Und am Ende Lili Marleen
Autor: Peter Klopf
Bad Kissingen, Donnerstag, 18. Juli 2013
Das Jugendmusikkorps Bad Kissingen zog im Kurgarten wieder alle Register. Im kommenden Jahr soll das Jubiläum groß gefeiert werden.
Sommer, Sonne und zündende Blasmusik - wie kann ein lauer Sommerabend schöner ausklingen? - Richtig Glück hatte heuer das Jugendmusikkorps der Stadt Bad Kissingen mit dem Wetter. Während es im vergangenen Jahr nur einmal in der nach außen gedrehten Konzertmuschel im Kurpark konzertieren konnte, war heuer das Wetter so gnädig, dass es gleich zweimal das Spiel im Freien zuließ.
Stadtmusikdirektor Bernd Hammer hatte wieder ein Programm
zusammengestellt, das die Herzen aller Freunde konzertanter Blasmusik höher schlagen ließ. Dabei lagen Noten von Giuseppe Verdis Oper "La Traviata" ebenso auf dem Notenpult, wie Melodien der berühmten Commedian Harmonists. Kräftig mitsingen konnten die Zuhörer beim "kleinen grünen Kaktus" oder bei "Ein Freund, ein guter Freund" aus dem Film "Die drei von der Tankstelle". Mit Hermann Dostals "Fliegermarsch" aus der Operette "Der fliegende Rittmeister" oder dem
"Bayerischen Defiliermarsch" wurde in die Welt der Marschmusik eingetaucht. Mit dem berühmten Xylofon-Galopp "Erinnerungen an Zirkus Renz" mit Benedikt Zeller oder dem "Wild Cat Blues" mit Eva Brand (Klarinette) kamen auch Solisten zu Wort.
Das ganze Konzert hindurch zeigten sich die jungen Musiker, die einen Altersdurchschnitt von rund 15 Jahren hatten, überaus konzentriert und spielfreudig. Wie gewohnt folgten sie präzise den Anweisungen ihres Dirigenten, der mit gelungenen Moderationen auch die Zuhörer erfreute. Trotz der eingängigen Melodien kam am Ende des Konzertes doch ein Hauch von Melancholie auf, als sie wie bei Gründung des JMK eingeführt, zum Abschluss das sentimentale Lied von "Lili Marleen" anstimmten. Und auch dieses Mal ging ein Raunen voller Freude durch die Zuhörer, als - wie bei jedem Konzert - die Trompeten das Signal zum preußischen Zapfenstreich anstimmten, um anschließend von der Kaserne, dem großen Tor, der Laterne und "Lili Marleen" zu erzählen. 1939 von Lale Anderson aufgenommen und ab dem 18. August 1941 allabendlich um 21.57 Uhr über den Soldatensender Belgrad ausgestrahlt, verband dieses Lied Freunde wie Feinde mit einem unsichtbaren Band. Der Sender Belgrad erhielt in der Hochphase täglich über 12 000 Soldatenzuschriften, meistens das Lied Lili Marleen betreffend. Bald breitete sich das Lied über alle anderen Wehrmachtssender aus. So wurde Lili Marleen, obwohl das NS-Regime das Lied wegen seines "morbiden und depressiven" Textes vorübergehend verbot, zu einem "Schicksalslied" des Zweiten Weltkriegs. Auch unter den alliierten Soldaten wurde Lili Marleen gesungen. Bereits 1941 wurde es durch britische Truppen in Nordafrika so oft mitgesungen, dass die Generalität einschreiten musste. "Überall in der Wüste", so hielt ein britischer Kriegsberichterstatter fest, "pfiffen englische Soldaten das Lied". Heute zeugt das Soldatenlied davon, wie wichtig der Frieden ist, und erinnert immer wieder daran, wie sinnlos der Krieg damals war.
Mit riesigem Applaus dankte das Publikum für ein zu Herzen gehendes Konzert. Sahnehäubchen wäre allerdings ein Konzertwalzer wie "Espanã" oder "Estudiantina" von Emil Waldteufel, passend zur heißen Jahreszeit, gewesen. Doch diese wurden aus dem Repertoire des JMK gestrichen, weil man Jugendliche für diese Musik schwer begeistern könne, so Hammer vor einiger Zeit. Vielleicht doch eine Überlegung wert - diese spritzigen Konzertwalzer wieder ins Programm aufzunehmen.