im Rahmen eines Schulpraktikums.
Wenn zum Beispiel eine neue Lieferung kommt, helfen aber auch Freiwillige mit. Die Werbezettel werden ebenfalls ehrenamtlich erstellt. "Ohne die Ehrenamtlichen geht es nicht", sagt Frank. Sie tragen dazu bei, dass die Personalkosten die Wirtschaftlichkeit des Ladens nicht zu sehr belasten. Für die schwarze Null sind also die Bürger selbst verantwortlich.
Zweimal pro Woche wird das Geschäft von einem Großhändler, der auf kleinere Läden spezialisiert ist, mit Waren versorgt. Es gibt aber keine Bindung an einen Lieferanten. Zum Sortiment gehören zudem Produkte von Direktvermarktern aus der Gegend. Das sei auch das Ziel gewesen. Es gibt eine Wurst- und Käsetheke. In einem Konvektomat werden Speisen für die "Heiße Theke" warm gemacht. Der Konvektomat wie die Käsetheke sind erst nach der Eröffnung im Laden eingerichtet worden. Das habe sich entwickelt, sagt Frank.