"Wenn deine Hand die meine hält"
Autor: Werner Vogel
Bad Kissingen, Montag, 15. Februar 2016
Nicht nur Verliebte schwelgten beim Konzert des Kurorchesters zum Valentinstag in Erinnerungen. Bei den Filmmelodien kamen auch Kinofreaks ins Schwärmen.
Großes Kino hatte sich das Kurorchester für sein Konzert am Valentinstag vorgenommen. Nun sind klassische Filmmelodien an sich schon ein Garant für anspruchsvolle Unterhaltung, aber das "Wohlfühl-Kurorchester" wie Moderator Reinhold Roth die Formation ankündigte überrascht sein Publikum auch diesmal mit einem besonders farbigen Strauß zum Tag der Herzen.
Eingebunden darin das besondere Ambiente des Max-Littmann-Saales mit dekorativer Blumenamphore auf der Bühne und wechselnd-farbig stimmungsvoller Beleuchtung.
Liebesgedichte werden als Farbtupfer in die Ansage zu den bekanntesten Filmmelodien eingeflochten. Sprühende Spielfreude zeigt das Orchester, angefeuert von einer temperamentvollen Dirigentin die - natürlich - für ihre Garderobe die Farbe der Liebe gewählt hat. Auch Herzen gibt es zu sehen. Vor jedem Stück erscheint in anderes Liebeszeichen, mal mit, mal ohne Pfeil auf der großen Leinwand über dem Orchester.
Der Clou aber sind die Filmplakate und die Szenenfotos zu den einzelnen Streifen. "Woher haben Sie nur die alten schwarz-weiß Fotos der Nachkriegsklassiker her?", wird Klaus Stebani schon in der Pause gefragt. Der stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins des Kurorchesters ist ambitionierter Fotograf und hat sich die stilsichere Installation einfallen lassen. Da ist Hans Moser in "Der Herr Kanzleirat" zu sehen, dazu erklingt "Die Rose vom Wörthersee" und schon wird im Publikum mit gesummt. Ein vielfaches "Aah" der Wiedererkennung auch bei Charlie Chaplin und der von ihm komponierten Musik zum Film "Modern Times" und als Humphrey Bogart in "Casablanca", dem vielleicht berühmtesten Liebesfilm aller Zeiten, Ingrid Bergman auffordert: "Schau mir in die Augen, Kleines!", schwelgt der ganze Saal in nostalgischer Erinnerung.
James Bond und Braveheart
Elena Iossifova hat das Kurorchester behutsam zu einem vielseitigen Klangkörper entwickelt. Auch die Musiker haben ihr Profil geschärft.
Da gibt es schon mal Szenenbeifall wie bei einer Jazz-Session, wenn Roman Riedel in "Jede Frau hat ein süßes Geheimnis" seiner Posaune jauchzende Triolen entlockt, oder Trompeter Jürgen Back der Titelmelodie von "Der Pate" ein virtuoses fetziges Solo anfügt. Mit Brass- und Big Band Sound kann das Orchester Bernsteins "West Side Story" und die Titelmelodie der US Krimiserie "Hawaii Fünf-Null" absolut raumfüllend interpretieren. Bei Henry Mancinis schwebenden Streicherklängen aus "Frühstück bei Tiffany" vermisst man allerdings die weitere Geige von Lidia Shlapik doch ein wenig. Die Dirigentin weiß natürlich um die schmale Besetzung ihres Klangkörpers. So entscheidet sie sich bei Laras Lied aus "Dr. Schiwago" nicht für die Sehnsucht russischer Weiten, zu der man einfach schmeichelnde Streicherklänge braucht, sondern für das fauchende Stampfen einer Lokomotive, mit der Revolutionär Strelnikow, durch die eisigen Schneelandschaften pflügt. Etwas ungewohnt, aber so rhythmusbetont dann auch wieder stimmig.
Bilder entstehen im Kopf
Je länger der Abend dauert, umso mehr gewinnen die Bilder an Bedeutung, es entsteht Musik mit Kino, was für das Orchester gar nicht einfach ist. Die Zuschauer sehen das Filmplakat zu James Bond und haben sofort die Titelmelodie im Kopf.
Was das Orchester dann spielt, muss schon verdammt gut sein, um die Zuhörer zu fesseln. Das gelingt dem Kurorchester aber auch bei diesem Sonderkonzert hervorragend. Am allerbesten vielleicht mit James Horners Musik aus "Braveheart" Man sieht förmlich Mel Gibson als Freiheitskämpfer mit übergroßem Schwert durch die schottischen Hügel reiten. Zu Recht gibt's dafür Bravos und Riesenapplaus.
Nicht enden wollender Beifall
Und wer von den Zuschauern auch nach Julia Roberts und Richard Gere auf der Leinwand und den Melodien von "Pretty Woman" im Ohr die Hand des Partners noch nicht ergriffen hatte, der holt das spätestens beim Gedicht von Moderator Reinhold Roth nach, wo es heißt: "Wenn Deine Hand die meine hält". Schließlich ist Valentinstag und viel schöner kann man den Abend nicht beschließen.
Den Strauß für die Dirigentin teilt sie sich mit ihren Musikern. Eine schöne, auch sehr verdiente Geste. Aber weil der Beifall nicht enden will, wird die Rose für die Zugabe erst mal aufs Notenpult gelegt.