Wenn der Tod zum Alltag gehört
Autor: Susanne Will
Bad Kissingen, Mittwoch, 15. Januar 2020
Felix Fehr tritt in die Fußstapfen seines Vaters: Auch er wurde jüngster Bestattermeister Bayerns.
Wie der Vater, so der Sohn: Felix Fehr (23) ist seit September 2019 Bayerns jüngster Bestattermeister. Wie sein Vater Rüdiger Fehr: Der heute 52-Jährige errang den Titel im Jahr 2000. Damals allerdings hieß das noch "Funeral Master". Und wie sein Sohn im Jahr 2017 war auch er einst Bayerns jüngster Bestatter.
Erster Berufswunsch: Profifußballer
Felix Fehr strahlt für seine erst 23 Jahre eine Ruhe aus, die man eher von gesetzteren Männern erwartet. Stattlich, mit schwarzem Vollbart ist dennoch die Ähnlichkeit zu seinem Vater zu erkennen. "Nein, es war mit zwölf definitiv nicht meine Zukunftsvorstellung, ,Bestattungen Apfelbacher & Fehr' beizutreten - damals wollte ich noch Fußballprofi werden." Doch spätestens ein Jahr später, als er seine erste Überführung nach Berlin mit seinem Vater hatte und so sein Taschengeld gut aufbessern konnte, wandelte sich seine Haltung.
2014 machte er Abitur und meldete sich zum Studium der Wirtschaftswissenschaften an, 2015 machte er parallel die Bestatterausbildung in Münnerstadt, die er 2017 als jüngster Bestatter Bayerns abschloss. "Und dann bin ich doch gleich in die Firma eingestiegen", er begrub die Fußball- und Studienpläne.
"Komischer Ruch"
Ein Schritt, den er nicht bereut hat. "Ich habe ja schon früh Erfahrungen gesammelt. Das bleibt nicht aus, wenn man in so eine Familie geboren wurde", sagt der 23-Jährige,der im Februar seinen Geburtstag feiert. Sein Vater Rüdiger Fehr erinnert sich noch gut an die Zeit, als er Heranwachsender war. "Das war manchmal schon schwer, damals hatte es noch so einen komischen Ruch, aus einer Bestatterfamilie zu kommen." Er wäre am liebsten Journalist geworden. Sein Vater Ingbert gründete 1963 ein Bestattungsunternehmen in Bad Kissingen, zuvor reichten die Bestattertradition Generationen in Katzenbach zurück. Als Bestattersohn war er Sticheleien ausgesetzt, diese Erfahrungen hat Felix nicht gemacht. "Im Gegenteil: Heutzutage sind die Menschen aufgeschlossen, was das Bestattertum angeht, sie sind neugierig und wollen sich informieren."
Das zeigen auch die Zahlen: Das Bundesausbildungszentrum der Bestatter in Münnerstadt kann über Nachwuchs nicht klagen. Hier erlangte Rüdiger Fehr 2000 das Rüstzeug im allerersten Lehrgang zum geprüften Bestatter in der kleinen Lauerstadt. Auch er war damals der jüngste Bestattermeister/Funeral Master Bayerns. Die Bild-Zeitung hatte damals groß darüber berichtet, den Artikel hat er sich aufgehoben.
Der Tod als Normalität
Särge, Urnen, Tod, "das war für mich schon immer Normalität", sagt Felix Fehr. Und er wundert sich manchmal, mit wie viel Scheu manche Menschen dem Tod begegnen - und sei es in Form einer Urne. "Einmal musste ich eine Urne abholen, die doppelt verpackt war. Sie sah von außen aus wie ein ganz normales Paket. Und dennoch hat sich die Angestellte eines Standesamtes geweigert, anzufassen - sie wollte damit partout nichts zu tun haben."
Urne mit Fußball-Emblem
Die Bestattungskultur ändert sich seit einigen Jahren, Beerdigungen werden immer individueller, auch die Gestaltung von Särgen oder Urnen. Felix Fehr: "Es ist heutzutage kein Problem, das Emblem der geliebten Fußballmannschaft auf die Urne zu drucken." Dass die Rede heutzutage öfter nicht von Geistlichen, sondern von Trauerrednern übernommen wird, heißt er gut: "Ich erlebe, dass diese Reden viel persönlicher sind - und so auch den Trauernden mehr helfen." Wenn dann noch Rockklassiker am Grab gespielt werden, wenn sich alte Golf-Kumpel mit einem Wurf Bälle ins Grab verabschieden, wenn einer dem Verstorbenen noch eine letzte Schachtel Zigaretten als Grabbeigabe hineinlegt, dann "finde ich das rührend und schön".