Wenn die Heizung im Freien steht
Autor: Hanns Friedrich
Sandberg, Donnerstag, 16. April 2015
An der Sandberger Schule läuft seit kurzem eine Hackschnitzelheizung, die keinen Heizungskeller mehr braucht. Die Anlage aus Bad Königshofen ist relativ ortsunabhängig und leicht zu montieren.
von unserem Mitarbeiter Hanns Friedrich
Sandberg — Eine im Grabfeld entwickelte und gebaute Energiekabine sorgt in der Montessori-Schule in Sandberg in der Rhön für umweltfreundliche Wärme. Peter Wieczorek , Chef der Firma Renergie Systeme in Bad Königshofen, erinnert sich an die Anfänge seines Unternehmens: 2007 gab es die ersten Überlegungen für eine umweltfreundliche Energieversorgung, bereits ein Jahr später wurden sie in die Tat umgesetzt, und am Bad Königshofener Feuerwehrhaus wurde die erste "Renergie-Kabine" aufgestellt und bis heute betrieben. Nun steht in Sandberg in der Rhön das nächste Heizungspilotprojekt, allerdings in weit größerem Ausmaß und dem neuesten Entwicklungsstand.
Fördermittel erhalten
Wieczorek berichtet von der kontinuierlichen Entwicklung und einem Förderprogramm, das es dem Unternehmen 2009 und 2010 ermöglichte eine mobile Versorgungskabine zu entwickeln. Peter Wieczorek: "Das heißt, dass die Renergie-Kabine mit der entsprechenden Heizungsanlage vor der Schule in Sandberg steht und von dort die Wärme ins Haus geliefert wird. Gemeinsam mit der Forstbetriebsgemeinschaft Fränkische Rhön wurde dieses Projekt auf den Weg gebracht. Die Sandberger Schule hatte bislang eine Elektroheizung, die in die Jahre gekommen und recht kostenintensiv war. So kam die Überlegung für eine Hackschnitzelheizung, erinnert sich Bürgermeister Joachim Bühner. Allerdings wollte die Gemeinde eine Heizungsanlage, die mit nachwachsenden Rohstoffen aus heimischen Wäldern betrieben werden sollte.
Geld in der Region halten
Für den Bürgermeister war es wichtig, dass das Geld in der Region bleibt. Deshalb wurde die "Holzenergie Kreuzberg" gegründet. Beteiligte sind die Gemeinde Sandberg, die Forstbetriebsgemeinschaft "Fränkische Rhön" und die Bad Königshofener Firma Renergie-Systeme. "2013 haben wir dann den Auftrag erhalten und die Pilotanlage gebaut", sagt Wieczorek. Seit September 2014 ist sie in Betrieb und hat ihre Kinderkrankheiten überwunden. In diesem Zusammenhang berichtet er von der Besonderheit der Heizungsanlage, die im Außenbereich steht und Wärme in die Schule liefert.
Mehrere Module
Die in Bad Königshofen entwickelte und konstruierte Anlage besteht aus Modulen, die man sich wie eine Art Gartenhaus vorstellen kann. Für den Transport ideal sind die Ausmaße, denn die Kabine kann auf Lkw-Anhängern transportiert werden. Interessant ist aber auch der modulare Aufbau der einzelnen Kabinen. Es gibt die Variante, sie als Hackschnitzel- oder Pelletheizung zu konstruieren. Die Kabine beim Kunden schlüsselfertig aufgestellt, die einzelnen Kabinen miteinander verbunden - und schon ist sie einsatzklar. " Das modulare Heizungssystem sei bislang einmalig in Europa, sagt Wieczorek. Für ihn war es wichtig, nicht nur erneuerbare Energie anzubieten, sondern auch erneuerbare Baustoffe zu verwenden. Das Ziel erfüllt die Kabine, die aus Holzelementen gebaut ist und je nach Kundenwunsch im Außenbereich gestaltet werden kann.
Kein großer Umbau nötig
Der Vorteil der Anlage im Außenbereich: Größere Umbauten im Innern des Gebäudes oder die Suche nach einem geeigneten Raum entfallen. Ein weiterer Vorteil, so Wieczorek, sei, dass das Heizmaterial mit einem Wechsel-Container angeliefert wird, der einfach an die Anlage angekoppelt wird. Über Förderschnecken gelangt es dann in die Anlage. In den Modulen befinden sich die Heiztechnik, der Pufferspeicher und der sogenannte "Spitzenlastkessel" mit einem variierbaren Öltank. "Damit sind wir immer auf der sicheren Seite, sollte an der Anlage doch einmal ein Defekt sein", sagt Wieczorek.
Die Nachfrage läuft an
Er verweist auf das Besondere der Sandberger Anlage, die der Holzenergie Kreuzberg GBR-Betreibergesellschaft gehört. Diese hat die Anlage finanziert, genutzt werden die Ressourcen über die Wälder der Forstbetriebsgemeinschaft Fränkische Rhön. Immerhin sind das an die 19 000 Hektar Wald, die zur Verfügung stehen. Mittlerweile hat sich "die Wärme, die von außen kommt", herumgesprochen und so interessieren sich bereits Hotelbetreiber, aber auch Privatpersonen aus der Rhön und dem Grabfeld für die neue mobile umweltfreundliche Heizungsanlage. Entsprechende Konzepte haben Peter Wieczorek und sein Team bereits in der Schublade.