Wer verdient den Oscar?
Autor: Carmen Schmitt
Bad Kissingen, Freitag, 20. Februar 2015
Kinobesitzer Peter Hofmann lebt für Filme. Im vergangenen Jahr konnten ihn nur wenige Streifen überzeugen. Wir haben ihn gefragt, wer sein persönlicher Favorit für den begehrtesten Filmpreis der Welt ist, der an diesem Wochenende in Hollywood wieder vergeben wird.
"And the Oscar goes to..." - klare Sache, wenn es nach Peter Hofmann geht. "Ganz logisch: ,Honig im Kopf'", sagt der Besitzer des Bad Kissinger Kinos. In seinen Sälen war der Streifen einer der Abräumer des Jahres. "Alles was zu der Zeit kam, konnte ihn nicht verdrängen." Seit dem Start um Weihnachten hat das Team in Bad Kissingen über 5000 Karten für "Honig im Kopf" abgerissen.
Zum Vergleich: Der nie angetastete Rekord des dreistündigen Streifens "Titanic" im Jahr 1997 lag bei 23 000. "Da kam ganz Bad Kissingen zu uns ins Kino", sagt Ehefrau Ingrid Hofmann und lacht. Mehrere Male ging Peter Hofmann mit "Honig im Kopf" in die Verlängerung. Freilich, der Film ist auf der Liste der Nominierten für den Oscar nicht zu finden. "Es kommt so gut wie nie vor, dass es ein deutscher Film in die amerikanischen Kinos schafft", sagt Peter Hofmann.
Für ihn ist er aber der Gewinner des Jahres. Ein Jahr, das für den Kinobetreiber "kein gutes" war. "Es kommt in der Filmwelt alle sieben, acht Jahre mal vor, dass es nicht gut läuft." Dazu kam die Fußball-WM im Sommer. Nichts habe wirklich eingeschlagen. "Die Filme aus Hollywood waren zu amerikanisch." Der Geschmack der Europäer geht in eine andere Richtung. US-Streifen machen 70 Prozent des Filmangebots bei Peter Hofmann aus. Er spürt, wenn die nicht ankommen.
Von "Let´s Be Cops", "Die Tribute von Panem" oder "Unbroken" hatte der Kinobesitzer sich mehr erwartet. Unter die Preisanwärter haben es die nicht geschafft.
Gute Chancen für Nominierte
Höher im Kurs steht "The Imitation Game". Dem Historiendrama über einen britischen Mathematiker traut Peter Hofmann zu, von der Jury als bester Film ausgezeichnet zu werden. Einen Oscar für den besten Hauptdarsteller könnte das Drama "Die Entdeckung der Unendlichkeit" bekommen, meint der Filmexperte. In dem Blockbuster spielt Eddie Redmayne den Physiker Stephen Hawking. "American Snipers" von Regisseur Clint Eastwood rechnet Hofmann gute Chancen zu. Der Film erzählt eine wahre Geschichte über einen amerikanischen Scharfschützen. "Der macht sicher etwas. Das könnte ein Abräumer werden."
Vielversprechendes Filmjahr voraus
So dürftig wie Peter Hofmann das vergangene Kino-Jahr verbucht, so vielversprechend stuft er das laufende ein. "Der Januar ist sehr stark angelaufen heuer." Hunderte Frauen rennen ihm im Moment die Kinosäle ein. Täglich nehmen er und seine Mitarbeiter Dutzende Platzreservierungen für "Fifthy Shades of Grey" entgegen. Wenn er in seinem Filmplan blättert, schwärmt er sich von einem Blockbuster zum nächsten: "Fast & Furious 7", "Jurassic World", "Die Peanuts", "Shaun das Schaf", "James Bond" und ab Weihnachten das Highlight - "Star Wars". "Das wird so ein gutes Jahr, wie wir es schon lange nicht mehr hatten", sagt er. Wovon das abhängig ist? Zufall. "Das ist Schlimmer als an der Börse", sagt Ingrid Hofmann, "das weiß keiner." Auf sein Geschäft nimmt die Oscar-Verleihung heuer wenig Einfluss. "Vor zwei Jahren war es spannender. Da waren auch die Leute neugieriger." Trotzdem bleibt der Oscar für den Kinobetreiber der Filmpreis überhaupt. "Mit den deutschen Filmpreisen ist er nicht vergleichbar."