Trübe Aussichten für Industriegebiet in Albertshausen
Autor: Thomas Ahnert
Albertshausen bei Bad Kissingen, Dienstag, 19. Februar 2013
Die Albertshäuser wollen vermutlich kein zweites Industriegebiet. Denn mit dem ersten haben sie schlechte Erfahrungen gemacht. Eine Befragung noch vor Ostern soll Klarheit bringen.
Die Sache scheint sich festzufressen. So, wie es aussieht, wollen die Albertshäuser kein zweites Industriegebiet auf ihrer Gemarkung. Wer die Diskussionsbeiträge in der Bürgerinformationsversammlung im Gasthaus Vogler zusammenfasste, konnte nicht den Eindruck gewinnen, dass das Projekt in Albertshausen und auch in Poppenroth große Sympathien hat.
Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) hatte sich das Ganze vermutlich etwas anders vorgestellt. Er hat das Problem, dass er sich an eine Zusage gebunden fühlt, die sein Amtsvorvorgänger Christian Zoll vor 20 Jahren gegeben hatte: "Ohne die Zusage der Bevölkerung wird es in Albertshausen kein weiteres Industriegebiet geben." Aber er war mit der Hoffnung in den Stadtteil gekommen, dass die Menschen dort dem Entwicklungsgedanken positiver gegenüber stehen könnten als vor 20 Jahren.
Es regte sich kaum Widerspruch, als Christine Schwind von der Stadtplanung die bisherige
Beifall für die Ideen
Wirtschaftsförderer Michael Wieden bekam sogar starken Beifall, als er seine "Träume" vorstellte, als er von Ansiedelungsmöglichkeiten der weißen Industrie, der Medizintechnik, sprach - ein Bereich, in dem er für Bad Kissingen durchaus Chancen sieht, weil er zum Image des Gesundheitsstandorts passt. Natürlich war mancher im Publikum skeptisch angesichts der hochgesteckten Ziele. "Aber wenn ich etwas erreichen will, muss ich oben anfangen. Kompromisse sind dann leichter möglich", konterte Wieden. .
Arbeitsplätze für junge Leute
OB Blankenburg sekundierte ihm in dieselbe Richtung: "Bad Kissingen wird nie ein Industriestandort. Aber wir brauchen produzierende Betriebe. Wir können uns nicht auf ewig darauf verlassen, nur von Gesundheit und Tourismus zu leben. Und wir brauchen Arbeitsplätze für junge Leute." Davon profitiere nicht nur Bad Kissingen, sondern auch Albertshausen, denn dort würden die Immobilien im Wert steigen.
Zumindest offen gab es da keinen Widerspruch. Das eine Problem war, dass die Regierung von Unterfranken 1993 einen Flächennutzungsplan genehmigt hat, in dem zwar das Industriegebiet ausgewiesen war, aber keine Zufahrt. Dafür gibt es mittlerweile drei Varianten, die alle ihre Probleme haben. Die einfachste von der Staatsstraße aus lässt sich nach Auffassung der Albertshäuser nicht verwirklichen, weil sie zu nah an der bestehenden Ortseinfahrt ist und erhebliche Lärmbelästigung bringt. Dabei ging Blankenburgs Hinweis unter, dass man auch über eine Variante von der Bundesstraße aus noch einmal nachdenken könnte.
Unvereinbare Aspekte
Und so redeten beide Seiten aneinander vorbei. Der Oberbürgermeister wollte eigentlich wissen, ob die Albertshäuser das Industriegebiet grundsätzlich haben wollen oder nicht. Wenn ja, lasse sich auch die Zufahrt einvernehmlich regeln. Wenn nein, müsse man sich auch darüber oder über den Kanalanschluss nicht mehr die Köpfe zerbrechen. Die Albertshäuser wollten erst wissen, wie gerade diese Fragen geregelt werden, um eine Entscheidungsgrundlage über das Industriegebiet zu haben.
Aber das waren nicht die einzigen Einwände. Helene Kainzner hatte auf einer Flurkarte die beiden Industriegebiete farblich herausgehoben. Da ließ sich unschwer erkennen, dass das neue Gebiet mit seinen 85 Hektar mehr als doppelt so groß wie das bereits bestehende ist und auch größer als der Ort und dass man sich, wenn man es so sehen will, von Industriegebieten und Straßen umzingelt sehen kann.
Wer bezahlt die Erschließung?
Die andere Sorge galt den Erschließungskosten. Denn mehrere Redner wiesen auf das Problem hin, dass mit Sicherheit nicht alle Grundstücke gleichzeitig verkauft werden, dass die Erschließung aber durchgeführt werden muss, wenn der erste Interessent das Bauen beginnt. "Was passiert dann, wenn die anderen Flächen nicht vermarktet werden?", wurde immer wieder gefragt.
Und schließlich herrsche in Albertshausen große Enttäuschung über das alte Industriegebiet. Die Lärmbelästigung auch nachts sei erheblich und der versprochene Grüngürtel zur akustischen und optischen Abtrennung sei nie verwirklicht worden.Diese Erfahrungen sollen sich nicht wiederholen.
Entscheidungen sollten an dem Abend nicht fallen. Die Stadt wird noch vor Ostern Fragebögen an die Albertshäuser und Poppenröther verschicken, damit sich der Stadtrat ein Bild von der vorherrschenden Meinung machen kann.
