Todesfahrt von Zeitlofs: Angeklagter lässt Anwalt reden
Autor: Steffen Standke
Zeitlofs, Donnerstag, 24. Februar 2022
Am Landgericht Schweinfurt wurden die tragischen Ereignisse der Nacht vom 14. auf den 15 August 2021 aufgearbeitet, bei denen ein Mensch ums Leben kam. Dabei wurden einige erschütternde Details angesprochen.
Der Angeklagte hat eine weiche, dennoch deutliche Stimme. Doch zu hören ist sie kaum. Alles, was er zu jener schicksalhaften Nacht vom 14. auf den 15. August 2021, als in der Zeitlofser Mühlgartenstraße durch seine Schuld ein Mensch zu Tode kam, zu sagen hat, übermittelt sein Anwalt. Auch seine Entschuldigung an die Eltern des 21-jährigen Opfers.
Sein Mandant bedauere den Vorfall außerordentlich, lässt der 24-Jährige aus dem Landkreis Schweinfurt, der seit 26. August in U-Haft sitzt, ausrichten. Bisher habe er es nicht geschafft, sich bei der Familie des Opfers zu entschuldigen. Was passiert sei, tue ihm leid. Doch was war eigentlich passiert?
Fest steht, dass das Angeklagte den Abend vor dem tragischen Unfall mit drei Freunden in der Bad Brückenauer Shisha-Bar verbracht hat. Nach Mitternacht ging es, mit dem späteren Opfer am Steuer, zurück nach Zeitlofs. Dort angekommen, holte der Angeklagte mit der Ankündigung, er wolle sich umbringen, seine Autoschlüssel und setzte sich in seinen Wagen und fuhr los. Das spätere Opfer stellte sich vor das Auto, geriet auf die Motorhaube, sprang oder fiel wenige Meter weiter Richtung Hauptstraße herunter. Dabei - so schilderte es im Prozess der Pathologe, der ihn obduzierte - schlug er mit dem Kopf auf Straße und Bordstein auf und zog sich Brüche am Schädel und Einblutungen ins Gehirn zu. Überlebenschance: null.
In der über seinen Anwalt vorgetragenen Einlassung schilderte der Angeklagte die Ereignisse so. Wenige Tage vor der Schicksalsnacht habe die Clique Urlaub an der Ostsee gemacht. Dabei neben dem Angeklagten und dem Opfer auch eine junge Frau, in die der 24-Jährige sich offensichtlich verliebt hatte. Beide hatten dieselbe Lehre absolviert, gemeinsam für die Gesellenprüfung gelernt und diese abgeschlossen. Nicht nur im Urlaub übernachteten sie im selben Bett, ohne dass es zu sexuellen Handlungen kam.
Gefühle nicht erwidert
Zwei Tage vor der Schicksalsnacht sprach die heute 19-Jährige ihren Verehrer auf dessen Gefühle an; er bestätigte sie. Worauf sie ihm begreiflich machte, dass sie nichts von ihm wollte.
Dennoch half der junge Mann ihr und seinen Freunden am Vorabend des "Unfalls" noch, Dinge für ein Familienfest in Zeitlofs aufzubauen. Am Abend aßen sie Pizza, fuhren in die Shisha-Bar.
Dort sprach der Angeklagte offensichtlich dem Alkohol gut zu (obwohl später in der Nacht "nur" 0,5 Promille gemessen wurden). Schon auf dem Rückweg nach Zeitlofs habe sein Mandant Suizidgedanken mit sich herumgetragen, so der Verteidiger. Insgesamt sei es ihm an dem Tag sehr schlecht gegangen.