Warum der Auftritt von Michl Müller in Nüdlingen gegen Depressionen hilft
Autor: Hartmut Hessel
Nüdlingen, Sonntag, 04. Dezember 2022
Wo Michl Müller hinkommt, herrscht Stimmung im Saal. So war es auch bei seinem jüngsten Auftritt in der Schlossberghalle. Warum dieses Mal der Umbau seines Elternhauses in Garitz zentrales Thema war.
Wem das Leben zu komplex erscheint, dem ist so mal zwischendurch Michl Müller zu empfehlen. Er ist vielleicht in seinem "Königreich Garitz" (KG) nicht der einzige Seelen-Klempner, aber er ist sicher der, dessen komödiantische Therapieansätze Heilung versprechen in einer Zeit, in der wir alle vielen schlechten Nachrichten ausgesetzt sind. Jetzt war mal wieder "Sitzung", die dieses Mal der Neuschter Kulturzauber in die Nüdlinger Schlossberghalle verlegt hat - der Auftritt musste zwei mal wegen der Pandemie verschoben werden.
Und Michl Müller lieferte. Er, der Comedian aus dem Kissinger Stadtteil, der so gerne Hauptstadt wäre, lässt gefühlt alle Mitbürger und Mitbürgerinnen in seiner Show mitspielen. Konkret benannt sind die unmittelbaren Nachbarn, besonders die mit ihren Eigentümlichkeiten. Das liegt aber auch daran, dass man im Wohnviertel ziemlich eng aufeinander sitzt, so eng "dass mei Nachbar mir die Butterdose zum Frühstück in mei Schlafzimmer geb' kann".
Dann war es halt auch "die Butterdose" die den Plan für das Haus nicht unterschrieben hat, die später aber dafür auch nicht zur Einweihung des Garitzer Königspalastes eingeladen wird. Erst 2030 ist die Einweihung vorgesehen.
Michl Müller, dessen Bühnenpräsents allumfassend ist, greift in die erste Zuschauerreihe und findet mit Thomas jemanden, der für ein romantisches Stimmungslied den Waldkauz mimen soll, während Nadine - beide kommen aus Ostheim vor der Rhön - schon mittendrin ist, sich mit Apfelbrei, auseinanderzusetzen.
Die Art und Weise, sich viele Minuten mit so einfachen Dingen, wie Obst ernten, schälen, kochen und einstampfen zu beschäftigen, zerhackt Michl Müller gekonnt in mannigfaltige Einzelteile, lässt immer wieder das Publikum probieren, findet Ausflüchte, um kurz in andere Themen abzuschweifen und macht am Ende ein Lied draus. Bis zum Schluss dürfen die beiden Ostheimer für die Apfelbreigeschichte herhalten und fühlen sich dabei königlich amüsiert.
Zentraler Punkt jedoch ist Michl Müllers Elternhausumbau in Garitz, den er mit Unterstützung von Rudi, dem Kissinger Stararchitekten, sowie "Mörtel, Dübel und Boschhammer" und den Sixpack- behafteten Bauarbeitern umsetzt. Rund herum sind es die Einflüsse von außen, die den Garitzer in seiner einfachen Gangart, die Dinge anzugehen, verzweifeln lässt. "Ich will doch nur wohnen und es a weng gemütlich haben", drückt er in Wort und Liedern aus, Lieder, die dank karnevalistischer Interpretation zu Gassenhauern geworden sind oder es noch werden wollen.
" Das hört sich gut an !" als Intro war ja schon ein Auftakt zum Mitklatschen und Mitschunkeln, das ging so weiter mit "Stell dich net so an!" " Ich und mein Akkuschrauber" und natürlich die "Fleischerei-Fachverkäuferin". Müller schafft es mit sehr straffem Rhythmus in seine Texte eigentlich Banales vorzeigbar einzubauen.