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Wettverlierer lösen ihren Einsatz ein


Autor: Elisabeth Assmann

Hammelburg, Freitag, 07. Dezember 2012

Die Gymnasiasten haben mehr als 2000 Euro für die Stadtbibliothek gesammelt. Daher mussten sich jetzt ihre Gegner kräftig ins Zeug legen.
Annemarie Fell und ihre Freundinnen Maria Heckmann, Martina Bay und Angelika Silberbach sangen vergnügliche Lieder.  Fotos: Elisabeth Assmann


Die Verlierer schlugen wirklich Kapriolen, um ihren Wetteinsatz einzulösen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Sie bereiteten den rund 50 Gästen in der Stadtbibliothek einen Abend, der viel kurzweiliger war als jede "Wetten, dass"-Sendung.
Christian Fenn führte gekonnt durch den Abend und animierte die Besucher, die gespendete Summe noch zu erhöhen. "Wir erwarten schon noch eine Steigerung um zehn Prozent", sagte er. Sein Beitrag waren faszinierende Fotoserien über Himmelsphänomene, Störche, Falken, Regenbögen und Eindrücke aus Namibia.
Annemarie Fell hatte ihre Freundinnen Maria Heckmann, Angelika Silberbach und Martina Bay für die musikalische Gestaltung des Abends mitgebracht.

Mit dem Eingeständnis "Wir hatten noch keine Zeit zum Üben" sangen die Damen eher Frivoles wie "Lass mich dein Badewasser schlürfen" oder "Bei mir bist du scheen". Mit einer speziellen Version von "O Tannenbaum" wurde es dann aber doch noch weihnachtlich.
Die Vorleser trugen zwar Weihnachtliches vor, aber eher der besonderen Art. So ging es bei Frank Goosens Geschichte "Juskowiaks Fernseher", die Ulrich Weiß vorlas, um die tragische Wirkung eines Fernsehers 1954. Der Rektor der Realschule hatte sich außerdem die "Führungskrise" von Martin Suter ausgesucht, in der ein Weihnachtsbaum gestandene Manager ins Wanken bringt.
Ingeborg Hofmann, Schulleiterin der Mittelschule, las eine Geschichte von Jutta Speidel vor. Bei den Mundartgedichten lief Hofmann zur Hochform auf. Sie konnte nicht verbergen, dass Ober- und Mittelfränkisch ihr besser von den Lippen gingen als Unterfränkisch. "Wir unterstützen die Stadtbibliothek sehr gerne, denn unsere Schüler profitieren unwahrscheinlich von dem direkten und kreativen Kontakt zu Büchern durch das Hammelburger Büchereiteam", sprach Hofmann ihren Kollegen aller Schultypen aus der Seele. Walter Bay und der Direktor des Frobenius-Gymnasiums, Helmut Schreiner, sorgten für das leibliche Wohl.
"Ich finde es toll, was aus der Wette entstanden ist. Allein dieser Abend ist in seiner Mischung aus Musik, Fotos und Literatur ein Kleinod. Meine Hochachtung gilt den Verlierern, die sich spontan in kürzester Zeit zusammengetan und so einen schönen Abend gestaltet haben", war Bibliotheksleiterin Karin Wengerter begeistert. "Dank natürlich an die Initiatoren: die P-Schüler des Gymnasiums."
15 Schüler des Frobenius-Gymnasiums hatten im Rahmen eines P-Seminars gewettet, dass sie es schaffen, mehr als 2000 Euro für die Stadtbibliothek zu sammeln. Als Wettgegner gewannen sie Hammelburger Schulleiter und Stadträte.
Die Schüler hatten sich ein hohes Ziel gesetzt. Das merkten sie schnell, als Aktionen wie Spendenbriefe nicht den erhofften Erfolg brachten. Mit viel Fantasie, Kreativität und Anregungen vom betreuenden Lehrer, Werner Bergmann, klappte es dann doch.
In Anlehnung an die Musikveranstaltung "Hammelburg moves" setzten die Gymnasiasten mit "Hammelburg liest" das richtige Signal. An ungewöhnlichen Orten wie Friseurladen oder Mönchsturm wurde vorgelesen. Die Zuhörer belohnten diese Idee mit vielen Spenden.
"Wir brauchten einen ganz schön langen Atem und hatten unsere Durchhänger. Ab dem Montmartre-Fest im September ging es wieder bergauf," erzählte P-Schülerin Johanna Glück. "Wir haben einiges dazugelernt: Von der Vorbereitung bis zur Durchführung solcher Veranstaltungen ist vieles zu beachten. Davon profitieren wir ja auch für unsere Zukunft außerhalb der Schule", pflichtete Lisa Lehmann bei. Beim Bibliotheksfest zum 25-jährigen Jubiläum der Einrichtung konnten die Schüler stolze 3600 Euro an die Bibliothek überreichen.