Tollwütige Fledermaus beißt im Kreis Bad Kissingen zu
Autor: Robert Huger
Bad Kissingen, Donnerstag, 07. Mai 2015
Im Landkreis Bad Kissingen hat eine tollwütige Fledermaus einen Mann gebissen. Dank rechtzeitiger Impfung ist das Biss-Opfer wohlauf. Bei Kontakt mit den Tieren ist Vorsicht geboten.
Ein Mann geht ins Badezimmer und öffnet das Fenster. Plötzlich fliegt eine Fledermaus vom Rollokasten herunter. Mit Handschuhen möchte er das Tier auflesen. Doch dann wird er in den Oberarm gebissen und mit der Fledermaus-Tollwut infiziert. Der Mann reagiert richtig. Er verständigt den Bund Naturschutz und sucht einen Arzt auf.
Nach Ausbruch der Krankheit verläuft die Krankheit fast immer tödlich. Der Ausbruch kann aber verhindert werden. "Man braucht unbedingt die Impfung", sagt Baumgart, "am besten am Tag des Bisses."
Diese Impfung erhielten sowohl der gebissene Mann, wie auch seine Familie - als Vorsichtsmaßnahme. Denn das Virus ist auch über die Schleimhäute übertragbar. "Man weiß nicht, ob sich eventuell jemand die Augen gerieben hat", begründet Veterinärdirektor Bernhard Bundscherer.
Generell solle man wegen des infektiösen Speichels die Finger von verdächtigen Fledermäusen lassen. Doch nicht nur deshalb: "Man fasst Fledermäuse nicht an", sagt Bundscherer, "das mögen auch gesunde Tiere nicht."
Per Kurier zur Hirn-Untersuchung
Nachdem der Mann den Bund Naturschutz informiert hatte, wurde die Fledermaus von deren Mitarbeitern aufgrund von Krankheitssymptomen eingeschläfert. Anschließend schickte man sie umgehend mit einem Kurier nach Oberschleißheim zum Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Dort befindet sich das bayernweit einzige Labor zur Bestimmung von Fledermaus-Tollwut."Die Krankheit kann man nur am toten Tier identifizieren", erläutert Ingo Baumgart. Es müsse eine Untersuchung direkt am Gehirn vorgenommen werden. Die Fledermäuse infizieren sich laut LGL auch untereinander über Bisse. Für die Tiere führt das nicht zwangsläufig zum Tod. Erkrankte Tiere sind typischerweise orientierungslos, flugunfähig und können kein Wasser mehr aufnehmen.
"Beim Menschen lässt sich die Krankheit durch eine Antikörperuntersuchung feststellen", weiß Dr. Reinhard Schaupp aus Hammelburg. Bei Bissen von verdächtigen Tieren wird jedoch vorsichtshalber immer geimpft.
Ein träges Virus
Die Inkubationszeit der Fledermaus-Tollwut beträgt meist mehrere Tage, manchmal auch Wochen. "Es hängt davon ab, wo man gebissen wurde", erläutert Reinhard Schaupp. Das liege daran, dass sich das Virus nicht über das Blut, sondern über die Nerven verbreitet.
"Vom großen Zeh dauert es lange bis ins Gehirn", so Schaupp, "bei einem Biss ins Gesicht geht es schneller." Die Inkubationszeit könne bis zu 70 Tage und länger dauern.
Genaue Angaben, wie viele Fledermäuse es im Landkreis gibt, lassen sich nicht machen. "Ich schätze, dass es vier- bis fünftausend sind", sagt Fledermaus-Experte Dieter Fünfstück. Diese dürften gleichmäßig in der Region verteilt leben. Bisher seien im Landkreis 16 Arten nachgewiesen.
Keine Panik
Die meisten Fledermäuse sind in der Regel nicht mit der Tollwut infiziert. "Man muss keine Angst vor ihnen haben", sagt Bundscherer. Im Ernstfall gebe es gute Impfstoffe. Niemand müsse an Tollwut sterben.
In Deutschland wurden seit 1995 183 Fälle von Fledermaus-Tollwut registriert. Allerdings nur drei davon in Bayern.