Der Anblick und die Klänge waren ungewöhnlich. Da standen 13 Waidmänner und zwei -frauen im Altarraum der Herz-Jesu-Stadtpfarrkirche und bliesen auf ihren Jagdhörnern zuerst das Jagdsignal "Begrüßung" als Einstieg in den folgenden Gottesdienst. Danach intonierte die Bläsergruppe des Bad Kissinger Jägervereines, unter der musikalischen Leitung von Veronika Hümpfer, auf Parforcehörnern die Hubertusmesse von Jules Cantin.
Stimmungsvoll erklangen die ansprechenden Melodien, dank hervorragender Interpretation in der tragenden Akustik des Kirchenschiffes. Die Hubertusmesse ist eine instrumental erklingende Messe.
Sie wird jährlich zu Ehren Gottes und zur Erinnerung an den Heiligen Hubertus von Lüttich um den 3. November, den Hubertustag, gehalten.
Der Überlieferung nach war Hubertus als junger Edelmann ein leidenschaftlich ausschweifender Jäger, der die Erlegung des Wildes als Selbstzweck sah. Später erkannte Hubertus in allen Wesen Geschöpfe göttlichen Ursprungs und setzte sich deshalb hegend und pflegend für sie ein. Diese Grundhaltung der "Achtung vor dem Geschöpf" ging als Waidgerechtigkeit in die Verhaltensgrundsätze der Jägerschaft ein.
Den Wald in die Kirche geholt
Die Messe wird meist im herbstlichen Wald aufgeführt, der durch sein prächtig gefärbtes Laub, die Ernte der Früchte und die Jagd geprägt ist. So war auch das Geweih eines Zwölfenders mit Blattwerk und Früchten des Waldes von der stellvertretenden Vorsitzendenden des Jägervereines, Melanie Polland, neben dem Altar drapiert.
In Deutschland begann die Mess-tradition erst in den 1950er-Jahren, wobei die Musikstücke in der Regel auf dem Parforcehorn in Es geblasen werden. Als Notenvorlage für eine Hubertusmesse ist in Deutschland die 1934 veröffentlichte Zusammenstellung "Grande Messe de Saint Hubert" von Jules Cantin (1874-1956) weit verbreitet. "Wir wollen mit der Hubertusmessen unserer verstorbenen Mitglieder, der Flora und Fauna gedenken, vor allem aber Dank sagen, dass bei der Jagd im vergangenen
Jahr kein Unfall passiert ist", so der Vorsitzende des Jagdvereines Helmut Fischer.
Vorbild der Waidgereuctigkeit
Pfarrer Gerd Greier, der die Messe zelebrierte, sagte, dass der Gottesdienst für alle Menschen sei, die mit der Natur verbunden seien.Die bayerische Jagdkönigin Elena Loderer aus Buxheim (Kreis Eichstätt), die der Einladung des Vereines gefolgt war, meinte: "Anfang November gedenken Jäger in ganz Deutschland
ihres Schutzheiligen St. Hubertus. Er wird als Begründer einer nachhaltigen und waidgerechten Jagd angesehen" Diese "Achtung vor dem Geschöpf" sei als Waidgerechtigkeit in die Verhaltensgrundsätze der Jäger eingegangen. Wild sei ein gutes Stück Heimat, mit dem man verantwortungsvoll umgehen müsse. Denn Jagd müsse durch gute Praxis die Artenvielfalt der Heimat erhalten, so die Jagdkönigin. "Jagd ist mehr als ein Hobby.
Sie ist eine Lebenseinstellung, und die Schuldigkeit des Menschen dem Wild gegenüber. Wir sind verpflichtet durch die Hege und Pflege den Einklang zu erhalten", betonte Elena Loderer.