Was tun, wenn das Gas ausgeht?
Autor: Angelika Despang
LKR Bad Kissingen, Mittwoch, 27. Juli 2022
Die Gasversorgung Deutschlands im Herbst ist ungewiss. Dreht Putin den Gashahn tatsächlich zu, müssen auch die Städte und Gemeinden im Landkreis vorbereitet sein.
"Ein Hoch auf unseren Wald!" Nicole Wehner, Geschäftsführerin des Marktes Oberthulba, ist heilfroh um den örtlichen Forst: "Sollte das Gas wirklich Mangelware werden, können wir auf unsere eigenen Waldbestände zurückgreifen. Große Objekte, wie die Schule, werden mit Hackschnitzel beheizt und hätten im Fall des Falles keine Einbußen."
Was die weitere Versorgung mit Erdgas betrifft, hat der Markt bereits Kontakt mit seinem Versorger, den Stadtwerken Bad Kissingen aufgenommen und es laufen Gespräche: "Auch wenn das noch relativ neu ist - wir sind dran an dem Thema", versichert Wehner. Ansonsten wird versucht, Energie einzusparen, sei es bei der Straßenbeleuchtung mit Energiesparlampen oder bei der Frage, wie Photovoltaikanlagen genutzt werden können.
Hammelburg schließt Hallenbad
Die Stadtwerke Hammelburg haben bereits Notfallpläne erarbeitet und stehen in engen Kontakt mit ihren Kunden, um schnellstmöglich reagieren zu können: "Für mögliche Abschaltungen wurde eine Priorisierung durchgeführt und Sonderkunden hierüber informiert", erklärt Geschäftsführer Matthias Metz. Bei Ausrufung der Notfallstufe übernehme die Bundesnetzagentur die sogenannte Bundeslastverteilung: "Sie übernimmt also im Krisenfall hoheitlich die Reduktion der geplanten Bezugsmengen im Markt, um die Nachfrage auf das Niveau der knappen Gasmengen zu reduzieren", erklärt Metz, "Die Stadtwerke sind nur der verlängerte Arm der Bundesnetzagentur. Wir selbst haben keine Möglichkeit Gas zu speichern."
Aber die Möglichkeit Gas einzusparen, nutzen die Stadtwerke und stellen deshalb den Betrieb des Hallenbades im Saaletalbad ab 29. Juli vorläufig ein. Das Freibad, das mit Solarenergie geheizt wird, ist weiterhin geöffnet. Weitere Möglichkeiten Gas einzusparen, werden überprüft, zum Beispiel bei der Substituierung der Wärmeversorgungsanlagen und bei der Wärmeversorgung öffentlicher Objekte.
Mit "Vollgas" an der Krisenbewältigung
"Die Beherrschung des Chaos ist in diesem Zusammenhang die größte Herausforderung", sagt der Geschäftsführer, "In erster Linie gilt es, das Gasnetz im Ernstfall an eine Mangellage physikalisch anzupassen und entsprechende Vorbereitungen zu treffen. In zweiter Hinsicht sind kaufmännische Aspekte zu berücksichtigen." Alle Beteiligten würden "mit Vollgas" an der Krisenbewältigung und der Abwendung einer Gasmangellage arbeiten, so Metz.
Die Stadt Hammelburg will sich an den Empfehlungen des Städtetages orientieren, wie Kommunen Energie sparen können und prüft momentan, welche Maßnahmen ergriffen werden können.
Therme Sinnflut nicht geschützter Kunde
Bereits im Frühjahr haben die Stadtwerke Bad Brückenau ihre sogenannten "nicht geschützten Kunden" im Versorgungsgebiet angeschrieben, so Geschäftsführer Torsten Zwingmann. Nur diese Kunden wären bei Ausrufung der Notfallstufe von Gaseinsparungen oder einem Gaslieferstopp betroffen. Die Therme Sinnflut wäre einer dieser nicht geschützter Kunden, deshalb werden hier Überlegungen zur Gasversorgung angestellt. Haushaltskunden und soziale Einrichtungen (wie zum Beispiel Kliniken und Altenheime) sollen weiter versorgt werden, da sie zu den geschützten Kunden gehören. Derzeit gehen die erhöhten Einkaufspreise zu Lasten des Stadtwerks. Die Weitergabe von Mehrkosten an die Endverbraucher wäre erst möglich, wenn die Bundesnetzagentur eine erhebliche Reduzierung der Gesamtgasimportmengen nach Deutschland feststellt.