Von Bandscheiben-OP bis Schmerztherapie: Rückenspezialisten für die Rhön
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Freitag, 25. März 2022
Bei akuten oder komplexen Beschwerden an der Wirbelsäule hatten Patienten aus Unterfrankens Norden bisher lange Wege zum Facharzt. Eine neue Praxis in Bad Kissingen schließt die Lücke. Die Nachfrage ist riesig. Außerdem: Bei welchen Alarmsignalen sich Patienten schnell an einen Arzt wenden sollten.
Hat ein Mensch einen akuten Bandscheibenvorfall, bei dem das Bandscheibengewebe die Nerven in der Wirbelsäule abdrückt, muss es schnell gehen. "Wichtig ist der Zeitfaktor", sagt Neurochirurg Adam Wohlwender vom Wirbelsäulenzentrum Würzburg. Je länger die Nerven gequetscht sind, umso größer ist das Risiko, dass sie nicht mehr vollständig regenerieren. Im schlimmsten Fall bleiben Langzeitschäden zurück.
Wenn sich ein Patient mit klaren Notfallindikatoren beim Wirbelsäulenzentrum meldet, werde er sofort einbestellt. Bestätigt sich bei der Untersuchung der Verdacht, muss der Arzt gemäß den Leitlinien sofort operieren. Solche Notfälle sind jedoch selten. Nicht jeder Bandscheibenvorfall muss operativ versorgt werden.
Nähere Versorgung entlastet Patienten
Von der Bandscheiben-OP über die neurochirurgische Nachsorge von Patienten nach Gehirntumor-Operationen bis zur Schmerztherapie bei Fehlhaltungen und schweren Muskelverspannungen: Das Wirbelsäulenzentrum Würzburg ist für Menschen mit komplexen, langwierigen Erkrankungen oder akuten Verletzungen an der Wirbelsäule der zentrale Ansprechpartner in der Region. Die Patienten kommen aus einem Einzugsgebiet, das sich vom Spessart im Westen bis zum Steigerwald im Südosten und zur Rhön im Norden erstreckt. Mehr als 200.000 Patienten wurden seit der Gründung der ursprünglichen Praxis in den 1990er Jahren behandelt und mehr als 30.000 Eingriffe vorgenommen.
"Die Region Bad Kissingen war schon immer stark bei uns vertreten. Für die Patienten war es aber sehr umständlich, immer nach Würzburg zu fahren. Die heimatnahe Versorgung ist sehr wichtig", sagt Praxismanagerin Gerlinde Fiedler. Das Zentrum hat in der Vergangenheit deshalb Stück für Stück ein Klinik- und Praxis-Netz aufgebaut. An den Standorten bieten die Fachärzte des Zentrums Sprechstunden an, teilweise operieren sie dort auch.
Der Norden war da bislang jedoch etwas unterrepräsentiert. Im Landkreis Bad Kissingen ist das Zentrum zwar seit etwa 20 Jahren mit seiner OP-Tätigkeit vertreten - aktuell im St. Elisabeth-Krankenhaus in Bad Kissingen. Zu den Sprechstunden mussten die Patienten aber längere Anfahrten in Richtung Süden in Kauf nehmen.
Das hat sich jetzt geändert. Das Wirbelsäulenzentrum ist ab sofort mit einer Praxis in der Klinik Bavaria (Von-der-Tann-Straße 18 - 22) in Bad Kissingen vertreten. An zwei Nachmittagen in der Woche finden Sprechstunden statt. Die Nachfrage ist groß, die Termine dort sind laut Fiedler bereits für mehrere Wochen vergeben. Akute Fälle würden jedoch zeitnah einen Termin in Bad Kissingen oder an einem der anderen Standorte erhalten, betont sie.
Knochenfräse als letztes Mittel
Das Patientenklientel des Wirbelsäulenzentrums ist im Durchschnitt 55 Jahre und älter. Im Landkreis Bad Kissingen hat die Bevölkerung ein höheres Durchschnittsalter als beispielsweise die Universitätsstadt Würzburg. Deshalb sei es umso wichtiger, in Bad Kissingen vertreten zu sein. "Unsere Schwerpunkte sind die Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule sowie die peripheren Nerven", erklärt Facharzt Adam Wohlwender. Letzteres können etwa Beschwerden wie eingeschlafene Hände sein. Das Behandlungsspektrum reiche von konservativen Behandlungen, über minimalinvasive Eingriffe bis zu komplexen Operationen. "Eine wesentlich größere Anzahl unserer Patienten wird konservativ behandelt, als operativ", sagt der Arzt.