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Verband holt Kadaver selbst ab


Autor: Ralf Ruppert

Bad Kissingen, Donnerstag, 29. Juni 2017

Die Tierkörperverwertung Unterfranken hat zum Jahreswechsel einen Fuhrpark aufgebaut. Bei der Altlasten-Sanierung in Münnerstadt ist kein Ende absehbar.
Wenn auf einem Bauernhof im Landkreis Bad Kissingen ein Tier verendet, rücken seit Jahresbeginn die eigenen Fahrzeuge des Zweckverbandes Tierkörperverwertung Unterfranken an. Foto: Archiv/Carmen Schmitt


6484 Tonnen tierische Abfälle hat der Zweckverband Tierkörperverwertung Unterfranken (TKVU) im vergangenen Jahr einsammeln und entsorgen lassen. Eine von vielen Zahlen, die bei der Verbandsversammlung in Bad Kissingen vorgelegt wurden. Sieben Landkreise und zwei Städte sind darin zusammengefasst und teilen sich die Kosten: 717 000 Euro zahlen sie jährlich, der größte Teil, rund 440 000 Euro, fließen unmittelbar in die Entsorgung der Kadaver. Für 148 000 Euro wird nördlich von Münnerstadt das Grundwasser gereinigt: Rund 300 Kilogramm Kohlenwasserstoffe filtert eine Anlage jedes Jahr aus dem Wasser. Die restlichen 129 000 Euro sind Betriebs- und Verwaltungskosten.


Übergang nicht ganz reibungslos

Neu ist, dass die TKVU seit Januar den Transport zur Verwertungsanlage in Walsdorf bei Bamberg selbst übernimmt. Ursprünglich war die Leistung ausgeschrieben worden, das günstigste Angebot betrug jedoch 1,35 Millionen Euro im Jahr. Also entschied der Zweckverband, das selbst zu machen. Zum Jahreswechsel wurden auf die Schnelle Fahrzeuge angeschafft sowie elf Fahrer und ein Disponent eingestellt.
Der Übergang war nicht ganz reibungslos: "Die ersten zwei Wochen waren heftig, da war es gut, dass es Winter war", sagte Landrat Thomas Bold (CSU). Und Metz fügt an: "Am Anfang hatten wir Fälle, bei denen die Tiere auch mal länger als 48 Stunden lagen." Außerdem seien mindestens drei Tonnen mit tierischen Abfällen beschädigt worden. "Das kann eigentlich nicht mehr vorkommen", betonte der Geschäftsführer auf Nachfrage. Das zeige auch die Zahl der Beschwerden: Im Januar gingen 36 ein, von Februar bis heute insgesamt sechs. Die Versammlung lobte die Umstellung: "Das war eine schwierige Situation, die glänzend gemeistert wurde", sagte der Bad Neustädter Landrat Thomas Habermann (CSU) und erntete Beifall.
Weil die Fahrer oft 60-Stunden-Wochen hatten, wurde nach einigen Monaten von fünf auf sechs Touren umgestellt, immerhin müssen mehr als 650 Betriebe wöchentlich angefahren werden. Für die zusätzliche Tour kommt im August ein neues Fahrzeug. Das und die Reparatur der alten Fahrzeuge, machen den Transport teurer als ursprünglich geplant: Metz hatte gehofft, mit 800 000 Euro auszukommen, für heuer rechnet er mit 975 000 Euro. "Das sind aber immer noch 400 000 Euro weniger als die Ausschreibung." Für die kommenden Jahre hofft der Geschäftsführer dann auf sinkende Kosten für den Fuhrpark, unter anderem werde die Zahl der Fahrer zum Jahresende auf neun reduziert, die sich dann die sechs Touren und die Fahrten nach Walsdorf teilen.


Sammelbestellung neuer Behälter

Die Versammlung regte an, dass die Fahrer auf die Wünsche der Betriebe bei der Anfahrt eingehen, um die Gefahr von Seuchen zu minimieren. Einstimmig beschlossen wurde auch eine neue Benutzungsordnung, die vor allem einheitliche Behälter vorschreibt. In rund fünf Prozent der Betriebe würden einfach Mörtel-Wannen oder Fässer verwendet. "Es kann nicht sein, dass das Zeug rausfällt und noch den Fahrer trifft", betonte Metz. Josef Wächter aus dem Landkreis Kitzingen schlug vor, den Kunden eine Sammel-Bestellung der Behälter über die TKVU anzubieten.
Keine Einwände gab es bei den Jahresrechnungen 2015 und 2016. Die Verbandsumlage stieg im vergangenen Jahr von 608 500 auf 664 500 Euro, im kommenden Jahr werden sogar 717 200 Euro fällig. Das liegt auch daran, dass zwei Brunnen der Grundwassersanierungsanlage in Münnerstadt regeneriert werden müssen. Kosten: 50 000 Euro. Auf Nachfrage machte Metz wenig Hoffnung, dass die Altlastensanierung dort bald vorbei sein wird: Nur in den Randbereichen sinke die Kohlenwasserstoff-Konzentration leicht. Bei der alten Anlage seien die Werte unverändert hoch.

Zur Info:

Entstehung Die Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld, Schweinfurt und Haßberge sowie die Stadt Schweinfurt gründeten bereits im Jahr 1941 einen Zweckverband zum Bau einer Tierkörperbeseitigungsanstalt (TBA) in Münnerstadt. 1943 nahm die TBA ihren Betrieb auf. 1960 wurde auf die chemische Entfettung umgestellt, durch die der Boden mit Kohlenwasserstoffen verseucht wurde.
Erweiterung 1976 traten die Stadt Würzburg sowie die Landkreise Würzburg, Main-Spessart und Kitzingen dem Zweckverband bei. Wegen Überlastung wurde 1977 die Entfettung der TBA eingestellt. 1979 wurde die Anlage geschlossen und die Entsorgung auf die TBA Walsdorf im Landkreis Bamberg übertragen. Die Verbandsversammlung besteht aktuell aus 27 Räten. Den Vorsitz übernimmt automatisch der jeweilige Landrat des Landkreises Bad Kissingen. Die Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld, Schweinfurt, Haßberge, Würzburg, Main-Spessart und Kitzingen sowie die Städte Schweinfurt und Würzburg entsenden jeweils drei Vertreter in die Versammlung.

Info Weitere Daten unter www.tierkoerperverwertung-unterfranken.de.