Toilettenmangel in der Rhön?
Autor: Johannes Schlereth
LKR Bad Kissingen, Freitag, 29. April 2022
Das schöne Wetter und die sprießende Natur zieht die Menschen nach draußen. Abseits der Wege verrichten zahlreiche Wanderer ihre Notdurft. Was unternehmen Kommunen und die Touristiker gegen das Problem?
Wandern in der Rhön - Naturgenuss pur. Zumindest, bis sich auf dem Wanderweg mal der Wind dreht. Rechts und links der Pfade finden sich derzeit häufig weiße Zellulose-Fetzen im Wald. Unter den Taschentüchern liegt dann das Corpus Delicti - Kot. Allein auf einer Strecke von etwa zwei Kilometern fanden sich 65 deutlich sichtbare Stellen, an denen Menschen ihre Notdurft verrichtet hatten - im Durchschnitt alle 30 Meter. Ein Problem, dass sich sowohl optisch als auch geruchlich durch die Rhön zieht.
Unrat in der Rhön: Das ist der Grund
Die Ursache ist schnell gefunden. Es fehlen öffentliche Toiletten entlang der Wanderwege. Das zeigt die Nachfrage bei den Touristikern der Rhön GmbH in Oberbach: WC-Anlagen gibt es im fränkischen Teil nur am Parkplatz Kreuzberg, am Infozentrum Schwarzes Moor, sowie in Bischofsheim, Fladungen, Ostheim, Mellrichstadt, Bad Neustadt, Bad Königshofen, Bad Kissingen, Bad Bocklet und in Bad Brückenau. Eine Online-Karte für die Touristen, auf der die WCs eingezeichnet sind, gibt es nicht.
Gefährlich sind die Hinterlassenschaften im Regelfall zwar nicht, dafür aber eine Belastung für Augen und Nase. Also kein Problem, die Tiere machen es ja auch nicht anders? Der Vergleich hinkt. "Tiere verteilen ihren Kot meist auf große Gebiete. Ein Reh hat den ganzen Wald zur Verfügung", umreißt der Outdoorblog des Sportausstatters "bergfreunde" das Problem.
Touristiker nehmen Stellung
"Wir haben in der Vergangenheit die Entsorgungsproblematik bei Allianztreffen gegenüber Gemeinden und Kommunen angebracht", sagt Alexander Martin, bei den Touristikern zuständig für die Kommunikation und die Digitalisierung. Einen Aktionsplan gibt es laut ihm nicht. Eine Arbeitsgruppe zur Problematik existiert ebenfalls nicht. "Die Rhön GmbH steht mit den Kommunen, Gemeinden, Allianzen, Touristischen Arbeitsgruppen und der Biosphäre in Kontakt und weist auf etwaige Problemstellungen hin", teilt er mit.
In der Verantwortung sind letztlich die Kommunen. Nachgefragt, bei Kommunen, deren Gemarkung sich im Landkreis Bad Kissingen in die Höhen der Rhön erstreckt, zeigen sich vor allem Fragezeichen. "Wo würde man denn die Toiletten platzieren?", fragt Daniel Wehner (CSU), der Burkardrother Bürgermeister. "Das Wanderwegenetz hat ja viele Kilometer", sagt er. Bislang war ihm das Problem nicht bekannt. "Gebaut sind die Toiletten schnell. Anders sieht es beim Unterhalt aus. Aspekte sind dabei die Sauberkeit und natürlich auch der Vandalismus."
Skepsis in den Kommunen?
Ähnlich sieht die Situation der Markt Wildflecken. Gerd Kleinhenz (PWG), der Rathauschef, sagt: Ich weiß nicht, ob es hier der richtige Weg ist, Kommunen in die Pflicht zu nehmen." Denn: Das Wanderwegenetz der Rhön ist groß. Es umfasst insgesamt etwa 8000 Kilometer. Er hört zum ersten mal von der Problematik.