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Weinbau ist in Hammelburg seit dem Jahr 776 bezeugt


Autor: Gerd Schaar

Hammelburg, Montag, 23. Sept. 2013

Die "Gesellschaft für Geschichte des Weines" besucht Hammelburg. Nach ihren neuesten Erkenntnissen reicht die Kultivierung von Reben in der Stadt weiter zurück, als bisher bekannt ist.
Reife Trauben Foto: Archiv/ Karlheinz Franz


Die historische Kulisse der Altstadt verfehlt ihre Wirkung nicht: "Im Unterschied zu anderen Weinorten wird in Hammelburg die Geschichte des Weines noch hoch gehalten", sagt Martin Sachse-Weinert. Der Sprecher der "Gesellschaft für Geschichte des Weines" ist froh, viel Historie in der ältesten Weinstadt Frankens geboten zu bekommen.

"Gerade die Verbindung von moderner Weinvermarktung mit der Besinnung auf mittelalterliche Historie ist hier hervorragend gelungen", bestätigt Sachse-Weinert. Das Weingebiet an der Saale sei ein attraktives Ziel für den Tourismus.

Und die älteste Weinstadt Frankens ist nach den Erkenntnissen der Gesellschaft sogar etwas älter, als bisher gedacht: Die Schenkungsurkunde Karls des Großen aus dem Jahr 777 hatte einen Vorläufer. "Es gibt eine erste Vermessungsurkunde, in der Wein erwähnt wird", berichtet Sachse-Weinert. Sie sei ein Begleitdokument zur Schenkungsurkunde und datiere auf den 8. Oktober 776. Wie Sachse-Weinert erklärt, bereite die Schrift die Schenkung vor und zähle Weinberge, Ländereien und Höfe auf.

Die knapp 100 Mitglieder der "Gesellschaft für Geschichte des Weines" sind zum ersten Mal in Hammelburg zu Gast. Nach Stationen in Bad Kissingen und Ebrach bildet eine Führung durch den Winzerkeller im Roten Schloss den Abschluss ihrer Wochenendtagung.

"Unsere Gesellschaft bietet den rund 900 Mitgliedern zweimal jährlich eine solche Tagung", verrät Sachse-Weinert. Ziele seien zumeist die bekannten deutschen Weinbaugebiete, oft verbunden mit interessanten Stadtführungen.

Die Mitglieder des 1959 gegründeten Vereins mit Sitz in Wiesbaden kommen aus Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland. Unter ihnen sind Winzer und Weininstitute vetreten. "Hier an der Saale haben wir ein wunderbares Stück Franken kennengelernt", schwärmt Sachse-Weinert von tollen Weinproben, die es auch im Bad Kissinger Rossini-Saal gab.

"Unsere Klientel aus anderen Weinregionen wie dem Rheingau hatte sich gewundert und erteilte dem Wein an der Saale großes Lob", berichtet der Sprecher. Das Typische der fränkischen Weine könnten andere Regionen nicht aufweisen.

Sachse-Weinert: "Die fränkischen Winzer haben in den vergangenen Jahren enorme Qualitätsfortschritte geschafft." Mittlerweile sei dort eine junge, dynamische Winzergeneration herangewachsen. Teilweise seien neue Weinberge bepflanzt worden. Neu sei auch der Elan der jungen Winzer, zum Beispiel in Sachen Kellertechnik.
Die Aufmerksamkeit der Tagungsteilnehmer richtet sich dabei auch auf die roten Weine von der Saale. "Die finden bundesweit noch viel zu wenig Beachtung", bedauert Gesellschafts-Präsident Hans Reinhard Seeliger. Deutschland betrachte sich nicht als ein bedeutendes Rotweinland, stimmt Sachse-Weinert zu. "Domina und Regent aus dem Saaletal haben mich jedoch positiv überzeugt", meint er.

Wenig Sorge sei bei Wegfall der europäischen Schutzmaßnahmen für die deutschen Weingebiete nötig, sagt Sachse-Weinert. "Ein schwedischer Chateau Bullerbü kann gegen unsere bundesdeutschen Weinlagen nicht viel ausrichten." Die "Gesellschaft für Geschichte des Weines" habe eine eigene Abteilung für Weinrecht, die sich mit solchen Themen auseinandersetze. Da gehe es auch um den Markenschutz für die Form der Bocksbeutelflasche.