Die Befürworter einer Ampel-Lösung an der Garitzer Kreuzung formieren sich. Bei der Bürgerversammlung brachten sie ihre Argumente vor, entscheiden wird der Stadtrat in seiner Dezember-Sitzung.
Simone Richter-Zschauer ist leidgeprüft: "Ich höre genau, wenn es wieder Sonntag 22 Uhr ist, da brauche ich keine Uhr", sagt sie zum Brummi-Lärm auf der Garitzer Kreuzung. Die 43-Jährige wohnt in der Garitzer Straße 1, näher an der Kreuzung mit den mehr als 37.000 Fahrzeugen am Tag geht nicht. Das größte Problem sind aus ihrer Sicht die tiefen Rillen in der Straße: "Das scheppert ohne Ende, vor allem bei Lastern mit Containern drauf", berichtet Simone Richter-Zschauer, und fordert: "Es muss auf alle Fälle was gemacht werden."
31 Einträge am ersten Tag Was aber genau gemacht werden soll, darüber gehen die Meinungen auch in Garitz weit auseinander. Nachdem sich der Umweltausschuss des Kreistages für einen Kreisel ausgesprochen hat, regt sich Widerstand: "Wenn Sie auch für die Ampelkreuzung sind, bitte ich um Ihre Unterschrift", heißt es in einem Flugblatt, das Ulrich Bandulet in Garitz verteilt hat.
Die Listen hat er an der Walther-Tankstelle und in der Gärtnerei Henz ausgelegt. In der Walther-Tankstelle trugen sich gleich am ersten Tag 31 Bürger ein. Das war am 12. November. Seitdem kommen jeden Tag zwischen zehn und zwanzig dazu. Fünf Blätter sind bereits voll, weit über 100 Unterschriften allein an der Tankstelle. Stellungnahme vom Initiator gibt es allerdings auf Nachfrage keine: "Ich möchte mich vorab nicht äußern", sagte Bandulet gestern im Vorfeld der Bürgerversammlung in Garitz.
Nicht auf Bandulets Liste unterschrieben hat Ralph Michael Eber: "Ich bin zwar persönlich auch für die Kreuzung, aber ich finde das etwas wenig", fehlen ihm bei der Aktion die Argumente. Stattdessen fühle er sich unter Druck gesetzt von den Initiatoren, übt er Kritik am Vorgehen. "Wenn um Unterstützung für oder gegen ein Projekt gebeten wird, sollten zumindest stichhaltige Argumente mitgeliefert werden", fordert Eber.
Die liegen für den Garitzer auf der Hand: "Gegen einen Kreisverkehr spricht beispielsweise der erhöhte Platzbedarf einer solchen Anlage. Außerdem gäbe es keine gesonderte Ampel für Fußgänger mehr." Andererseits werde in einem Kreisel langsamer gefahren - vor allem nachts : "Im Augenblick fahren ab 22 Uhr bei ausgeschalteter Ampel die Fahrzeuge auf der Vorfahrtsstraße teilweise deutlich zu schnell über die Kreuzung", sagt Ralph Michael Eber. "Fußgänger haben es bei ausgeschalteter Ampel also um einiges schwieriger, sicher über die Straße zu gelangen." Zudem sei der Betrieb eines Kreisverkehrs kostengünstiger.
Stadtrat statt Bauausschuss Genau solche Sachfragen vermisst Eber bei der laufenden Unterschriften-Aktion Bandulets: "Bei der Sammlung von Pro- oder Contra-Stimmen sollten immer auch Argumente geliefert werden", sagt der Garitzer, und: "Nur so lässt sich eine eigene Meinung bilden." Deshalb bedauert Eber auch, dass er aus beruflichen Gründen gestern nicht zur Bürgerversammlung kommen konnte.
Die Bedeutung dieser Versammlung betont auch Thomas Hack, Sprecher der Stadt Bad Kissingen: Der Stadtrat habe extra die Bürgerversammlung abgewartet, "um Erkenntnisse über das Stimmungsbild in Garitz zu gewinnen". Das Thema wurde laut Hack mehrfach im Bauausschuss des Stadtrates diskutiert, es gebe "aber noch keine Festlegung, für welche Variante die Stadt plädiert". Im heutigen Bauausschuss steht es nicht auf der Tagesordnung, aller Voraussicht nach falle die endgültige Entscheidung in der Dezember-Sitzung des Stadtrates.
Daten und Fakten rund um die Garitzer Kreuzung Zuständigkeit: An der Garitzer Kreuzung treffen die Bundesstraße B 286, die Kreisstraße KG 13 und die Schönbornstraße aufeinander. Deshalb müssen sich die Stadt Bad Kissingen, der Landkreis Bad Kissingen und das Staatliche Bauamt auf eine Variante einigen.
Finanzierung: Im Gegensatz zur Bauvariante ist die Finanzierung bereits geklärt: Anhand der Fahrbahnbreite der Straßen wurde festgelegt, dass Landkreis und Stadt mit jeweils etwa 25 Prozent und der Bund mit den restlichen 50 Prozent beteiligt sind. Für den Bau selbst wird das Staatliche Bauamt federführend sein.
Verkehrsaufkommen: Pro Tag durchfahren laut der jüngsten Verkehrszählung gut 37.000 Fahrzeuge die Garitzer Kreuzung. Von der Südbrücke kommen laut der Statistik täglich 12.794 Pkw und 406 Lkw, aus der Schönbornstraße 9300 Pkw und 200 Lkw. Aus Richtung Poppenroth wurden 9576 Pkw und 284 Lkw gezählt, aus Garitz 4590 Pkw und 110 Lkw.
Untersuchung: Über den Ausbau der Garitzer Kreuzung wird bereits seit rund zwei Jahren beraten. Im September führte unter anderem TÜV Rheinland/Landesgewerbeanstalt (LGA) eine Baugrund-Untersuchung durch. An acht Stellen wurden Bohrkerne bis in drei Meter Tiefe entnommen.
Abstimmungen: Das Staatliche Bauamt in Schweinfurt hat sich bereits vor Monaten für eine Kreuzung mit Ampel-Betrieb ausgesprochen. Eine höhere Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer durch Ampeln sowie ein größerer Platzbedarf und eine erhöhte Lärmbelästigung durch einen Kreisel waren Argumente der Behörde. Zudem sei fraglich, ob ein Kreisel das Verkehrsaufkommen dort bewältigen kann.
Beratungen: Der Bauausschuss des Bad Kissinger Stadtrates hat sich bereits mehrfach mit dem Thema befasst, zuletzt am 22. Oktober. Die Tendenz dort geht zu einer Kreuzung, die Stadträte wollten aber das Stimmungsbild der gestrigen Bürgerversammlung abwarten. Am 11. November sprach sich dagegen der Umweltausschuss des Kreistags für einen Kreisel aus.