Druckartikel: Wannigsmühle: Dieses Team hilft helfen

Wannigsmühle: Dieses Team hilft helfen


Autor: Susanne Will

Bad Kissingen, Donnerstag, 24. Juni 2021

800 Menschen erklärten sich sofort bereit, beim Wiederaufbau des abgebrannten Tierheims zu helfen. Nur: Wie organisiert man so etwas? Melanie Kneuer hat es herausgefunden.
Ohne Holger Hanel und Melanie Kneuer würde  die ehrenamtliche Hilfe für die Wannigsmühle  im Chaos enden. Was beiden sehr wichtig ist: "Wir stehen stellvertretend für eine Gruppe von acht Menschen, die dazu beitragen, dass die Hilfe funktioniert." Foto: Susanne Will


"Freiwillige Handwerker für das Tierheim Wannigsmühle bei Wiederaufbau" und dahinter ein "Daumen hoch" - das ist zugegeben ein etwas sperriger Name für ein nicht allzu kleines Wunder. Das Wunder einer Facebook-Gruppe nämlich, in der sich innerhalb von 48 Stunden über 800 Menschen zusammenfanden, die nur eins wollen: Dem am 10. Juni niedergebrannten Tierheim zu helfen. Doch wie können 800 Menschen koordiniert werden? Mit einer bunten Truppe, die seit dem Brand täglich mehrere Stunden dafür aufwendet, Spenden und Hilfsangebote so zu gliedern, dass allen geholfen werden kann.

Acht Menschen im Hintergrund

Die Facebook-Truppe besteht aus acht Menschen, eine davon ist Melanie Kneuer, 43 Jahre alt, Mutter von zwei Jungs (9 und 23) aus Großwenkheim. Wie man sich aus dem Dorf kennt, kennt sie auch Holger Hanel. "Der ist ein Mann der Tat, ein Schaffer." Wo etwas zum Anpacken sei, habe er es bereits in der Hand, so beschreibt sie ihn. Hanel war es, der am Tag nach dem Brand die Seite bei Facebook einrichtete. "Ich hab mich gleich auch eingetragen", sie sei eine, die auch mit dem Fleischklopfer einen Nagel in die Wand schlagen könne. "Hausfrau und Mutter halt", sagt sie achselzuckend.

Doch dann sah sie, dass die Gruppe regelrecht explodierte. So viele Menschen wollten helfen, das musste organisiert werden. Und so wurde Melanie Kneuer Administratorin der Facebook-Seite - zusammen mit sieben anderen Menschen, "die sich teilweise gar nicht untereinander kennen". Eine Frau aus dem Landkreis Bamberg sei dabei, eine weitere aus Bischofsheim, doch Hilfe klappt auch, wenn man sich noch nie gesehen hat.

Wer kann was?

Alle 800, die sich in der Gruppe wiederfanden, bereiteten konkrete Vorschläge, konkrete Hilfe. Und alle fragten: Was kann ich tun? Der erste Schritt: die Angebote kanalisieren. "Ich schrieb konkret Menschen an, bat sie, darunter zu posten, was sie leisten können." So erhielt das Team einen Überblick, wer gut im Schleppen war (die American Footballer aus Münnerstadt), wer sich mit Elektrik auskennt, wer tapezieren, malern oder maurern kann.

Daneben galt es auch, die Sachspenden zu koordinieren. "Es war und ist unglaublich. So hat uns die Firma Frankenbrunnen 180 Kisten Wasser spendiert", für sie ist es eine Selbstverständlichkeit, dass die Firmen auf der Facebookseite mit Namen genannt werden und so ein kleines bisschen Werbung für sich machen können. Wiederum andere hätten ihre Garagen zur Verfügung gestellt, um Spenden an die Helfer - wie eben das Wasser - einlagern zu können. "Wenn wir dann am Tierheim beim Schuften Wasser brauchen, bringt uns das derjenige, der es gelagert hat, vorbei."

Architekt arbeitet gratis

Eine andere Frau spendierte handgemachte Seifen für die dreckigen Hände der Helfer vor Ort. "Es sind viele kleine Dinge, die uns das Herz aufmachen", sagt Melanie Kneuer. Zusätzlich legte das Team Listen mit den Namen der Vereine oder Firmen an, die spenden wollten oder ihre Dienste kostenlos zur Verfügung stellten - das ging bis hin zu einem Architekten, der seine Arbeit gratis beim Wiederaufbau einbringen wird.

"Jetzt läuft die Seite von selbst", sagt Melanie Kneuer. "Von selbst", das heißt noch immer, dass sie täglich drei bis vier Stunden damit beschäftigt ist, sie zu koordinieren - und die anderen machen mit. "Aber das tolle ist ja, dass wir acht sind - da kann der eine auch gerne mal einen Tag mit seiner Familie im Schwimmbad verbringen, dann übernehmen andere die Seite - es klappt einfach hervorragend."

Helfereinsatz gestoppt

Leider allerdings muss momentan der Helfereinsatz am Tierheim gestoppt werden. Die Versicherung hat einen weiteren Sachverständigen beauftragt, sich die Ruine anzusehen. Es muss eine Fachfirma ran, wenn es um die Beseitigung der Brandschäden geht. Der Hintergrund: Es könnten sich Schadstoffe im Inneren befinden, die alles andere als gesundheitsfördernd sind. Deshalb können Ehrenamtliche zunächst nicht mehr eingesetzt werden.

"Jetzt haben wir etwa sechs Wochen Pause", sagt Melanie Kneuer. Wobei Pause relativ ist - im Hintergrund führt sie wie die anderen weiterhin täglich viele Telefonate, um das Tierheim wieder zu dem zu machen, was es mal war. Hat sie angesichts der vielen Hilfsangebote nun einen anderen Blick auf Menschen, auf die Gesellschaft, der ja der Ruf vorauseilt, eine egoistische Gesellschaft zu sein? "Nein", sagt sie. "Es geht um Tiere. Da will jeder helfen."