Warum Fauchschaben, Stabschrecken und Vogelspinnen im Gymnasium Bad Kissingen leben
Autor: Angelika Despang
Bad Kissingen, Montag, 11. Oktober 2021
Schüler sind die Seele des Vivarium-Projekts, sagt Biologielehrer Marcel Schäfer beim Tag der offenen Tür. Sie pflegen die Tiere, auch in den Ferien.
Vollauf zufrieden waren Agnes Brath und Marcel Schäfer mit der Besucherzahl des diesjährigen Vivariumtags im Jack-Steinberger-Gymnasium Bad Kissingen. Exotische Tiere wie Kornnattern, Fauchschaben oder Vogelspinnen zeigten sich einem faszinierten Publikum. Eine Ausstellung zur Evolutionsgeschichte, unter anderem mit lebenden Fossilien, gab es auch.
Routiniert nimmt Andrea einen der Zwergbartagame aus seinem Zuhause. Ganz ruhig und zutraulich sitzt die kleine Echse auf ihrer Hand bis es ihr zu langweilig wird und sie am Pulli der Zehntklässlerin hochklettert. "Eigentlich mag ich alle Tiere hier, aber am liebsten die Gespenstschrecke, weil sie so tut, als wäre sie ein Skorpion und die Gottesanbeterin, weil sie ihre Beute so toll angreifen kann." Die Begeisterung ist der Schülerin anzumerken.
Auch die anderen Fünft- bis Elftklässler des Projekt-Seminars sind mit Leidenschaft dabei, wenn sie kleine Besuchergruppen durch das Vivarium und die anschließende Ausstellung führen. Fachmännisch erklären sie die Tierarten in den verschiedenen Glaskästen, beschreiben deren Aufzucht und Pflege und lassen Echsen, Stabschrecken oder Baby-Schildkröten auf ihren Händen krabbeln. Sie haben Einiges zu tun, bis die Neugier der vielen kleinen und großen Besucher des Vivariumtags gestillt ist.
Einmal im Jahr öffnen sich die Türen des Vivariums am Jack-Steinberger-Gymnasium für die Öffentlichkeit. "So ein Schul-Vivarium gibt es vielleicht 20 oder 30 mal in Deutschland", erklärt Marcel Schäfer. Der Biologielehrer hat das Projekt seit diesem Schuljahr von seiner Vorgängerin Agnes Brath übernommen.
34 Tierarten werden hier zur Zeit beherbergt, und immer wieder kommen neue Tiere dazu. Diese werden nach Ankunft erstmal isoliert und zur Sicherheit getestet, damit sie andere Tiere nicht infizieren können. "Dabei unterstützt uns die Firma Laboklin tatkräftig und empfiehlt uns auch mal ein Medikament. Darüber sind wir sehr froh!", sagt Agnes Brath, die das Projekt 2010 aus der Taufe gehoben hat.
Als damals die Vorgabe vom Kultusministerium kam, Projekt-Seminare anzubieten, hatte sie die Idee mit dem Vivarium. "Ich hatte vorher immer mal wieder Tiere mit in den Unterricht genommen, die ich auf der Straße gefunden hatte und am Aufpäppeln war. Da wurde selbst der letzte Biologie-Muffel wach und hat sich für die Tiere interessiert", lacht die pensionierte Biologielehrerin "das ist ganz was anderes als ein Tierfilm."
Mael holt eine kleine Plastikbox aus einem der Terrarien und öffnet sie. Darin räkelt sich eine kleine, zarte Schlange - eine Kornnatter - die erst drei Monate alt ist und von den umstehenden Besuchern mit einem "Oh wie süß!" begrüßt wird. "Kornnattern werden erstmal einzeln gehalten, damit sie sich nicht gegenseitig weh tun", erklärt Mael "nach einer Weile werden sie zusammengetan und von uns beobachtet, ob sie sich vertragen oder ob es eine gibt, die die anderen ärgert." Der Elftklässler kümmert sich bereits seit der fünften Klasse um die Tiere im Vivarium und hat zu Hause auch schon drei Leopardgeckos. Und Nachwuchs bekommt natürlich besonders viel Aufmerksamkeit.