Wassergeschichte währt schon 100 Jahre
Autor: Heike Beudert
Münnerstadt, Montag, 07. Januar 2013
Vor 50 Jahren gab es erste Probebohrungen im Münnerstädter Tal. Der erste Stadtratsbeschluss, dass Wasser nach Bad Kissingen geleitet werden darf, ist noch einmal 50 Jahre älter.
Dass die Stadt Bad Kissingen den Münnerstädtern das Wasser abgräbt, dieser Vorwurf steht nicht etwa erst seit der aktuell geplanten Erweiterung des Wasserschutzgebietes im Münnerstädter Tal im Raum. In Münnerstadt existieren es diese Befürchtung schon seit 50 Jahren. Im Januar 1963 fanden erste Probebohrungen statt, ob die dortigen Wasservorräte ausreichen, um auch Bad Kissingen mit zu versorgen. Und damals wie heute gab es erhebliche Bedenken von Seiten der Bevölkerung gegen diese Wasserförderung.
Wasserspiegel sinkt
"Der Wasserspiegel sinkt ständig" lautete so auch eine Überschrift in der Münnerstädter Zeitung am Montag, 21. Januar. 14 Tage zuvor waren die ersten Pumpversuche im Tal (Riedbrunnen) angelaufen.
Das Landesamt für Wasserwirtschaft suchte gemeinsam mit der Stadt Bad Kissingen ein neues Quellgebiet, von wo aus Wasser in die Badestadt geleitet werden konnte. Die Wahl fiel auf Münnerstadt, weil die Geologen hier ausreichende Vorräte vermuteten.
Im Stadtrat, so ist nachzulesen, wurde dieses Thema 1963 sehr kritisch gesehen. Man wollte selbst Beobachtungen anstellen und nicht alles den Fachbehörden überlassen.
In einer Sitzung des Stadtrates im Januar wurde so auch festgestellt, dass nach den Bad Kissinger Pumpversuchen die drei städtischen Brunnen ein Absinken des Wasserpegels zeigten. "Der Riedbrunnen, der selbst die ältesten Einwohner noch nie trocken sahen, ist vollkommen versickert und das bereits zwei Stunden nach Beginn des Dauerversuches", hieß es weiter in der Münnerstädter Zeitung.
Belegt wurde das Trockenfallen des Riedbrunnens auch mit Bildern. Doch die Reaktion von den Fachbehörden kam prompt. Dort hieß es, dass die niedrigeren Pegel nichts mit den Pumpversuchen, sondern mit dem strengen Winter zu tun hätte.
Nicht das Wasser abgraben
Gleichzeitig wurde im Januar 1963 darauf hingewiesen, dass es nicht darum gehe, den Münnerstädtern das Wasser abzugraben. Vielmehr verwies man von Bad Kissinger Seite auf die Vereinbarung, dass die Münnerstädter Förderung immer Priorität vor der Bad Kissinger habe und Bad Kissingen auch bei Bedarf Münnerstadt mit Wasser versorgen muss. So ist es ja dann auch 1970 geschehen, als Bad Kissingen Quellen im Münnerstädter Tal tatsächlich für seine Zwecke erschloss; im Bedarfsfall müssen die Kissinger Stadtwerke vorrangig die Stadt Münnerstadt mit versorgen. In den vergangenen 30 Jahren, vor der erfolgten Sanierung der Münnerstädter Wasserversorgung, kam gelegentlich Wasser aus den Kissinger Quellen ins örtliche Netz.
Am 4. Februar 1963 schließlich gab es in Münnerstadt auch eine Bürgerversammlung, in der erneut Bedenken gegen die Wassererschließung durch Bad Kissingen erhoben wurden. So wurde auf die Bedeutung des Talwassers für die Frischwasserzufuhr der Lauer hingewiesen und auf ein Fischsterben während der Pumpversuche.
Doch aus den Berichten ist zu ersehen, dass die Münnerstädter Bedenken keine Chance hatten. Landrat Hofmann soll damals gesagt haben, dass das überflüssge Münnerstädter Wasser irgendwann einmal doch abgeleitet werde. Und da sei es besser es fließe nach Bad Kissingen als sonst wohin. Im Gegenzug versprach er den Münnerstädtern außerdem Unterstützung beim Ausbau ihrer Kanalisation. Die Stadt Bad Kissingen hat, laut Zeitungsbericht, damals 250 000 Mark in die Erkundung des Münnerstädter Quellgebietes investiert.
Diskussionen ebben nicht ab
Münnerstädter Wasser fließt seit rund 40 Jahren nach Bad Kissingen. Doch die Diskussion um die Ableitung ist bis heute nicht abgeebbt. Noch immer fürchten die Münnerstädter, dass sie irgendwann auf dem Trockenen sitzen.
Suche begann vor 100 Jahren
Interessant ist aber auch die Tatsache, dass die Bemühungen der Stadt Bad Kissingen um das Münnerstädter Wasser noch viel weiter in die Geschichte zurück gehen. Bereits vor 100 Jahren, also 1913, hatte die Stadt Bad Kissingen nach neuen Wassergewinnungsstellen gesucht, ist in der Münnerstädter Zeitung vom 4. Februar nach zu lesen. Damals hat es zwei Gutachten gegeben, eines für die Quellen bei Münnerstadt, eines für ein Quellgebiet bei Premich. Bereits 1913 wurden demnach die Münnerstädter Wasservorräte als die interessanteren erachtet. Auch soll es, laut dieses Berichtes, zu damaliger Zeit erste Abmachungen mit der Stadt Münnerstadt zwecks einer Förderung gegeben haben. Der Stadtrat hatte vor 100 Jahren seine Zustimmung gegeben, dass Wasser aus dem Münnerstädter Riedbrunnen nach Bad Kissingen geleitet wird.
Weltkrieg kam dazwischen
Nicht zum Tragen kam das Projekt dann allerdings wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges. Die Kissinger entschieden sich damals aus Kostengründen für die hygienisch nicht unbedenklichen städtischen Liebeskindquellen.