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Treffen nur in Lederhosen


Autor: Gerd Schaar

Pfaffenhausen, Montag, 03. Juli 2017

Der Lederhosen-Stammtisch feierte bereits sein 25-jähriges Bestehen. Gründungsmitglied Winfried Heim erhielt einen goldenen Pizzaschneider.
"An vorderster Front als Pizzaschneider soll unser Winfried ein goldenes Werkzeug erhalten", überreichte Karlheinz Glück (links) das veredelte Schneiderad.  Foto: Gerd Schaar


Das Pizzafest des Pfaffenhausener Lederhosen-Stammtisches ist ein Meilenstein im Jahreskalender. Mit Winfried Heim, der seit Anfang an dabei ist, hat dieser jetzt 25 Jahre alte Stammtisch einen würdigen Vertreter der Gründungsmitglieder. Heim wurde besonders geehrt und erhielt neben einer Urkunde auch einen goldenen Pizzaschneider.
Die teilweise von weit her angereisten Stammgäste stehen Schlange, um die leckere Pizza "Speziale" zu bekommen. Schon am Samstagnachmittag sind die beiden Dorföfen im Untergeschoss des historischen Leonardihauses aufgeheizt. Der angelieferte Pizzateig ist schon geknetet und rund geformt. Fleißige Frauen im Obergeschoss streichen die eingedickte Tomatensoße darüber und belegen die Teiglinge mit leckeren Zutaten: Schinken, Salami, Paprikastreifen, Pilze, Gewürze und zum Schluss noch eine dicke Lage geriebener Käse.
Weitere Helfer sind ständig unterwegs, um die frisch belegten und noch nicht gebackenen Pizzen in Richtung Ofen zu tragen und im Gegenzug die leeren Bleche wieder in die obere Etage zu bringen. Eine stundenlange Knochenarbeit bis weit in die Abendstunden hinein ist fällig - auf höchst freiwilliger Basis, und weil es offensichtlich Spaß macht.
So eine Riesenpizza aus Pfaffenhausen reicht für fünf Portionen. Damit es bei der Aufteilung gerecht zugeht, legt Heim eine Schablone an und schneidet die noch vor Hitze brodelnde Pizzatorte in handlichere Stücke auf.
Der Senior hilft gerne, denn mittlerweile sind nicht nur Sohn und Schwiegertochter sondern auch drei seiner Enkel, Luis, Patrick und Dominik, unter den rund zwei Dutzend Helfern auf dem Pizzafest anzutreffen.


Stammtisch-Gründung

"Wir könnten eigentlich mal einen Liederstammtisch in unserem Dorf gründen", sei damals vor 25 Jahren ein erster Gedanke gewesen, sagt Ehefrau Helga Heim. Wie aber aus dieser ursprünglichen Idee anschließend der Stammtisch der Lederhosen wurde, darüber erzählt Urgestein Winfried Heim gerne. "Im Wirtshaus Goldener Stern diskutierten wir über das Thema, und einer von uns hatte eine Lederhose angehabt", sagt Heim. Da sei die Idee aus Jux und Gaudi entstanden: "Wir sollten uns alle so eine Lederhose kaufen und bei unseren Treffen tragen". Das habe sich immer mehr entwickelt.
Vor 25 Jahren seien es rund 20 Stammtisch-Mitglieder gewesen. Heute seien es vielleicht noch 16, so Heim. "Aber wir dürfen beim Zählen die nachwachsende Generation nicht vergessen, die heute beim Pizzafest kräftig mit anpackt", sagt er. Dieser Stammtisch sei kein eingetragener Verein.
Schwiegertochter Sandra Heim erinnert sich: "Wer anfangs ohne Lederhose zum Stammtisch kam, musste ein Strafgeld in die Gemeinschaftskasse zahlen". Noch heute gebe es regelmäßig die Stammtischabende. Die Idee zum Pizzabacken in der Dorfmitte sei schon zu Anfang des Stammtisches entstanden. "Von Jahr zu Jahr ist dieses Fest immer größer geworden", sagt sie. Stammgäste kämen sogar von weit her, so zum Beispiel aus Bad Königshofen. Der Belag der Lederhosen-Pizza habe sich in den 25 Jahren nicht geändert. "Wir hatten schon Pizzafeste, da ging uns bereits um 20 Uhr das Material aus", sagt Sandra Heim.


Seit 20 Jahren Pizzaschneider

"Seit 25 Jahren Mitglied des Lederhosen-Stammtisches und seit 20 Jahren Pizzaschneider", steht auf der Urkunde zu lesen. Es traf Winfried Heim jetzt völlig überraschend, dass er so geehrt wurde. Die Blasmusik der Rhöner Biermusikanten spielte auf, die Stammtischmitglieder jubelten. Ein Ehrentänzchen mit Ehefrau Helga war fällig. "An vorderster Front als Pizzaschneider soll unser Winfried ein goldenes Werkzeug erhalten", überreichte Karlheinz Glück das veredelte Schneiderad.


Gemeinschaftssinn pflegen

Das Geschenk traf völlig ins Schwarze, wie der heftige Applaus der Stammtisch-Kameraden bewies. Heim nahm seine Ehrung stellvertretend für die damaligen Gründer des Lederhosen-Stammtisches an. Denn schließlich sei der Grundgedanke die Bemühung gewesen, den Gemeinschaftssinn des Pfaffenhausener Dorflebens zu pflegen. Abends spielten noch die Rhön-Rock´n´Roller als Band im Festzelt auf, wo das Vierteljahrhundert ordentlich gefeiert werden durfte.