Druckartikel: Warum junge Paare alte Häuser nutzen

Warum junge Paare alte Häuser nutzen


Autor: Arkadius Guzy

Thulba, Freitag, 18. Januar 2013

Zwei Paare machen beispielhaft vor, wie historische Bausubstanz neu genutzt werden kann. Es sind zwei verschiedene Gebäude, aber die Beweggründe der Eigentümer ähneln sich.
Sabrina und Joachim Hepp vor ihrem Haus mit Scheune und Nebengebäude Fotos: Arkadius Guzy


Julia Manger zieht aus Hammelburg zurück in ihr Heimatdorf. Wenn alles klappt, wohnt sie ab Frühsommer mit ihrem Freund Felix Dorsch im Haus ihres Großvaters. Das Anwesen am Rande des Altorts von Thulba ist untrennbar mit der Geschichte des Dorfs verbunden: Das Gebäude war mehr als zwei Jahrhunderte lang eine Mühle.
Die Fürstenmühle lässt sich bis 1729 als Familienbesitz zurückverfolgen, erklärt Dieter Manger, Julia Mangers Vater. Das Haus aber "ist schon viel älter". Mit der Mühle war 1965 Schluss. Das Wasserrad ist abmontiert. Aber der Zulauf, der über einen Abzweig der Thulba gespeist wird, ist noch erhalten. Die Dorfgemeinschaft und örtliche Handwerker haben vor Kurzem geholfen, den Austausch beschädigter Hölzer an der Konstruktion vorzubereiten. Denn am Nachbarhaus dreht sich noch ein Mühlrad.

"Ich bin froh, dass meine Tochter das Haus übernimmt", sagt Dieter Manger.

Es sei sein Wunsch gewesen, das Gebäude zu erhalten. Das Haus ist gut gepflegt. Julia Manger berichtet, dass sie selbst schon einmal dort wohnte. Seit 2012, seit ihr Großvater gestorben ist, steht die frühere Mühle nun leer. Doch die 24-Jährige und ihr 28-jähriger Freund wollen dafür sorgen, dass es nicht lange so bleibt. Vor dem Einzug muss aber der Dachstuhl erneuert werden und eine moderne Heizungsanlage braucht das Haus auch. "Wir machen erst das Nötigste, so dass man drinnen gut leben kann", sagt Julia Manger.

Weil sie das Haus seit ihrer Kindheit kenne, habe sie sich für das Gebäude entschieden. Außerdem wohnen die Eltern nebenan. Praktisch, zumal das junge Paar ihr erstes Kind erwartet.

Auch Sabrina Hepp ist ihr künftiges Heim bereits seit Jahren vertraut. Sie wohnt in der Nachbarschaft gegenüber dem früheren Forsthaus in Hassenbach. Vor zwei Jahren hat sie es mit ihrem Mann Joachim gekauft. "Wir wollten nicht in ein Neubaugebiet. Wir wollten ein altes Haus im Ortskern", sagt Sabrina Hepp.

Wer sich auf dem Anwesen umschaut, versteht auch gleich den Grund: Überall gibt es etwas zu entdecken. Zum Grundstück gehören ein Nebengebäude, eine Scheune mit Kellergewölbe, ein Brunnen, ein Wasserbassin und ein Garten mit zwei altehrwürdigen Eiben. Die Bäume gelten als Naturdenkmal. Auch das auf das Jahr 1622 datierte Forsthaus steht unter Denkmalschutz.

Das Ehepaar hatte mit den Behörden aber keine Probleme, wie es versichert. Es darf sogar einen Glaskubus anbauen. Nachdem nun alle Gutachten erstellt sind, kann die Sanierung demnächst beginnen. In zwei bis drei Jahren will das Paar fertig werden. Der Garten ist bereits von Wildwuchs freigeschlagen. Und zieht Neugierige an.