Traktor steht jetzt im Museum
Autor: Gerd Schaar
Völkersleier, Dienstag, 18. April 2017
Seinen Eicher-Traktor ED 1, Baujahr 1958, verschenkte Hermann Wohlberg: Zur Übergabe kam eigens Egon Eicher, der Sohn des Firmengründers, angereist.
Ein Stück Traktorhistorie wurde an der Scheune von Hermann Wohlberg weitergereicht. Er verschenkte seinen Eicher-Traktor ED 1 (Baujahr 1958) an das Eicher-Museum in Forstern (bei München).
Abgeholt hatte das gut erhaltene historische Fahrzeug ein Nachfahre des heute nicht mehr in Deutschland existierenden Werkes, nämlich Egon Eicher, Sohn des Firmengründers Josef Eicher, der mit seinem Bruder Albert die Firma 1936 gründete. Egon Eicher war jetzt mit dem längst pensionierten Mitarbeiter und heutigen Techniker-Referenten des Museumsvereins Anton Glasl samt Spezialanhänger aus Forstern angereist, um den ED 1 persönlich abzuholen. Man kennt sich schon lange, ist doch Wohlberg längst Mitglied des legendären Eicher-Museumsvereins, einer von 630.
Eines der letzten Modelle
Es ist eines der allerletzten Modelle aus der Fertigungsserie von den Baujahren 1952 bis 1957. Auf dem Typenschild steht zwar 1958, doch sei dieser Traktor eindeutig dieser Serie zuzuordnen. "ED steht für Eicher Diesel und die Eins für den Einzylindermotor" erklärt Eicher. Das Revolutionäre an diesen Nachkriegs-Dieseln von Eicher sei einerseits die Luftkühlung seit 1947 und andererseits die Sofortstartung gewesen. Denn während damals der kalte Glühkopf des Lanz-Bulldogs noch eine Viertelstunde lang mit einer Lötlampe vorgeglüht werden musste, war der Eicher zu dieser Zeit enorm im Vorteil. Auch jetzt, nach etlichen Jahren Stillstand, sprang das 22 PS starke Museumsstück mit einer frisch angelieferten Batterie nach einigen Umdrehungen willig an. Seit 30 Jahren sei der ED 1 in seinem Besitz gewesen, erinnert sich Wohlberg an den Kauf aus den Händen des Völkersleierers Willi Winter. Ursprünglich stammt Wohlberg aus Südafrika mit deutschen Wurzeln. "Der Zylinder war kaputt", erzählt Wohlberg. Über einen Händler aus Oberbayern habe er Ersatz bekommen. "Das Ersatzteil kam aus Indien", so Wohlberg. Denn in Indien wird dieser Eicher-Traktor immer noch produziert. Weil er so robust ist und die moderne Computerelektronik nicht braucht. "Ich habe leider überhaupt nichts davon", sagt Egon Eicher.
"Für die Ewigkeit gebaut"
"Die Traktoren von damals sind für die Ewigkeit gebaut worden, und zwischen denen und der heutigen Generation liegen Welten", sagt Eicher. Kurzlebigkeit sei heute angesagt. Ersatzteile werde es statt bisher für 60 Jahre bald schon nach einem Jahrzehnt nicht mehr geben. "Die Firma Eicher hat schon in den 1960er Jahren eine hydraulisch-pneumatisch ferngelenkte Sensorik gebaut, um einen unbemannten Traktor das Feld bearbeiten zu lassen", erzählt Eicher. Die Orientierung sei durch jeweils eine Furche am Feldanfang und Feldende erfolgt, ganz ohne GPS.