Udo Baum zieht die Seile hinter den Kulissen des Kurtheaters
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Freitag, 04. November 2016
Der Aufbau für große Produktionen macht dem Theatermeister am meisten Spaß, ist inzwischen aber problematisch.
Theatermeister Udo Baum brüllt nicht, er redet laut. "Vorsicht!" Er betätigt einen Knopf und 22 Meter über ihm beginnt ein hydraulisch betriebener Flaschenzug zu arbeiten. Langsam hebt sich der Eiserne Vorhang: Ein Brandschutztor, das den Bühnenbau des Kurtheaters vom Zuschauerbereich trennt. "Der Eiserne Vorhang darf nur während technischer und künstlerischer Proben sowie während Aufführungen geöffnet sein", erklärt er. Ansonsten ist er geschlossen. Immer wenn Theatermeister Baum und Veranstaltungstechniker Fabian Hein die Bühne für den nächsten Auftritt herrichten, lassen sie das 2,7 Tonnen schwere Tor in dem diffusen Licht des Bühnenhauses über ihnen verschwinden.
Am Abend spielt der Kabarettist Jochen Malmsheimer im Kurtheater. Es sind noch fünf Stunden bis zum Auftritt, die Arbeit ist für Baum und seine Bühnenhelfer heute aber überschaubar. Der Künstler wird nur den vordersten Bereich der Bühne vor dem Hauptvorhang benutzen. Dazu benötigt er einen Tisch, ein Mikrofon und eine helle Beleuchtung. "Das ist kein Problem", sagt Baum. Mit der Lichtanlage mit 50 Scheinwerfern kann das Kurtheater die meisten Produktionen abdecken.
Künstler auf der Durchreise
Die Ausstattung des Kurtheaters mutet minimalistisch an. Requisiten gibt es nur wenige, die Bereiche hinter der Bühne wirken abgesehen von der nötigen Technik leer. "Wir sind ein Gastspieltheater und kaufen alles ein", erklärt Baum. Vor dem Zweiten Weltkrieg vor mehr als 70 Jahren gab es in Bad Kissingen ein eigenes Ensemble, das eigene Produktionen aufführte. Heute spielen auf der Bühne Solokünstler, Musikgruppen und Tourneetheater. Die Dekoration und das Bühnenbild werden kurz vor dem Auftritt angeliefert, von Baum und seinen vier Bühnenhelfern aufgebaut und nach der Vorstellung gleich wieder abgebaut. Je nachdem wie umfangreich eine Produktion ist, muss Baum zusätzliche Roadies über Veranstaltungsagenturen organisieren. Für den Theatermeister ist das problematisch. "Die kommen oft aus dem Rock'n Roll Bereich und haben kaum Theatererfahrung. Die Anforderungen sind aber anders", sagt er.
Theaterring läuft gut
Die Staatsbad GmbH ist mit derzeit rund 40 Veranstaltungen im Jahr Hauptnutzer des staatlichen Kurtheaters. Veranstaltungsleiter Bruno Heynen ist mit dem Besucherzuspruch in der vergangenen Jahren zufrieden (siehe Infokasten). "2015 waren wir gut ausgelastet", berichtet er. Auch im laufenden Jahr verkaufen sich die Tickets ordentlich. Theaterstücke mit bekannten Schauspielern sind beliebt, Kabarettherbst und der Winterzauber laufen gut, genauso wie die Veranstaltungen des Theaterrings. Opern und Operetten seien zwar vom Publikum gewünscht, aber zu teuer und defizitär. "Wirtschaftlich ist das einfach schwer darzustellen", sagt Heynen.Etwa zwei Mal im Jahr finden große Produktionen statt, die die gesamte Fläche der Hauptbühne sowie den Orchestergraben nutzen. Darauf freut sich Theatermeister Baum, weil er dann die gesamte Bandbreite der Technik ausnutzen kann. "Dafür wurde das Theater gebaut", meint er. Er bedauert es, dass Kulturbetriebe wie das Theater starken Wirtschaftlichkeitszwängen unterliegen. Als er 1999 in Bad Kissingen anfing, betreute er jede Woche zwei Veranstaltungen im Kurtheater, heute gibt es auch einige Wochen ohne Aufführungen.
Warten auf die Sanierung
Die Staatsbad GmbH hat in den letzten Jahren regelmäßig kleinere Beträge investiert, etwa in die technische Ausstattung. Die eigentlich nötige Generalsanierung durch den Freistaat steht aber seit nunmehr zwölf Jahren aus. "Da warte ich immer noch drauf", sagt Baum.Im Jahr 1999 gab es die letzten größeren Umbaumaßnahmen im Zuschauerhaus, 2000 wurde eine neue Tonanlage angeschafft.
Aktuelle Auslastung
2016 hat die Staatsbad GmbH bislang 30 Veranstaltungen im Kurtheater durchgeführt, die mit 9500 verkauften Karten gut besucht waren. Im Schnitt waren mehr als 315 von 500 Sitzplätzen belegt. Nicht mitgezählt sind Aufführungen des Kissinger Sommers und Aufführungen anderer Veranstalter, etwa Schulen.2015 waren es 42 Veranstaltungen mit 15 000 verkauften Tickets und durchschnittlich 360 Besuchern.