Viel Spaß mit Mörtel und Kelle
Autor: Stefan Geiger
Oerlenbach, Dienstag, 16. Juli 2013
Der Abschlussjahrgang verabschiedet sich mit Mentorenhaus, Lernecke und Spielen für die Jüngeren von der Mittelschule.
"Wir beenden unsere Zeit an der Mittelschule Oerlenbach mit Projekten für die Jüngeren." Diese Idee reifte nach den Abschlussprüfungen, ehe in diesen Tagen die Neuntklässler in verschiedenen Gruppen ihre Ziele umsetzen. Einige bauen am Mentorenhaus mit, andere gestalten eine Lernecke, fertigen ein Hüpfspiel oder gestalten eine Plakatwand.
Ganz stolz ist Rektorin Sonja Then: "Das ist ganz toll.
Die Jugendlichen kommen täglich hoch motiviert und setzen ihre Planungen mit ihrer Klasslehrerin Christina Belting zielstrebig um. Über diesen Eifer bin ich total begeistert. Da sage noch jemand, unsere Schüler kämen von der Null-Bock-Generation." Mit ihren Werken belegen die Schülerinnen und Schüler, dass sie auf ihren nächsten Lebensabschnitt optimal vorbereitet sind und Grundhaltungen wie Lernbereitschaft, Ausdauer, Verantwortungsbereitschaft und
Teamfähigkeit mitbringen.
Diese Voraussetzungen bestätigt Maurermeister Wolfgang Kaufmann, der mit einigen Jungs am Rand des Pausenhofs ein Mentorenhaus baut. Dieses hatte vor ein paar Jahren eine Klasse mit ihrem Lehrer Peter Iberl im Rahmen eines Praktikums in Schweinfurt gebaut. Damals konnte es nicht an der Schule aufgestellt werden, da die Neugestaltung des Pausenhofs anstand. Die Baumaterialien lagerten im gemeindlichen Bauhof. Jetzt läuft die Aufstellung. Maurermeister Kaufmann ist mit seinen Jungs sehr zufrieden: "Die packen kräftig mit an, schauen nicht auf die Uhr, sondern wollen ordentliche Arbeit zurücklassen. Dafür nehme ich mir gerne die Zeit, damit wir bis Schuljahresende fertig sind." Die Schüler erfahren, wie Mörtel vorbereitet und aufgetragen, wie Hohllochziegel aufgesetzt und verfugt, wie Ecken hochgezogen und mit Wasserwaage und Schnur gesetzt, wie Stürze über Tür und Fenster eingebaut werden. Um Stabilität zu garantieren, schließt ein Ringanker die Grundmauern ab, ehe der Dachstuhl - ebenfalls vorbereitet - aufgesetzt wird.
Unfälle vermeiden
"Ganz wichtig ist für uns der Arbeitsschutz", betont Kaufmann. "Auf der Baustelle beseitigen wir laufend Abfälle, um Unfälle zu vermeiden. Ebenso ist festes Gerüst Voraussetzung." Die Jugendlichen erhielten klare Eindrücke von dem, was sie im Beruf erwartet. Darunter ist Maximilian Götz, der ab Herbst bei der Baufirma Kiesel in Reiterswiesen Maurer lernen wird. "Das gefällt mir prima, ich bin begeistert. Für alle Tipps bin ich jetzt schon dankbar. Herr Kaufmann erklärt und zeigt uns, worauf es ankommt", sagt er.
Er wird unterstützt von Simon Bünner, der eine Ausbildung als Baugeräteführer bei der Firma Josef Hell (Eltingshausen) machen wird. "Heute werden auf dem Bau mehr und mehr Maschinen eingesetzt und müssen laufend gepflegt und gewartet werden. Da werden Fachkräfte benötigt", macht ihm Kaufmann Mut. Beim Bau selbst erfährt Simon, warum das Mörtelbett außen höher aufzutragen ist und wie Steine auf Länge eingepasst werden. "Das ist viel besser als noch Unterricht", gibt er ehrlich zu, zumal der Quali gelaufen ist.
In der Gruppe schafft auch Nico Hartmann mit. Er beginnt im Herbst eine Lehre als Kfz.-Mechatroniker bei der Firma Mohr in Oerlenbach. Jetzt nimmt er die Chance wahr, einen anderen Berufszweig zu testen.
In der Ecke vor Schulküche und Treppenaufgang rollen einige Mädchen auf den Flächen ein kräftiges Orange. Hier schaffen sie einen Lern- und Ruhebereich. Wenn die Farbe trocken ist, planen sie einzelne Bildelemente: Sie stellen sich vor, dass hier Tische und Stühle, vielleicht auch eine Couch zu Arbeit und Entspannung einladen. Selina Mützel, Katja Schreiner, Luci Schröder und Lorena Stöth fertigen parallel eine Plakatwand, die in großen Lettern auf grünem Untergrund verkündet: "Schule = miteinander leben, miteinander lernen." Ihre Devise empfehlen sie den Jüngeren weiter, wenn sie für ihr Bekenntnis einen geeigneten Platz im Schulhaus gefunden haben.
Himmel und Hölle
Im Schulhof kniet Marco Karch, der vor hat die Wirtschaftsschule in Bad Neustadt zu besuchen. "Mein Quali ist mit 2,27 gut gelungen. Es wird klappen", äußert er sich zuversichtlich. Im Hof hat er auf einem Pflasterstück das Hüpfspiel "Himmel - Hölle" aufgezeichnet. Linien, Zahlen und Schrift fährt er mit Pinsel und Farbe nach. "Das hab ich mir ausgedacht. Gerade die Jüngeren lieben dieses Spiel. Vom Bauhof bekomme ich Farben und Tipps, wie ich diese am besten auftrage, damit sie lange halten", sagt er.
Ein Team kümmert sich um die Versorgung: Es sorgt für belegte Brötchen und Getränke. Alle 17 Neuntklässler nutzten ihre letzte Phase, gammelten nicht rum, sondern verewigten sich zur Freude aller.