Von Liebe und von harten Zeiten
Autor: Sigismund von Dobschütz
Bad Kissingen, Freitag, 07. Oktober 2022
Jiddische Musik mit der Gruppe "Mesinke" und Marc Crofts: Die Gruppe hat ein vielfältigen Repertoire aufzuweisen und interpretiert auch traditionelle Lieder. Was sie mit ihrer Musik bewirken wollen.
Rhythmisch mitreißende ebenso wie melancholische Klänge haben die Besucher des außergewöhnlichen Konzerts am Samstag, 15. Oktober, im Rahmen der Jüdischen Kulturtage zu erwarten: In ihrem Programm "Best of Mesinke" wird die im Jahr 1991 gegründete Klezmer-Gruppe "Mesinke" im Bad Kissinger Rossini-Saal ein Konzert ausschließlich mit traditioneller und zeitgenössischer jiddischer Musik bieten. Besonderer Gast des Abends ist der weltweit bekannte Violinist Marc Crofts. Tickets gibt es in der Tourist-Information (Arkadenbau).
Melancholisch und fröhlich
Mitreißende Bulgars, melancholische Horas und Freylachs, fröhliche Stücke zum Tanzen, hat die seit über 30 Jahren bestehende Gruppe "Mesinke" ebenso in ihrem vielfältigen Repertoire wie die Interpretation traditioneller Lieder von rauschenden Hochzeiten, großer Liebe und dem harten Alltag osteuropäischer Juden. Aber auch zeitgenössische jiddische Lieder aus der New Yorker Klezmer-Szene werden in diesem Konzert zu hören sein.
Mit Klarinette, Akkordeon, Bass, Gitarre und Schlagzeug bringt das Ensemble einen Mix aus Jazz, Folk, Klassik und Pop auf die Bühne, der tief in der jiddischen Tradition verwurzelt ist.
Den sechs Musikerinnen und Musikern ist es ein Anliegen, die lebendige, vielfältige musikalische Tradition der osteuropäischen Juden wieder hörbar und erlebbar zu machen. Bekannt wurde die Musikgruppe für ihre Vertonung des Stummfilms "Der Golem - wie er in die Welt kam" (1920) von Paul Wegener, die sie live in zahlreichen Filmtheatern in ganz Deutschland zur Aufführung brachte.
Seit zehn Jahren organisiert "Mesinke" alljährlich ein Festival in der Synagoge Ichenhausen (Landkreis Günzburg), bei dem mit wechselnden Gruppen gemeinsam konzertiert wird.
Im ersten Teil des Bad Kissinger Konzerts am 15. Oktober spielt "Mesinke" eigene Vertonungen von Gedichten der Schwestern Hedwig und Franziska Lachmann, deren Vater als Kantor in der jüdischen Gemeinde von Krumbach tätig war. Die aus Stolp in Pommern stammende Hedwig Lachmann (1865-1918) machte sich einen Namen durch ihre Übersetzungen von Werken Edgar Allen Poes und Oscar Wildes sowie durch ihre eigenen Gedichte. Verheiratet war sie mit dem Schriftsteller und Politiker Gustav Landauer (1870-1919), der nach der blutigen Niederschlagung der Münchner Räterepublik in der Haft ermordet wurde.
Im zweiten Teil des Konzerts spielt das Sextett seine bekanntesten Klezmer-Hits aus ihrer über 30-jährigen Geschichte. Hierzu konnte die Gruppe den weltweit bekannten Violinisten Marc Crofts (32) als Gast gewinnen. Nach Abschluss seines Jazz-Studiums an der Musikhochschule in Lausanne erweiterte Crofts seine musikalische Sprache, indem er jeder neu kennengelernten Tradition seinen persönlich "Twist" hinzufügte.