Verhaltene Freude im Saal
Autor: Johannes Schlereth
Bad Kissingen, Sonntag, 26. Sept. 2021
Gedämpfte Freude zeigten die Genossen der SPD bei ihrer Wahlparty in den Maßbacher Theaterstuben. Sabine Dittmar freute sich eher nach innen.
Holzgetäfelte Wände, Fachwerk und entspannte Wirtshaus Atmosphäre prägten die Wahlparty der SPD im Landkreis Bad Kissingen in den Maßbachern Theaterstuben. Grund zum Feiern hätten die Genossen mit Blick auf die ersten Hochrechnungen eigentlich gehabt. Doch: Im Saal blieb es ruhig.
Anspannung spürbar
Das hatte einen Grund: "Der Abend ist noch jung", sagte Sabine Dittmar (SPD), die Direktkandidatin für den Wahlkreis 248. Die Anspannung im Saal war spürbar. Schon vor Bekanntgabe der ersten Hochrechnung wehten Satzfetzen durch den Raum, was geschehe, wenn eine bestimmte Partei eine bestimmte Prozentzahl erreichen würde.
"Am Morgen war ich noch nicht aufgeregt", teilte Dittmar mit. Das hatte womöglich einen Grund. "Ich bin heute morgen meine doppelte Runde gelaufen." Statt der üblichen vier Kilometer lief sie sich den Kopf mit Wald mit acht Kilometern frei. Überhaupt hatte sie sich bemüht, den Wahltag so angenehm wie möglich zu gestalten. "Ich habe mein Wohlfühl-Outfit an." Das heißt: roter Schal, die Lieblingsjeans und dazu rote Schuhe.
Dittmar tigert auf und ab
Rot - überhaupt die präsente Farbe auf der Veranstaltung. Fast jeder der Spd-ler hatte irgendein rotes Accessoire getragen. Die Wände zierten Banner und Plakate mit Sabine Dittmars Konterfei. Vor der Bekanntgabe der Hochrechnung um 18 Uhr hatten sich an den Tischen lose Gesprächsgruppen gebildet. "Selbst Silvester bin ich nicht so aufgeregt", wehte es von einem Grüppchen durch den Saal. Dass bei Sabine Dittmar die Aufregung im Lauf des Tages doch noch gekommen war, zeigte sich deutlich. Sie ging mit verschränkten Armen und geschürzten Lippen im Saal auf und ab.
Andere, wie etwa Christina Scheit, von der Bad Kissinger SPD blieben cool: "Ich bin tiefentspannt. Wir haben einen super Wahlkampf geführt. Mehr geht nicht mehr. Ich denke, das muss jetzt einfach laufen."
Digitales Lagerfeuer
Ablenkung verschaffte sich Sabine Dittmar im Lauf des Abends - jeden der Gäste begrüßte sie persönlich mit Vornamen. Der Eindruck: Man kennt sich unter den Genossen im ganzen Wahlkreis Bad Kissingen. Die Vertrautheit untereinander zeigte sich auch im Saal selbst. Der Flachbildfernseher war auf einem Tisch in der Ecke drapiert. Um das digitale Lagerfeuer scharten sich die SPDler, teils stehend oder sitzend. Für Unmut und Seitenhiebe auf die Staatsministerin für Digitalisierung sorgte hie und da eine stockende Internetverbindung für den Livestream: eine Atmosphäre, wie in der Dorfkneipe.
"Rot-Grün wäre als Koalition gut. Unsere Schnittmengen sind recht groß. Aber was die Koalitionsmöglichkeiten angeht, müssen wir erst die nächsten Tage abwarten", sagte Sabine Dittmar. Sie startete auf der Landesliste mit dem Platz 14. Vor einigen Wochen stand deshalb ihr Einzug ins Parlament noch zur Debatte. "Natürlich würde ich gerne in meinem Fachgebiet weiterarbeiten. Aber für weitere Spekulationen ist es noch zu früh."