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Von skurrilen Tieren lernen


Autor: Benedikt Borst

Bad Kissingen, Donnerstag, 08. November 2012

Vorsichtig setzt Stefan Hartmann eine Rotbauchunke in vier Grad kaltes Wasser und zählt, wie oft sich der Kehlsack bläht. Etwa 90 Mal in der Minute, stellt er fest. Dann setzt der Zwölftklässler am Jack-Steinberger-Gymnasium das Tier nach und nach in weitere Behälter mit jeweils fünf Grad wärmerem Wasser.
Stefan Hartmann hat das Stoffwechsel-Verhalten von Rotbauchunken untersucht.  Fotos: Benedikt Borst


Berührungsängste mit dem Tier darf er dabei nicht haben. "Bei 20 Grad atmet die Unke in der Minute über 200 Mal. Das ist sehr schnell und lässt sich nur noch schwer zählen", berichtet er. In ganz kalter Umgebung überlebt die Unke komplett ohne Lungenatmung. Die Sauerstoffaufnahme über die Haut reicht aus.
Stefan Hartmann nimmt an einem Projekt-Seminar für Schüler der Oberstufe teil, bei dem sie mit den Bewohnern desVivariums Experimente machen und die heute Freitag, 9. November, der Öffentlichkeit präsentiert werden. Er untersuchte das Stoffwechselverhalten von Amphibien bei wechselnden Außentemperaturen. "Es handelt sich um wechselwarme Tiere. Das bedeutet, dass sie ihren Stoffwechsel der Außentemperatur anpassen", erklärt der angehende Abiturient aus Lauter.

Wenn es warm ist, sind die Tiere sehr aktiv, bei kalten Temperaturen dagegen fahren sie ihre Körperfunktionen drastisch herunter.

Anschaulicher Unterricht

"Wir greifen mit den Versuchen bestimmte Aspekte aus dem Unterricht heraus und machen sie sichtbar", sagt Biologielehrerin Agnes Brath, die das Vivarium vor drei Jahren ins Leben gerufen hat. Mit dem Unkenexperiment könne sie schon ihren sechsten Klassen anschaulich vermitteln, wie es die Tiere im Winter schaffen, sich im Schlamm einzugraben, ohne zu ersticken.

Durch nichts zu ersetzen

"Wir haben hier Tiere, die Besonderheiten zeigen, die für den Unterricht wichtig sind", erläutert sie. Fauchschaben zum Beispiel, die ein spezielles Abwehrverhalten zeigen. Oder Blattschrecken, die sich perfekt an ihre Umgebung angepasst haben und für Fressfeinde nahezu unsichtbar sind.
"Es muss einfach zum Unterricht passen", schildert Agnes Brath den didaktischen Anspruch. Die Tiere weckten das Interesse der Schüler an Naturwissenschaften. "Auch ein Film ersetzt echte Tiere nicht ganz". Life ist eben life, auch im virtuellen Zeitalter.
Die Schüler stellen am Freitag, 9. November, mit Biologielehrerin Agnes Brath im Jack-Steinberger-Gymnasium das Vivarium und ihre Projekte vor. Beginn ist um 16 Uhr in Raum 321 (Vom Haupteingang aus im rechten Gebäudeteil, zweites Obergeschoss).