Wer hat´s erfunden? Outdoor-Klo, Rollator-Navi und ferngesteuerte Staubsauger
Autor: Carmen Schmitt
Münnerstadt, Montag, 09. November 2015
Paul Schmitt aus Münnerstadt ist ein Tüftler, der die Arbeit sicherer und leichter machen will. Seine Entwicklungen vermarktet er bis nach Afrika. Er verrät, wo die Gefahren für einen Bastler lauern und was ein erfolgreicher Erfinder braucht.
Drei Jahre lang hat er seine bisher erfolgreichste Erfindung entwickelt und erprobt. Heute hat er das Ergebnis einige Tausend Mal verkauft. Sein "Sicherheitsgrasschneideblatt" für Motorsensen ist inzwischen bei Straßenmeistereien in ganz Deutschland zur Pflicht geworden.
Paul Schmitt aus Münnerstadt hat sich viele seiner Konstruktionen rund um Garten- und Forstarbeiten schützen lassen.
Im Familienunternehmen vermarktet er sie bis nach Afrika, wo seine Sägen auf Kaffeeplantagen eingesetzt werden. Eines haben alle seiner Erfindungen gemeinsam.
Sicherheit wird geprüft
Der 73-Jährige ist in der Landwirtschaft aufgewachsen. Schon als Kind war er ein Bastler. Nach der Schule hat er eine Ausbildung zum Landmaschinentechniker gemacht.
1972 machte er sich selbstständig, reparierte Traktoren, bis sie zu groß für seine Garage wurden. Er spezialisierte sich auf kleinere Motoren, später reparierte und verkaufte er Rasenmäher und Motorsägen. Seit 2008 widmet er sich nur noch der Entwicklung neuer Produkte und deren Vertrieb. Dafür brütet er auch schon mal mit finnischen Konstrukteuren über dem passenden Material für die Stange einer Teleskopsäge."Wenn ich weiß, ich hab durch dieses Werkzeug Unfälle vermeiden können, bin ich zufrieden", sagt Paul Schmitt. Seinen Erfindungen geht stets ein Gedanke voraus: "Wie kann man es leichter und sicherer machen?" Bevor seine Produkte auf den Markt kommen, lässt er sie aufwendig prüfen.
Mit seinem neuartigen Schneideblatt sollen weder Steine noch herumliegende Teile weggeschleudert werden können und als gefährliche Geschosse enden. Das Geheimnis liegt im Luftstrom, der durch die wechselseitig geschärften Zähne entsteht. Weil Paul Schmitt nicht nur Menschen, sondern auch die Umwelt schützen will, erfand er passend dazu den "klappbaren Kanten- und Rindenschutz". Der kann auf allen Freischneidern montiert werden. Der Absatz: europaweit.
Ein Patent und einige Gebrauchsmuster hat er für seine Entwicklungen bisher angemeldet. Einer Firma, die ihm eine seiner Ideen abkaufen wollte, erteilte er eine Absage. Schließlich soll der Familienbetrieb weitergehen. Geht es nach ihm, soll auch seine neueste Konstruktion schon bald auf den Markt kommen.
Man muss Dinge zuende bringen
"Aus der Not geboren", nennt ihn Paul Schmitt - sei-nen "Kunststoffflaschenhalter". Eine Zeitlang war er gehandicapt und konnte nur mit einer Hand agieren.
Er scheiterte an Alltäglichem. Eine Flasche öffnen - einhändig und unfallfrei? Seine Halte-Vorrichtung soll Abhilfe verschaffen. Kann er als Erfinder überhaupt alle Ideen verwirklichen, die ihm im Kopf herumgeistern? "Man muss aufpassen, dass man sich nicht verzettelt", sagt er und lacht. "Und Dinge zu Ende bringen. Als Erfinder braucht man viel Geduld." Der Tüftler kann sich außerdem nur schwer von Dingen trennen, verrät er.
"Man könnte es ja noch mal brauchen."Erfindermesse Am vergangenen Wochenende (29. Oktober bis 1. November) haben sich Erfinder, Verbände und Organisationen aus 36 Ländern bei der internationalen Fachmesse "iENA" in Nürnberg getroffen. 700 Erfindungen und Innovationen wurden bei der viertägigen Veranstaltung präsentiert. Die Entwickler stellten ihre Ideen und Konstruktionen in Bereichen wie Umweltschutz, Verkehr, Elektrotechnik, Sport, Energietechnik oder Chemie vor (siehe Infokästen).
Patentamt Beim Deutschen Patent- und Markenamt in München gingen im Jahr 2014 65 958 Patentanmeldungen ein. Das waren viereinhalb Prozent mehr als im Vorjahr. Drei Viertel aller Patentanmeldungen stammen aus Deutschland. Die internationalen Top-Anmelder stammen aus den USA, Japan und der Republik Korea. Gefolgt von Österreich und der Schweiz. Die Firmen Bosch, Schaeffler und Siemens haben in Deutschland 2014 die meisten Patente angemeldet. Die Gebrauchsmusteranmeldungen gehen seit 2010 zurück. 2014 waren es 14 748. Das Gebrauchsmuster gilt als "kleiner Bruder" des Patents.