Wechsel in "komplexes Gebilde"
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Mittwoch, 17. Sept. 2014
Im August hat Bernd Czelustek die Nachfolge von Hannelore Bauer als Leiter der Henneberg-Schule angetreten. Für den Sprecher der SPD-Stadtratsfraktion aus Hausen ist es auch eine Rückkehr zu seinen familiären Wurzeln.
Zum 1. August wechselte Bernd Czelustek als Schulleiter von der Einhard-Grundschule in Euerdorf an die Henneberg-Schule in Garitz. Der 46-Jährige trat dort die Nachfolge von Hannelore Bauer an, die im Juli in den Ruhestand verabschiedet wurde. Wir haben mit ihm über seine ersten Eindrücke, die Zusammenarbeit mit seiner ebenfalls neuen Stellvertreterin Birgit Hock, mit Schülern, Eltern und Kollegen und vieles mehr gesprochen.
Herr Czelustek, was war der Hauptgrund, sich an die Henneberg-Schule zu bewerben?
Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich gerne in Euerdorf war und es mir nicht leichtgefallen ist, mich von dort wegzubewerben. Es hat mich aber gereizt, eine große Schule, die auch näher an meinem Wohnort und in meiner Heimatstadt ist, zu übernehmen. Dass sie etwas besser dotiert ist, will ich auch nicht verhehlen.
Zu Garitz habe ich viele Verbindungen: Meine Großeltern haben am Altenberg gewohnt, mein Vater ist in die Henneberg-Schule gegangen, und auch meine Frau ist aus Garitz. Wobei durch die Feuerwehr und die Politik auch zahlreiche Kontakte in die anderen Stadtteile des Schulsprengels bestehen.
Hat es auch eine Rolle gespielt, dass Sie als Stadtrat für Bad Kis singen zuständig sind?
Es ist natürlich schön, im heimatlichen Umfeld wirken zu dürfen, und es gibt sicherlich auch viele Synergien, die sich durch die Stadtratstätigkeit ergeben: Man hat einen Einblick ins politische Gefüge und kennt die Ansprechpartner.
Sie waren nur drei Jahre in Euerdorf, was nehmen Sie aus der Zeit mit?
Es war eine schöne, interessante und spannende Zeit: Generalsanierung, Zusammenführung an einem Schulstandort, externe Evaluation und - leider - Wegbrechen der Mittelschulklassen. Die Zusammenarbeit mit Eltern, Lehrkräften und den Verantwortlichen der Verwaltungsgemeinschaft war von Vertrauen und Verständnis geprägt. Ich erinnere mich an keine einzige ernsthafte Auseinandersetzung. So hat die Arbeit wirklich Freude gemacht.
Wie war der Start hier, welche Eindrücke haben Sie von der neuen Schule ?
Meine Vorgängerin, Frau Bauer, hat hervorragende Arbeit geleistet, und es ist nicht leicht, die Lücke zu füllen, die sie durch ihren wohlverdienten Ruhestand hinterlassen hat. Durch die Struktur mit drei Schulstandorten und gebundenem Ganztag ist die Henneberg-Schule ein sehr komplexes Gebilde und für die Schulleitung eine Herausforderung. Ich durfte bereits in den ersten Tagen erfahren, dass es dort ein sehr harmonisches und engagiertes Kollegium gibt, einen tatkräftigen Hausmeister und eine hochkompetente Verwaltungsangestellte. Auch meine Stellvertreterin, Frau Hock, hat die Stelle erst neu angetreten, stammt aber aus dem Kollegium. Ihre Mithilfe und Kenntnis der Schule war unersetzlich und hat es mir leicht gemacht.
Ich hatte - zugegeben - zunächst etwas "Bammel", aber nachdem ich die Mitarbeiter(innen) kennenlernen durfte, habe ich mich auf jeden Arbeitstag gefreut. Hinzu kommt, dass das nächste Leberkäsbrötchen nur zwei Minuten von der Schule entfernt ist. Das klingt jetzt euphorisch, kommt aber wirklich von Herzen. Hoffentlich bleibt mir dieses Gefühl erhalten!
Was ist anders, wenn man plötzlich drei Schulstandorte unter einen Hut bekommen muss?
Es ist deutlich schwieriger, einen Stundenplan zu erstellen, da die Zahl der zu berücksichtigenden Parameter wesentlich größer ist: Fahrzeiten der Lehrkräfte, Verfügbarkeit von Fachräumen und Fachlehrern und ein darauf abgestimmter Busplan erfordern schon einiges an Hirnschmalz.
Was ist Ihnen bei der Arbeit mit den Schülern besonders wichtig?
Die Kinder müssen sich angenommen und wohl fühlen. Selbständigkeit, Kritikfähigkeit und ein friedvoller offener Umgang mit anderen sind wichtige Erziehungsziele. Außerdem müssen Kinder erfahren, dass es gewinnbringend ist, sich für seine Mitwelt und Umwelt zu engagieren. Zum Umgang mit den Kindern gehört meiner Meinung auch eine gute Portion Humor. Bei der Unterrichtsgestaltung reizen mich besonders die modernen elektronischen Medien .... Natürlich wohldosiert.
... und was bei den Eltern?
Ein von Vertrauen und Verständnis geprägter Umgang miteinander, der vom Willen geprägt ist, an einem Strang zu ziehen, und das möglichst in die gleiche Richtung.
... und den Kollegen?
Da gilt im Grunde genommen das bereits Gesagte ebenso. Das Wichtigste ist ein gutes Betriebsklima. Nur wer gerne arbeitet, leistet auch gute Arbeit.
Haben Sie schon gleich in den ersten Tagen irgendwo Ihren Stempel aufgedrückt oder schauen Sie sich alles erst einmal in Ruhe an?
Ich wäre ja mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn ich gleich in den ersten Tagen eine gut funktionierende Schule ohne Not umkrempeln würde. Natürlich muss ich die Schule und die "Stellschrauben" erst einmal von Grund auf kennenlernen, um zu sehen, ob es Möglichkeiten oder Notwendigkeiten für Veränderungen gibt. Und - sollte es sich so ergeben - müssen Kollegium und Eltern mit ins Boot genommen werden. Also: Keine Schnellschüsse!
Was packen Sie kommende Woche, was kommenden Monat als Nächstes an?
Kommende Woche gilt es erst einmal, die sogenannte und bei den Schulleitern gefürchtete "Oktoberstatistik" vorzubereiten. Das heißt, alle möglichen Merkmale zu Schule, Lehrkräften und Unterricht EDV-mäßig zu erfassen und an das Landesamt für Statistik zu melden. Dabei sind wir als Modellschule für die Einführung eines neuen Schulverwaltungsprogrammes auserkoren, so dass es diese Arbeit doppelt zu erledigen gibt.
Weiterhin will ich das Gespräch mit allen Kooperationspartnern suchen, soweit dies noch nicht bereits geschehen ist, also Kindergärten, Mittagsbetreuung, Förderverein, Sachaufwandsträger und so weiter. Dann wird sich der Elternbeirat konstituieren, und auch hier ist "Beschnuppern" angesagt.
Ein Ziel hat sich das Kollegium für die nächsten Monate bereits vorgenommen, nämlich alle relevanten Abläufe, Regelungen und Vereinbarungen, die schulintern getroffen wurden, in einem Qualitätshandbuch zusammenzufassen, das als Nachschlagewerk und Informationsquelle für neue Lehrkräfte dienen soll. Außerdem ist der Haushaltsantrag für 2015 auf den Weg zu bringen, damit der Kämmerer weiß, wo er die überzähligen Millionen unterbringen kann. Arbeit gibt es also genug!
Und nicht zu vergessen: Ich will die Schülerinnen und Schüler kennenlernen und natürlich auch unterrichten.
Schule Die Henneberg-Schule ist auf drei Standorte verteilt: Das Büro des Schulleiters befindet sich in Garitz, unterrichtet wird zudem in Arnshausen und Reiterswiesen. Die Schule hat in jeder Jahrgangsstufe drei Klassen, nach Bedarf wird jeweils eine davon als gebundene Ganztagsklasse geführt. Die 25 Lehrkräfte unterrichten insgesamt rund 250 Schüler.
Privates Bernd Czelustek ist 46 Jahre alt, verheiratet und hat einen 16-jährigen Sohn. Die Familie wohnt in Hausen, wo Bernd Czelustek seit 1995 Kommandant der Feuerwehr ist. Seit 1996 sitzt er im Stadtrat und ist aktuell Sprecher der SPD-Fraktion. Als Hobbies nennt der 46-Jährige Kochen, Heimwerken, Videos-Drehen und Lokalgeschichte.
Beruf Bernd Czelustek studierte nach dem Abitur am Bad Kissinger Gymnasium in Würzburg Grundschul-Lehramt. Sein Hauptfach war die Katholische Theologie. Berufliche Stationen waren von 1994 bis 1996 die Volksschule Wildflecken, danach bis 2006 die Volksschule Nüdlingen, bis 2011 stellvertretender Leiter der Freiherr-von-Lutz-Grundschule Münnerstadt und bis Juli Leiter der Einhard-Grundschule Euerdorf. Zudem ist er Fachberater für Verkehrserziehung und Unfallverhütung, gehört dem Krisenteam des Staatlichen Schulamtes an und ist Erste-Hilfe-Beauftragter des Staatlichen Schulamtes.