Unterhose ohne Label
Autor: Kathrin Kupka-Hahn
Katzenbach, Dienstag, 05. Juli 2016
Ein Besuch der Siebtklässler galt der Museumsscheune von Heinrich Muth. Hier zeigte sich die "Generation Handy" sehr begeistert, auch von alten Telefonen.
Mit großen Augen steht Maja da. Tief beeindruckt lässt die 13-Jährige ihren Blick durch die Ausstellung schweifen. "Es ist total cool. So würde auch mal eine Woche leben wollen", sagt sie spontan. Die Schülerin ist mit ihren Kameraden aus der 7. Klasse der Mittelschule Burkardroth und Dackel Rambo zu Gast in der Museumsscheune von Heinrich Muth. Für Maja ist es der erste Besuch, weshalb sie auch total überrascht von den vielen ihr unbekannten Dingen ist.
"Ich würde es schon mal ausprobieren, wie das ist, morgens erst mal aufzustehen und Wasser oder Essen zu besorgen", sagt sie und geht in die nächste Abteilung.
Dort erklärt Muths Frau Lydia gerade Wissenswertes rund um das Thema Kleidung. "Die Menschen waren früher nicht so groß wie heute", sagt sie und zeigt den Mädchen eine alte Unterhose. Dann holt sie noch ein dazu passendes Unterhemd hervor. Der Name Fridolin Schirmer steht darin. Schließlich erfahren die Schülerinnen, dass es sich dabei um kein Modelabel handelt, sondern um den Namen des Besitzers. "Jeder hat seine eigene Wäsche gehabt und die wurde eben entsprechend gekennzeichnet", so die Katzenbacherin.
Wasser auf die Wäsche
Heinrich Muth zeigt anschließend, wie die Wäsche früher gewaschen und gebügelt wurde, holt auch alte Bügeleisen.
"Hier nehmt das mal in die Hand", sagt er zu den Mädchen, warnt zugleich vor dem Gewicht. Maja und ihre Freundinnen können es nicht wirklich glauben, dass die Wäsche mit diesen gewichtigen Teilen bearbeitet wurde. "Haben die Frauen früher auch schon mit Dampf gebügelt?", will Joanna schließlich wissen. "Sie haben Wasser auf die Wäsche gespritzt oder feuchte Leinentücher benutzt", erzählt Lydia Muth.Ihr Mann Heinrich kramt derweil ein altes Dampfbügeleisen hervor. Eine Jahreszahl kann er darauf nicht entdecken. Er vermutet, das mit Dampf etwa ab den 1950er-Jahren gebügelt wurde. "Ich habe mir vieles, was es früher gab, ganz anders vorgestellt", fasst Joanna schließlich ihre Eindrücke zusammen.
Leitersprossen von Hand
Die Jungs der 7. Klasse bekommen von all dem nur wenig mit.
Sie interessieren sich eher für die technischen Dinge der Ausstellung und das alte Handwerkszeug, so zum Beispiel für eine alte Schnitzbank. "So wurden früher die Leitersprossen gemacht", erklärt der Katzenbacher Sammler und lässt den Hobel über das Holz gleiten. Niklas und Bastian wollen das auch gleich ausprobieren. Heinrich Muth lässt sie gewähren. Allerdings klappt das nicht so gut, wie gedacht. Der Hobel bleibt an einer Stelle immer wieder stecken.
"Da ist ein Knubbel drin", sagt Niklas und gibt zunächst auf. Bastian hingegen dreht das Holzstück um und hobelt auf der anderen Seite locker weiter. "Ich glaube, die Jungs könnte ich hier lassen", kommentiert Klassenlehrerin Heidi von Schön deren Treiben.
Die alten Telefone
Die anderen Schüler lassen sich derweil von Heinrich Muth die alten Telefone zeigen.
Schließlich war der Katzenbacher viele Jahrzehnte bei einem Telekommunikationsunternehmen tätig und kam somit an einige außergewöhnliche Exemplare heran. "Mit diesem Telefon konnte man zwar jemanden anrufen, aber nicht verstehen, was der sagte", erklärt er. Dafür habe man erst Geldstücke einwerfen müssen, fügt er hinzu.
"Ich habe so etwas schon mal im Freilandmuseum gesehen", sagt Björn und muss ebenso wie Nick über diese umständliche Technik schmunzeln.
Spielzeug aus Blech
Ähnlich geht es ihnen kurze Zeit später, als Heinrich Muth die Spielzeugkatze vorführt. Dabei handelt es sich um ein etwa acht Zentimeter großes mechanisches Teil aus Blech, das aufgezogen auf dem Boden entlangrollt.
Ansonsten findet das ausgestellte Spielzeug wenig Interesse bei den jugendlichen Jungen und Mädchen. Lediglich eine Puppe fällt ihnen besonders auf, aber nur wegen der Frisur. "Die sieht aus wie Albert Einstein", ruft Niklas.Schließlich bekommen die Siebtklässler noch eine Suchaufgabe. "Welches Teil gehört nicht in meine Sammlung", fragt Heinrich Muth die Schüler. Die machen sich auch gleich auf den Weg, werden aber nicht wirklich fündig. Schließlich löst der Sammler das Rätsel und verweist auf ein Foto im Obergeschoss seiner Scheune. Darauf ist eine Oma in alter bäuerlicher Kleidung abgebildet, die gerade einen String-Tanga aufhängt. Die Jungen und Mädchen müssen kichern, als sie es entdecken. Nach gut eineinhalb Stunden ist ihre Entdeckungsreise in der Museumsscheune beendet. Und da eine solche bekanntlich hungrig macht, gibt's für jeden Siebtklässler und die Lehrerin noch ein heißes Würstchen im Brötchen - so wie früher, einfach auf die Hand.