Druckartikel: Und täglich eine Schlagzeile

Und täglich eine Schlagzeile


Autor: Dieter Britz

Münnerstadt, Sonntag, 11. Dezember 2016

Thomas Mac Pfeifer erzählte im Haus St. Michael über sein Leben als Chefreporter, Chefredaktuer und Autor von Kinderbüchern.
Die kürzeste Weihnachtsgeschichte der Welt" stammt aus der Feder von Thomas Mac Pfeifer. Er trug sie beim Erzählcafé im Haus St. Michael vor.  Foto: Dieter Britz


Jahrzehntelang hat Thomas Mac Pfeifer in Berlin Artikel verfasst, war Redakteur bei Zeitungen und Zeitschriften und brachte es bis zum Chefredakteur. Vor fünf Jahren zog er nach Bad Kissingen. Zusammen mit seiner Ehefrau, die aus Nüdlingen stammt, lebt er im Stadtteil Reiterswiesen. Eugen Albert konnte den Journalisten und Kinderbuchautor für das Erzählcafé im Münnerstädter Haus Sankt Michael gewinnen. Eine gute Stunde lang erzählte er den Seniorinnen und Senioren ganz ungeschminkt aus seinem abwechslungsreichen Journalisten-Leben.


Namenszusatz erkämpft

Thomas Pfeifer (den Zusatz "Mac" erkämpfte er sich erst später) erblickte im Februar 1944 in Freiburg/Schlesien das Licht der Welt, ist also 72 Jahre alt. Im Zuge der Wirren nach dem Krieg kam er mit zwei Jahren nach Rothenkirchen in Oberfranken. Als Fünfjähriger fuhr er zur Hochzeit einer Tante nach Berlin - und dort blieb er dann hängen. Nach dem Abitur 1964 wollte er eigentlich Lehrer für gehörlose Kinder werden und begann auch ein Studium in Berlin und Bonn. Doch er sah bald ein, dass der Lehrer-Beruf nichts für ihn ist. Deshalb bewarb er sich als Volontär bei allen acht Berliner Zeitungen und bekam immerhin zwei Zusagen. Er entschied sich für das Blatt "der Abend", das aber schon morgens erschien. Dementsprechend war die Arbeitszeit: Arbeitsbeginn war um 4.30 Uhr, samstags noch eine Stunde früher. Für ihn war es, wie er sagte, "die Hölle" und in den Redaktionsstuben herrschte "Brüll-Ton", denn die Kollegen kamen alle unausgeschlafen zum Dienst. Nach dem Volontariat arbeitete er erst einmal zwei Jahre freiberuflich für die Zeitungen "nachtdepesche" und "Telegraf."
1971 wechselte er zur größten Berliner Boulevardzeitung B.Z., "eine Art BILD-Zeitung, nur seriöser." Pfeifer berichtete über Kommunal- und Landespolitik und brachte es bis zum Chefreporter. Jeder Journalist braucht ein unverwechselbares Namenskürzel, mit dem er seine Artikel kennzeichnet. Thomas Pfeifer wählte "Mac". Er setzte sich in den Kopf, das Kürzel auch in seinem Namen zu führen. Doch bis er sich schließlich amtlich Thomas Mac Pfeifer nennen durfte, vergingen eineinhalb Jahre und unzählige Auseinandersetzungen mit Behörden. Nachdem er drei Artikel vorweisen konnte, die mit "Mac" gezeichnet waren, klappte es dann doch noch.
"Bei Boulevardzeitungen muss man, anders als bei einer Agentur oder einer seriösen Zeitung, immer einen Event auf Lager haben. Es muss etwas passieren, obwohl nichts passiert ist. Sie müssen ja berichten, auch wenn es eigentlich nichts zu berichten gibt, dann müssen Sie dafür sorgen, dass es etwas zu berichten gibt" - so schilderte Pfeifer das offenbar nicht immer einfache Los eines Boulevard-Redakteurs bei der Suche nach Schlagzeile und garnierte seine Erzählung auch gleich mit Beispielen.


In die Garderobe gemogelt

Als die niederländische Königin Beatrix und ihr Gatte Claus zusammen mit dem Regierenden Bürgermeister Richard von Weizäcker eine Theateraufführung besuchte, mogelte er sich in die Garderobe, um der Königin in den Mantel helfen zu dürfen. Die Königin lächelte und auf MACs Frage, ob sie gerne mal wieder länger nach Berlin kommen würde, antwortete sie mit ja. Ein Boulevard-Journalist macht aus dieser Episode problemlos einen kleinen Roman.
Erzählenswert war auch die Geschichte eines Empfangs für den Dalai Lama. Die Gastgeber fuhren unter anderem Champagner auf - seine Heiligkeit bat um eine halbe Tasse lauwarmes Wasser. Im Interview mit Thomas Mac Pfeifer verriet er, dass er in seiner kargen Freizeit gerne Uhren repariert - "aber normalerweise bleiben ein paar Teile übrig" - wenn das keine Geschichte für die Zeitung ist?
Bei einem Empfang für Prinz Charles gab es strenge Anweisungen, diesen nicht anzusprechen. Was tun, wenn der Chefredakteur eine gute Geschichte verlangt? Mac steckte sich sich einen überdimensionalen Button mit einer Abbildung von Prinzessin Diana an, der dem königlichen Besucher ins Auge stach. Offenbar war damals die Beziehung zwischen den beiden noch in Ordnung, denn Charles wollte gleich wissen, wo es diesen Button zu kaufen gibt. Die Schlagzeile in der B.Z. war gerettet.


So ging es weiter

Die weiteren Stationen im Telegrammstil: nach Ende seiner Tätigkeit bei der B.Z. wurde er im Oktober 1992 Mitherausgeber und Redaktionsleiter der Zeitschrift "Stoffwechsel", ein Magazin für Aussteiger. Im September 1994 ging er zur Mieterzeitung "Wohnen in Berlin/Brandenburg" mit einer Auflage von 380 000 Exemplaren, deren Chefredakteur er zuletzt war. Es folgten 2009 bis 2011 PR- Beratung und Erstellung des Mieterjournals für die "Stadt und Land Wohnbautengesellschaft" und 2012 bis 2014 die Erstellung des News-Letters für den Berliner Zoo. Ein abwechslungsreiches Leben als Journalist also, doch Mac, wie ihn seine Freunde nennen, arbeitet nach wie vor als Freelancer, als freier Journalist also. Er sparte auch einen sehr ernsten Lebensabschnitt nicht aus: Über Jahre war er alkoholkrank, kämpfte aber dagegen an und freut sich: "in einer Woche feiere ich meinen 30. Geburtstag - 30 Jahre oder einen Tropfen Alkohol."


Meist Tiergeschichten

Sein größter Traum war, einmal ein Kinderbuch zu schreiben. Es erschien schon 2002 und hat den schönen Titel "von Iglu-Town nach Pingu-City." Aus einem Buch wurden zehn, bis auf eines alle mit Tiergeschichten. Sein jüngstes Buch "ein Stern, der in dein Fenster schaut" erschien im Oktober und ist den Flüchtlingskindern aus Syrien, Afghanistan, Irak, Afrika gewidmet.


In 45 Sprechen übersetzt

Die Märchengeschichten aus ihrer Heimat stehen darin in ihrer Landessprache sowie in Deutsch und Englisch. Thomas Mac Pfeifer hat auch die "kürzeste Weihnachtsgeschichte der Welt" geschrieben, die aus zwei Sätzen mit elf Wörtern und drei Jubelrufen von Kindern besteht. Sie wurde in 45 Sprachen übersetzt. Thomas Mac Pfeifer hat sie sogar einmal auf einer Mekong-Kreuzfahrt vorgetragen. Er hat schon in Ferienhotels an der Ostsee, an zwei deutschen Schulen auf Teneriffa, in zahlreichen Schulen und Kindertagesstätten einschließlich Bad Kissingen und Münnerstadt aus seinen Büchern vorgelesen.