Seit 15 Jahren gibt es die Caritas-Fachstelle für pflegende Angehörige im Landkreis. Die Nachfrage - allein im Jahr 2013 wurden 482 Beratungsgespräche geführt - zeigt, zu welcher Bedeutung diese Einrichtung inzwischen gekommen ist.
Landkreis — Seit dem 1. September 1999 hält der Caritasverband Bad Kissingen die Fachstelle für pflegende Angehörige vor. Die Angebote sind offen für alle pflegenden Angehörigen, die in einer häuslichen Umgebung einen Menschen versorgen und pflegen. "Der Beratungsalltag zeigt, dass viele pflegende Angehörige die Pflege eines Menschen leisten, obwohl sie selbst physisch und psychisch erschöpft, gesundheitlich gefährdet sind und sich allein
gelassen fühlen", sagt Daniela Wehner, die Leiterin der Fachstelle. Die meisten Angehörigen würden allerdings die Pflege als "normale" Familienaufgabe ansehen.
Es werden über 80 Prozent aller Pflegebedürftigen unter Aufbringung vieler Opfer in der häuslichen Umgebung gepflegt, so die Caritas-Mitarbeiterin und hat in ihrem Berufsalltag immer wieder feststellen müssen, dass man zum Pflegenden häufig über Nacht wird.
Der Vater hat einen Schlaganfall, die Mutter ist gestürzt, schon ist es passiert. Aber anders wie bei werdenden Eltern, die sich auf neue Aufgaben einstellen können, gibt es diese Vorbereitungszeit in solchen Fällen nicht.
Frau wollte nachts einkaufen Die Erkrankung eines nahen Verwandten zieht das "Sein" des Betroffenen sowie das eigene Umfeld in Mitleidenschaft.
Die Sorge gilt gerade den Angehörigen in besonderem Maße. Daniela Wehner hat viele Beispiele erlebt, wie die eines Mannes, dessen an Demenz erkrankte Frau nachts aufstand und zum Einkaufen gehen wollte. "Ich kenne dich, aber weiß nicht, wer du bist!", das hat ein Kind von der eigenen Mutter zu hören bekommen, und eine andere Frau schilderte ihren Fall so: Der Vater habe sie am Abend gefragt, ob die Schweine gefüttert sind.
Er hatte früher Landwirtschaft, aber das war lange her. Anfangs habe sie widersprochen, was schließlich zu Konflikten mit dem Mann geführt habe. Jetzt sage sie einfach nur "Ja". Solche kleinen Notlügen sind manchmal notwendig, um einen Menschen zu beruhigen.
Ehemann ist 24-Stunden-Pfleger Daniela Wehner hört viele Lebensgeschichten, wie die eines Ehemannes, dessen Leben sich in die Situation eines
24-Stunden-Pflegers entwickelt hat. Oder die einer pflegenden Tochter, die klagt, wie wenig Zeit und Energie für ihre eigenen Kinder und den Partner bleiben. Für Zärtlichkeiten am Ende des Tages fehle ihr einfach die Kraft. Schamgefühle, Gerüche und sich auf der persönlichen Ebene mit Krankheit, Pflege und Sterben auseinanderzusetzen, wird von Angehörigen als schwierig empfunden.
Weitreichende
Auswirkungen Daniela Wehner und ihre Mit arbeiterinnen haben in den vergangenen 15 Jahren viele Probleme gehört. Sie hat in dieser Zeit so oft erkennen müssen, dass die Pflege eines Menschen weitreichende Auswirkungen auf die eigene Lebenssituation hat. Neben der veränderten Lebenssituation beginnt mit der Pflege häufig der "Kampf" mit Kostenträgern.
Angehörige müssen zusätzlich entstehende Kosten aus eigener Tasche finanzieren.
Für finanziell schlechter gestellte Familien, womöglich noch zusätzlich zur Aufgabe der Berufstätigkeit, um die Pflege überhaupt leisten zu können, ein Leben am Minimum. Die Pflege selbst stellt in den wenigsten Fällen ein Problem dar, wie die 482 Beratungsgespräche belegen, die allein im Jahr 2013 geführt wurden.
Die Caritas-Fachstelle macht noch mehr.
Die Leitung von Angehörigengruppen, die Begleitung, Schulung und Vermittlung von ehrenamtlichen Helfern, Vorträge und Informationsveranstaltungen sowie Schulungsreihen für pflegende Angehörige gehören mit zu den Aufgaben. Die Tätigkeit in der Fachstelle umfasst 20 Wochenstunden und wird größtenteils vom Caritasverband Bad Kissingen aus Eigenmitteln finanziert.
red