Was sich Bürger für die Altstadt wünschen
Autor: Arkadius Guzy
, Donnerstag, 27. Sept. 2012
Bürger diskutieren darüber, wie sie im Zentrum Hammelburgs künftig leben wollen. Vor allem für eine Straße wünschen sie sich Veränderungen.
"Es ist immer schlechter geworden", sagt Edgar Hirt, der in der Bahnhofstraße wohnt. "Man sieht keine Leute mehr." Und um sein Urteil zu bekräftigen, liest er die Absage eines potenziellen Ladenmieters vor: Von mangelnden Erfolgsaussichten am Standort Hammelburg und einem als sinkend eingestuften Potenzial ist dort die Rede. "Seit der Kupsch geschlossen hat, ist die Frequenz nicht mehr da", meint auch Georg Endres.
Die Einkaufssituation in der Innenstadt ist eines der am heftigsten diskutierten Themen beim Bürgerworkshop zum integrierten städtischen Entwicklungskonzept (ISEK). Nicht nur die Mitglieder der Arbeitsgruppe "Einkaufsstadt", sondern auch die insgesamt rund 50 Teilnehmer des Forums sehen die Bahnhofstraße als die vordringlichste Aufgabe für die Stadt. Verbunden damit wird die Forderung nach einem Innenstadtmanager, der einzelne Bemühungen koordinieren kann.
Dass sich der Strukturwandel fortsetzen wird, erklärt Jan Vorholt von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA): "Es ist utopisch zu glauben, dass wir von der Kissinger Straße bis zur Bahnhofstraße Einzelhandel haben werden. Es wird sich weiter konzentrieren." Die Frage sei aber, wo man ansetze. Für Vorholt ist es eindeutig der Marktplatz. Die Etablierung eines Wochenmarks ist für ihn der richtige Schritt. Der Stadtplaner erklärt: "Ein Wochenmarkt bringt Kundschaft und hat eine soziale Komponente als Kommunikationsort." Bei der "städtebaulichen Attraktivität" des Marktplatzes, sagt Vorholt, biete sich ein Wochenmarkt an.
Doch um diesen städtebaulichen Charakter macht sich Hartmut Holl vom gleichnamigen Büro für Städtebau und Architektur, das zusammen mit der GMA das Entwicklungskonzept bis zum Ende des Jahres ausarbeiten soll, Sorgen. Die Altstadt werde schleichend durch Neubauten ersetzt. "Die Altstadt wird sich nicht von allein erhalten, wir müssen um jeden Einzelfall kämpfen", sagt Holl.
Sein Vorschlag ist eine Gestaltungssatzung für die Kernstadt. Außerdem empfiehlt der Experte, den Sanierungsbeirat zu einem Gestaltungsbeirat zu erweitern. Den Maximiliansstil, der die Stadt prägt, hält Holl dabei für "durchaus bemerkenswert". Mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe "Stadtgestaltung und besondere Architektur" spricht er über neue Nutzungsmöglichkeiten für historische Gebäude.
So wird für das alte Feuerwehrgerätehaus oder - eine verwegene Idee - für das Rote Schloss eine Galerie vorgeschlagen. Auch eine naturnahe Auflockerung des Bleichrasens steht auf der Liste der Architektur-Arbeitsgruppe. Denn laut Holl war die Stadt schon immer auf das Saaletal bezogen. "Man darf die Stadt nicht ohne das Umfeld sehen", erklärt der Architekt und Stadtplaner. Das Saaletal müsse als Landschaft entwickelt werden. Eine Fußgänger- und Radbrücke an der Querungsstelle der alten Saalebrücke, wie von der Arbeitsgruppe vorgeschlagen, würde diese Verbindung neu schaffen.