Druckartikel: Todbringende Suche nach der eigenen Identität

Todbringende Suche nach der eigenen Identität


Autor: Sigismund von Dobschütz

Bad Kissingen, Donnerstag, 28. Sept. 2017

Renate Eckerts "Brunnenkind" ist gleichwie spannend und unterhaltsam.
Renate Eckerts "Brunnenkind".  Foto: Verlag MainBook


Was wie ein harmloser Ausflug der jungen Schweinfurterin Ilka Maurer ins nahe Bad Kissingen beginnt, endet in dem im August vom Verlag MainBook veröffentlichten Roman "Brunnenkind" der Schweinfurterin Renate Eckert in einer todbringenden Suche nach der eigenen Identität, an deren Ende sogar die Protagonistin beinahe ermordet wird. Als Ilka Maurer in einem Bankschließfach des Vaters, für dessen Angelegenheiten sie zu sorgen hat, seit er nach einem Verkehrsunfall im Koma liegt, das vergilbte Schreiben eines Bad Kissinger Notars findet, erfährt sie daraus von ihrer Adoption im Jahr 1988. War also das bisherige Leben der jetzt 28-Jährigen eine große Lüge?

Spontan sucht Ilka in Bad Kissingen nach der Wahrheit. Bald findet sie in der Kurstadt Anschluss bei jungen Mitarbeitern des Rathauses, verliebt sich in einen charmanten Arzt und wird schließlich sogar ins Herrenhaus der einflussreichen Familie des Lutz von Hohenbach aufgenommen. Hohenbach, der mit Lebensgefährtin, seiner Mutter und deren strenggläubiger Schwester das herrschaftliche Reiterhaus bewohnt, ist der Oberbürgermeister Bad Kissingens - ein 1,90 Meter großer Frauenschwarm mit dichten schwarzen Haaren und dem Gesicht eines römischen Patriziers.

Ihr Hohenbach sei allerdings vom realen Oberbürgermeister "so weit entfernt wie der Mars von der Erde", schreibt Renate Eckert ausdrücklich im Nachwort ihres neuen, inzwischen schon dritten Romans. Sie verweist damit nicht nur ausdrücklich auf die Fiktion ihrer Romanhandlung, sondern auch auf manche andere schriftstellerische Freiheit.

So ließ sie sich von dem Anwesen der Oberen Saline inspirieren und verwandelte es kurzerhand im Roman in das Hohenbach'sche Herrenhaus. Vielleicht hat sich der Verlag wegen dieser Verfremdung realer Örtlichkeit auch bei der Wahl des Covers sehr bewusst für die Spiegelung des Arkadenbau-Fotos entschieden, um den Abstand zur Wirklichkeit deutlich zu machen?

Ortsunkundige Leser werden sich nicht daran stören, doch Kenner der Kurstadt dürfte dies und andere Ungenauigkeiten irritieren: So wird der Kurgarten wiederholt mit dem Kurpark verwechselt und die Tourist-Info im Arkadenbau mit städtischem statt mit Staatsbad-Personal besetzt. Wir Kissinger wissen es besser. Sieht man von solchen Schwächen ab, liest sich das "Brunnenkind" recht locker. Sprachlich einfach, bietet der Roman dem Leser als leichte Lektüre zum Feierabend gleichermaßen Unterhaltung und Spannung.


Lesung

Renate Eckert liest aus "Brunnenkind" am Montag, 9. Oktober, um 19.30 Uhr in Schweinfurt in der Buchhandlung Vogel, Roßmarkt 3. Infos zum Buch: "Brunnenkind" von Renate Eckert, Verlag MainBook, Taschenbuch, 280 Seiten, Preis 11,95 Euro, ISBN 978-3946413844