"Weltpremiere" an der Realschule
Autor: Rolf Pralle
Bad Brückenau, Sonntag, 29. November 2015
Eine Zeitreise durch sechs Dekaden in knapp drei Stunden. Diese Tour unternahmen rund 60 Mädchen und Jungen bei einer eindrucksvollen Theater- und Musikrevue zum 60-jährigen Bestehen der Staatlichen Realschule Bad Brückenau.
           
Lang gestaltete sich die Liste der Gäste, die Realschuldirektor Torsten Stein zum Festabend unter dem Motto "Forever Young" begrüßen konnte. Vertreter aus Politik und Wirtschaft gaben sich ebenso ein Stelldichein wie ehemalige Lehrkräfte und Schüler sowie natürlich die Eltern. Aus Platzgründen war man extra in die Aula des Gymnasiums ausgewichen. 
Stein ließ noch einmal einige Eckpunkte aus der 60-jährigen Geschichte der Lehranstalt Revue passieren und ging auch auf die aktuelle Situation vor dem Hintergrund sinkender Schülerzahlen ein.
  
  Kein Zurück
 
Der Ministerialbeauftragte Karlheinz Lamprecht würdigte die Geschichte "dieser kleinen aber feinen Schule", in der viele Generationen Fuß gefasst hätten. 
Die Realschulen, von denen es momentan 47 in Unterfranken gibt, seien zwar für viele Kinder ein Erfolgsmodell, trotzdem werde nicht jeder dort glücklich. "Daher brauchen die Jugendlichen die Kooperation verschiedener Schularten", so der Redner, der darüber hinaus deutlich machte, dass es im Bildungsbereich ein Zurück zur sogenannten "heilen Welt" nicht geben werde.  
  Lob für die Elternbeiräte
 
"Wenn man hier 
Schulleiter war, kann noch etwas aus einem werden", sagte Landrat Thomas Bold schmunzeln zu Direktor Stein angesichts der Tatsache, dass dessen diverse Vorgänger später noch anderweitig Karriere gemacht haben. In seinem Grußwort unterstrich Bold, dass die Unterstützung der Schulen zu den vordringlichsten Aufgaben der Kommunalpolitik gehört. Ein ausdrückliches Lob zollte er der Arbeit der Elternbeiräte. 
"Bildung wird auch vor dem Hintergrund der Flüchtlinge eine große Herausforderung werden", prognostiziert der Landrat."1961 war die Realschule auch meine Schule", erinnerte sich Bad Brückenaus 2. Bürgermeister Jürgen Pfister, der die Glückwünsche von Rathauschefin Brigitte Meyerdierks ausrichtete. Als er die Schulbank gedrückt hat, seien Mädchen und Jungen noch getrennt unterrichtet worden. "Aber wir hatten ja den Pausenhof", meinte Pfister mit einem Augenzwinkern.
  
  "Administratives Meisterwerk
 
Dann waren der Worte genug gewechselt und es begann die große Theater- und Musikrevue mit fast 60 Mitwirkenden, die Stein im Vorfeld als "administratives Meisterwerk" bezeichnet hatte. 
Denn zur Realisierung dieser "Weltpremiere" waren einige Anstrengungen und vor allen Dingen ein hohes Engagement aller Beteiligten nötig gewesen. Beispielsweise mussten die Noten der einzelnen Musikstücke individuell passend für die Instrumente der Big Band abgestimmt werden, was Andreas Kleinhenz und Thomas Martin ganz hervorragend gelungen war. 
Die Textpassagen hatten Mona Benz, Monika Kaufmann und die Schüler der Theatergruppe komplett selbst verfasst.Ob "Rock´n´Roll und Petticoat", die Flower-Power-Bewegung der Hippie-Ära, Jimi Hendrix und das Woodstock-Festival, Rubiks Zauberwürfel, Nenas "99 Luftballons", Kartoffelchips und Erdnußflips oder der Modetanz Macarena, praktisch nichts aus den vergangenen Jahrzehnten wurde bei der Aufführung in sieben Episoden ausgelassen.
Da staunte dann "Marisa aus der Zukunft" auch nicht schlecht, was so alles vor ihrer Zeit passiert war. Natürlich musste die Angehörige der Smartphone-Generation gleich alles per Selfie fotografisch festhalten. Und wenn dann noch Marlon als der sprichwörtliche "Running Gag" - natürlich immer zum "unpassenden Zeitpunkt" - auf der Bildfläche erschien, hatten die Akteure die Lacher auf ihrer Seite.
Es stimmte bei den einzelnen Auftritten die Inszenierung bis auf den Punkt, angefangen von Mimik und Gestik bis hin zu den fantasievollen Kostümen und den umfangreiche Requisiten. Hier fiel besonders der von einer Schülergruppe konstruierte "Time-O-Mat", eine alles überspannende Zeitmaschine, ins Auge. Sowohl die Kleinsten als auch die jungen Erwachsenen hatten sichtlichen Spaß an ihrem großen Auftritt. Schnell war das Lampenfieber verflogen, das sich spürbar hinter den Kulissen breit gemacht hatte.
Und während die Big Band die Schlussakkorde intonierte, hätten viele gern diesen Moment "eingefroren", wie es im Song "Auf uns" von Andreas Bourani heißt. Dieses Stück hatte auch den Auftakt für den erlebnisreichen Abend gebildet. Das Publikum applaudierte minutenlang, erleichtert klatschte Realschuldirektor Torsten Stein seine Schützlinge ab.