Wer küsst die Hermannsruh wach?
Autor: Kathrin Kupka-Hahn
Stralsbach, Freitag, 07. Oktober 2016
Die Gemeinde hat 50 000 Euro in das ehemalige Jagdhaus investiert. Dennoch ist weiterhin unklar, wie das Haus genutzt werden soll.
Märchenhaft, einmalig, verträumt, idyllisch, ruhig und friedlich. All diese Attribute fallen einem ein, wenn man an der Hermannsruh steht. Unzählige Vögel zwitschern hier. Der Herbstwind rauscht durch die Blätter der Buchen. Nicht zu vergessen ist der einmalige Blick in die Rhön. Man wartet förmlich darauf, dass Schneewittchen und die sieben Zwerge, Rotkäppchen oder Hänsel und Gretel vorbeikommen, sich die Fensterläden des ehemaligen Jagdhauses öffnen, Leben hier einzieht.
Doch stattdessen saust nur ein Radfahrer vorbei, scheucht Vögel auf, die auf dem Feld gegenüber nach Essbarem suchen. An der Hermannsruh hingegen tut sich nichts, seit Jahren schon. Sie scheint in eine Art Dornröschenschlaf versunken. Ginge es nach Bürgermeister Waldemar Bug (ödp) würde sie eher heute als morgen wachgeküsst. Doch es fehlt eine zündende Idee - und auch das nötige Kleingeld.
"Wir brauchen hier zunächst Trinkwasser und eine Toilette", ist das Ortsoberhaupt überzeugt. Dann könne das Gebäude zumindest touristisch genutzt werden. "Beispielsweise für Pilger", schlägt Bug vor. Die könnten im Obergeschoss des ehemaligen Jagdhauses unterkommen. "In einer Art Matratzenlager, wie man es von Berghütten kennt", fügt er hinzu. Denkbar sei auch, eine Möglichkeit zum Zelten auf dem Außengelände zu schaffen. "Das hatten wir schon mal, dass ein Wanderer im Zelt an der Hermannsruh übernachtete", erzählt er.
Wasserversorgung unzureichend
Das Untergeschoss sei seiner Ansicht nach für Projekte und Veranstaltungen zur Umweltbildung geeignet. Bug stellt sich vor, dass hier beispielsweise Vorträge oder Lesungen stattfinden. "Dafür müsste man auch eine kleine Teeküche einbauen", sagt er. Einfach umsetzen lassen sich diese Vorschläge aber nicht. Denn noch ist die Wasserversorgung der Hermannsruh unzureichend. Zwar hatte einer der Vorbesitzer eine Quelle gefasst, die sich nur wenige hundert Meter von dem Jagdhaus entfernt im Wald befindet. "Aber im Sommer fällt sie trocken", weiß Bug. Somit sei sie nicht dauerhaft nutzbar.
Schlüssiges Konzept fehlt
Zudem hätten Untersuchungen ergeben, dass das Quellwasser mit Coli-Bakterien versetzt ist, die vermutlich aus dem Kot von Waldtieren stammen. "Um es zu nutzen, muss es behandelt werden", so der Rathauschef. Auch die vorhandene Abwassergrube bereite Probleme. Sie habe keinen Abfluss und sei undicht, erklärt Bug. Um all das zu beheben, müsste die Gemeinde kräftig investieren. Doch ohne schlüssiges Konzept geht das nicht.Schließlich hat der Markt Burkardroth in den vergangenen vier Jahren insgesamt rund 50 000 Euro in das ehemalige Jagdhaus investiert. Dabei wurden Elektroleitungen verlegt und der Fußboden im Erdgeschoss erneuert. "Da nur ein Stück des Wohnbereiches unterkellert ist, lag er teilweise auf blanker Erde und das Holz war total verfault", erklärt der Rathauschef. Auch die Außenanlage wurde umgestaltet und die Aussichtsplattform in dem kleinen Obstgarten neben dem Jagdhaus geschaffen.
"Mithilfe von Elmar Brehm und den Lehrlingen der Berufsschule konnte der Holzzaun um das Gelände der Hermannsruh errichtet werden", fügt Bug hinzu. Im Großen und Ganzen befindet sich das Gebäude in einem guten Zustand, auch die Bausubstanz ist in Ordnung. Doch wenn es weiterhin jahrelang nicht genutzt wird, könnte sich das schnell ändern. Deshalb hofft der Bürgermeister darauf, dass sich doch noch ein Konzept ergibt. Eine gastronomische Nutzung hält er nicht für sinnvoll. Dafür sei das Haus zu klein, es müsste angebaut werden. "Wer eine Idee hat, kann sich jederzeit bei mir melden", sagt Waldemar Bug.
Zur Info:
Geschichte Das Jagdhaus Hermannsruh wurde 1896 von dem Fabrikanten Hermann Horney aus Schöppenstedt im Landkreis Wolfenbüttel gebaut. Nach zahlreichen Eigentümerwechseln ging das Anwesen im Dezember 1963 an den Ingenieur Dr. Hermann Münnich aus Bad Kissingen über, der es mit seiner Familie als Sommerhaus nutzte. 2010 überließ er es dem Markt Burkardroth, damit das Anwesen künftig öffentlich genutzt werden kann.
(Quellen: Alfred Saam und Waldemar Bug)