Warme Kleidung gesucht
Autor: Thomas Ahnert
Bad Kissingen, Sonntag, 04. November 2018
Die Kleiderkammer in Bad Kissingen braucht dringend Nachschub - vor allem für Babys, Kinder und Jugendliche fehlen Klamotten.
Jetzt, wo sich die Temperaturen wieder in Richtung Nullpunkt orientieren, ist auch die Zeit gekommen, in der die warmen Winterklamotten wieder herausgeholt werden. Voraussetzung ist allerdings, dass man welche hat. Aber die hat eben nicht jeder. Und deshalb ist das auch die Zeit, in der die Kleiderkammer von KIDRO in der Maxstraße 40 Hochkonjunktur hat. Und an ihre Kapazitätsgrenzen stößt. Oder anders gesagt: Ihr drohen in einigen Branchen die Klamotten auszugehen. Der Blick auf leere Kleiderbügel wird immer weiter.
"Es ist ein großer Bedarf da", sagt Claus Poppe, der Leiter der Wärmestube und damit auch Herrscher über die Kleiderkammer. "Zurzeit kommen täglich bis zu sechs Personen, die dringend warme Sachen zum Anziehen suchen - darunter auch viele junge Mütter, die für ihre Kinder etwas brauchen. Da müssen wir aufpassen, dass sie nicht alles rausräumen." Denn die Ausgabe ist kostenlos. Es kommen, so Poppe, immer wieder "nette Bürger vorbei, die etwas abgeben." Aber das reicht im Moment nicht.
Was wird gebraucht? Oder erst einmal: Was wird zurzeit nicht so dringend gebraucht - auch wenn es sehr gerne angenommen wird: "Damenoberbekleidung haben wir im Moment ausreichend zur Verfügung", meint Kerstin Maack, die nach jedem Kundenbesuch die Kleiderkammer wieder aufräumt. Frauen scheinen sich leichter von ihren gewohnten Kleidungsstücken trennen zu können als Männer. Für die ist das Angebot im Augenblick ziemlich abgeschmolzen.
Bettwäsche wird gebraucht
Was aber in erster Linie gebraucht wird, ist gut erhaltene Kleidung für Säuglinge, Kleinkinder und Jugendliche, aber auch Schuhe, mit denen man durch den Winter kommt. Auch bei Bettsachen und Bettwäsche ist die Nachfrage stärker als das Angebot.
Claus Poppe und sein Team haben aber nicht nur bedürftige Kissinger zu versorgen, sondern noch eine weitere Gruppe: die Durchreisenden oder laut Volksmund auch Obdachlosen. Die kommen schon deshalb zwangsläufig in die Wärmestube, weil ihnen da in Zusammenarbeit und im Auftrag des Landratsamtes das Tagesgeld ausgezahlt wird und weil sie dort gerne die sanitären Einrichtungen nutzen: "Für die ist von dem, was sie über Bekleidung hinaus in ihrer speziellen Situation besonders brauchen, fast nie etwas da, so zum Beispiel Wolldecken oder Schlafsäcke." Eine absolute Rarität sind Rucksäcke: "Die gehen ja schließlich auch mal kaputt, wenn sie jeden Tag strapaziert werden."
Gewisse Berührungsängste
Dass vor einiger Zeit viele Flüchtlinge und Asylbewerber auf einmal in den Landkreis und damit auch nach Bad Kissingen kamen, hat man auch in der KIDRO-Kleiderkammer deutlich gespürt. Claus Poppe: "Da gab's einen richtigen Ansturm, denn die Menschen hatten ja so gut wie gar nichts mitnehmen können. Aber seit einem halben oder Dreivierteljahr hat sich das wieder beruhigt und eingependelt." Allerdings gebe es noch "gewisse Berührungsängste von Seiten der Flüchtlinge. Sie kommen, wenn sie Informationen brauchen oder irgendein Kleidungsstück". Aber sie halten sich beispielsweise nicht im Sozialcafé auf. Das wäre schon aus sprachlichen Gründen nicht immer ganz einfach.
Ein Problem ist, dass KIDRO für seine Kleiderkammer ganz einfach nicht denselben Aufwand betreiben kann wie etwa das Rote Kreuz oder die Caritas, die gut verteilt und sichtbar Sammelcontainer aufstellen und dadurch im Bewusstsein der Menschen wesentlich präsenter sind. Das Wissen, dass auch KIDRO gut erhaltene Kleidungsstücke annimmt und weitergibt, ist in der Öffentlichkeit nicht allzu bekannt.