Wenn es piept, will die Maschine Aufmerksamkeit
Autor: Klaus Werner
Bad Bocklet, Montag, 24. Oktober 2022
Annette von Bamberg überzeugt in Bad Bocklet mit ihrer Erkenntnis: Über 50 geht's heiter weiter - jedenfalls für Frauen!
"Fränggischer Humor ist feinsinnig und dezent!" - mit einem Augenzwinkern und vielen Beispielen, die diese These widerlegten, begeisterte Annette von Bamberg im Bad Bockleter Kursaal mit ihrem Programm "Über 50 geht´s heiter weiter - jedenfalls für Frauen!". Die überwiegend weibliche Zielgruppe amüsierte sich über die klischeehaften Humoresken, "denn bei meinen Auftritten lachen zehn Frauen auf einen Mann".
Nur knapp 70 Gäste verteilten sich in der vorderen Hälfte des großen Kursaals und wurden mit einem fröhlich-fränkischen "So, da bin ich" begrüßt. Sie sei zwar nicht adlig, aber ihr Bühnenname beantworte gleich drei Fragen auf einmal: den Vornamen, woher man kommt und wie man ist, nämlich "a Nette". Weiteres wurde anfangs auch geklärt, zum Beispiel der persönliche Status mit dem Alter von 50+, mit 247 grauen Haaren und der Gewichtszunahme von nur drei Kilogramm, denn die fünf coronabedingten Kilogramm zählen ja nicht.
Nasse Küsse
Nach diesem kleinen Warmup ging es an das Eingemachte, wobei sie den Unterschied zwischen dem weiblichen und dem männlichen Humor ebenso ergründete wie die Ursachen der gescheiterten Beziehungen: "Nasse Küsse!" - und abgeleitet daraus kamen die nicht so ernst gemeinten Ratschläge, wie das Sabbern zu vermeiden wäre.
Dabei bediente sich Annette von Bamberg altbekannter Klischees, die sie in humorvolle Geschichten, unterhaltsame Anekdoten und spöttische Frotzeleien verpackte. Dem Publikum gefiel es, wenn sie musikalisch-pantomimisch eine Lanze für die Körperbehaarung brach, ihren natürlichen Reflex auf das Wort "Fasten" mit dem Bestellen von "Pommes rot-weiß" offenbarte oder den Ehemann mit einem Earl-Grey-Tee verglich und resümierte: "Der Tee wärmt wenigstens von innen." Ein hohen Wiedererkennungswert mit Lachgarantie hatte ihre ausgiebige Beschreibung, mit welchen Tücken der Kauf eines Büstenhalters verbunden ist, wenn die Senior-Chefin als "Wäsche-Ayatollah" mit einigen Handgriffen den richtigen Sitz prüft und den Kauf mit "Passd scho!" absegnet.
Diktator des Lebens
Das allgegenwärtige Piepen wird von ihr zum "Diktator des Lebens" erklärt und anhand von Waschmaschine, Wecker und Backofen als "Symbol für die fehlende Aufmerksamkeit" analysiert - sozusagen das "ADHS der Maschinen". Piep-Diktator Nummer Eins sei das Auto, das einem beim Einsteigen, beim Parken und beim Fahren mit Signalen steuert und wenn´s mal ruhig ist, "dann hat´s gekracht". "Es ist eine laute Welt geworden", so ihr Fazit zur akustischen Dauerberieselung, die man im Aufzug ebenso habe wie im Wartezimmer der Ärzte.
Die Grenzen und Konsequenzen des Alters durften in Anbetracht des Programmtitels nicht fehlen und wurden beim "Kaffeetrinken mit Birgit" deutlich. Stimmt der Termin? Ist es das richtige Café? - und alles mündete in der Erkenntnis: "Ich werde vergesslich". Ein Hilfsmittel sei dann "KI" - also künstliche Intelligenz, wobei diese den großen Nachteil habe: "Künstliche Intelligenz wird von Männern entwickelt, dabei fehlt es denen an natürlicher Intelligenz."
Humorvoller Mitspieler in Reihe eins
Immer wieder spielte Annette von Bamberg mit den Klischees und Vorurteilen der Geschlechter und hatte dabei mit Lorenz aus der ersten Reihe einen humorvollen Mitspieler, der trockene Kommentare einwarf und damit die Schlagfertigkeit und Spontanität der Kabarettistin testete.