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Trockenheit: Die Pegel sinken


Autor: Susanne Will

LKR Bad Kissingen, Donnerstag, 20. April 2017

Nach dem zweiten niederschlagsarmen Winter ist der Grundwasserpegel am unteren Punkt angekommen. Die erste Quelle im Landkreis ist bereits versiegt.
Joachim Buckel aus Münnerstadt steht auf dem Steg seines von Grundwasser gespeisten Sees und zeigt besorgt aufs gegenüberliegende Ufer. Die Wurzeln der dort wachsenden Erle ragen wie Mangroven bei Niedrigwasser aus dem See heraus. Um rund 40 Zentimeter hat sich der Pegel seines Teichs mittlerweile gesenkt. Foto: Heike Beudert


Auch wenn die Prognosen auf feuchtkaltes Wetter hinweisen: Es ist viel zu trocken. Zum zweiten Mal in Folge sind im Winter Regen und Schnee weitgehend ausgeblieben. "Das Grundwasser ist am unteren Punkt angelangt", sagt Leonhard Rosentritt, der Leiter des Bad Kissinger Wasserwirtschaftsamtes. Eine Trinkwasserquelle ist bereits ausgefallen, die Beubel-Quelle, die Euerdorf und Sulzthal versorgt.
Die Gemeinden sitzen aber nicht auf dem Trockenen, ein Brunnen, der in den 1990er Jahren als zweites Standbein gebaut wurde, sorgt für ausreichend Wasser.
Dennoch: Sorgen machen sich viele. Joachim Buckel aus Münnerstadt steht auf dem Steg seines von Grundwasser gespeisten Sees und zeigt besorgt aufs gegenüberliegende Ufer. Die Wurzeln der dort wachsenden Erle ragen wie Mangroven bei Niedrigwasser aus dem See heraus. "Normalerweise liegen sie ganz unter Wasser", sagt Joachim Buckel. Um rund 40 Zentimeter hat sich der Pegel seines 145 Meter langen und 45 Meter breiten Teichs mittlerweile gesenkt.
Joachim Buckel kann sich zwar erinnern, dass nach langen, heißen Trockenperioden im Sommer der Wasserstand nach unten gesackt ist. Aber im Frühjahr wüsste er nicht, dass das Gewässer schon einmal einen so niedrigen Wasserstand hatte.
Eigentlich ist das Münnerstädter Tal reich an Wasser. Doch ist derzeit auch der Talwasserbach weitgehend trocken gefallen. Wasser fließt nur noch dort, wo die vertraglich verpflichtete Noteinspeisung der Bad Kissinger Wasserwerke erfolgt. Die Stadt Bad Kissingen hat im Münnerstädter Tal eine Trinkwasser-Erschließung, und es gibt Verträge, dass der kleine Bach in Trockenzeiten mit Wasser von dort gespeist werden muss. Aber selbst dort, wo der Zufluss geregelt ist, ist die Trockenheit anhand des Wasserstandes zu sehen.
Trotz der sinkenden Grundwasserstände hatte die Stadt Münnerstadt nach Angaben von 2. Bürgermeister Michael Kastl noch keine akuten Probleme mit ihrer Wasserversorgung, die ebenfalls im Münnerstädter Tal liegt. Allerdings weiß Kastl von den Wasserwarten, dass an verschiedenen Brunnen ein erheblicher Rückgang der Wasserpegel zu beobachten ist. Die Situation sei jedoch noch nicht kritisch. Die Entwicklung werde aber genau beobachtet.
Auch im Raum Maßbach macht sich die Trockenheit an den Pegelständen bemerkbar - sie befinden sich auf dem tiefsten Stand der letzten zehn Jahre. "Der Grundwasserstand bei den Brunnen in Poppenlauer ist auch deutlich gesunken", erklärt Maßbachs Bürgermeister Matthias Klement. Aber auch hier ist, wie in Münnerstadt, die Situation noch nicht im kritischen Bereich. Die Situation sei derzeit noch nicht auf einem Niveau, das weitergehende Wassersparmaßnahmen nötig mache, so Matthias Klement auf Anfrage. Auch in Rannungen fiel der Brunnenstand um sechs Meter.
Matthias Albert aus Garitz hat einen Brunnen. "Im Frühjahr läuft der normalerweise über", sagt er. Dass der Brunnen nun "bis auf eine Pfütze leer ist", habe er noch nie erlebt. Der Brunnen ist zehn Meter tief, er wurde 1926 gegraben. "Dass Brunnen mit zehn Metern Tiefe bei der Trockenheit leer sind, ist normal", sagt Rosentritt. Trinkwasserbrunnen liegen in 70 bis 100 Meter Tiefe. " Grundwasser bildet sich in den Monaten November bis Anfang Mai neu. Normalerweise haben wir im Dezember einen Niederschlag von 90 Liter pro Quadratmeter - 2016 waren es nur acht Liter."
Für die Winzer ist die Lage noch nicht dramatisch. Wein wurzelt vergleichsweise tief. Im Boden stecken noch Reserven. Außerdem gibt es noch kein Grün an den Reben, erklärt Stefan Ruppert, Vorsitzender des Hammelburger Weinbauvereins.


Reaktion der Winzer

Wenn die Trockenheit anhält, bekommen vor allem die jüngeren Reben Probleme. Die Winzer stellen sich auf die Lage ein. Sie halten zum Beispiel die Begrünung zwischen den Rebzeilen kurz.
Außerdem werde wasserschonendes Bodenmanagement versucht, sagt Winzerin Ulrike Lange. Durch Auflockerung an der Oberfläche soll die Kapillarwirkung im Boden unterbrochen werden, um ihn vor Austrocknung zu schützen. Und dann scherzt Lange noch: "Wir essen jetzt unsere Teller nicht leer, damit es bald regnet."
Holger Pfaff ist der Gartenmeister in der Kurgärtnerei in Bad Kissingen, er muss wesentlich häufiger gießen lassen als früher. "Es müsste eine Woche lang langsam durchregnen", wünscht er sich, denn momentan verhalte sich der Grundwasserspiegel "schon fast wie nach dem Sommer".
Und er befürchtet: "Wenn wir so einen heißen Sommer wie 2003 bekommen, dann waschen wir keine Autos mehr."


Vergleich mit Spanien: So trocken ist es hier:

Sevilla Niederschlagsmenge 600 bis 800 mm im Jahr. Der meiste Niederschlag fällt zwischen November und März, wobei der Dezember mit einer Regenmenge von durchschnittlich 95 mm durchschnittlich der niederschlagsreichste Monat in Sevilla ist.
Maria Bildhausen Niederschlagsmengen
2016: 549,2 mm
2015: 487 mm
2014: 590,9 mm
Langjähriges Mittel: 599,4 mm
Minimum 333,8 mm im Jahr 1991
Maximum 840,4 mm (2007)